TATORT Murot und das Murmeltier

Regisseur & Drehbuchautor Dietrich Brüggemann kam mit seinem Team zur Vorführung des HR-TATORTs "Murot und das Murmeltier" auf die Ludwigshafener Parkinsel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der Hessen-TATORT ist für seine Experimentierfreude bekannt. Zum Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel kam das Team in Busstärke, die Bühne reichte kaum für alle aus. Sie hatten einen ganz besonderen Film dabei: Murot und das Murmeltier. Ulrich Tukur erlebt als Kommissar Murot immer und immer wieder dieselbe Situation, solange, bis er stirbt. Das heißt, er muss jedes Mal sterben, damit er aus der Szene herauskommt. Aber das geschieht nur zum Schein, sie wird wieder auf Anfang gestellt: Sein Telefon klingelt und seine Kollegin, gespielt von Barbara Philipp, bestellt ihn zu einem Banküberfall in der Kafkastraße. Aber er weiß schon, wie der SEK-Leiter heißt, ebenso, dass aus der Bank ein Papierflieger mit einer Telefonnummer segeln wird, die er dann anruft. Und überhaupt: Wer überfällt denn heutzutage noch eine Bank?

Murot versucht, die Täter zum Aufgeben zu bewegen, denn „Die Gefängnisse sind eh voll mit Leuten ganz anderer Kaliber.“ Die Szenen werden mit kleinen Variationen durchgespielt, jeweils bis Murot stirbt. Dann beginnt das Ganze wieder von vorne, sein Telefon klingelt, nach dem Gespräch geht er an seinen Kleiderschrank, in dem identische Kleidungsstücke in Sandfarben hängen, er begibt sich auf den Weg zur Kafkastraße.

Schließlich geht Murot, vollends genervt von den immer wiederkehrenden Wiederholungen wie in „Und ewig grüßt das Murmeltier“, wo sich ein Moderator in einer Zeitschleife befindet, sogar im Schlafanzug aus dem Haus. Egal, was Murot auch anstellt, er steckt in der Zeitschleife fest. „Ich sterbe jeden Tag und dadurch bin ich unsterblich“, so sein Resümee.

Ob Murot es schafft, dem Albtraum der ständigen Wiederholung zu entkommen? Das wird hier nicht verraten. Festivaldirektor Michael Kötz riet bei der Vorstellung und Begrüßung der Gäste dazu, am Folgetag der Ausstrahlung die BILD-Zeitung zu kaufen, „Auf die freue ich mich schon.“ Seiner Meinung nach ist es „eine wirklich tolle Arbeit, die Jörg Himstedt und Liane Jessen da machen“.

Leider konnte Murot-Darsteller Ulrich Tukur, der schon öfter auf der Parkinsel zu Besuch war und bereits mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet wurde, wegen Dreharbeiten zu einem neuen TATORT, wieHR-Redakteur Jörg Himstedt verriet, nicht mitkommen. Man darf auf das Resultat dieser Dreharbeiten sicher sehr gespannt sein!

Das Drehbuch zu der verrückten Krimi-Komödie stammt von Dietrich Brüggemann, der im letzten Jahr mit dem SWR-TATORT Stau beim Festival war. Dietrich Brüggemann, der, wie er selbst sagt, eigentlich von der Musik her kommt, hat auch die Filmmusik zu dieser TATORT-Folge komponiert und Regie geführt. Er hatte das gesamte HR-Orchester zur Verfügung, und so schwillt den die untermalende Musik mitunter opernhaft an, unterstreicht die Höhepunkte des Films lautmalerisch. Mit ihm waren nach Ludwigshafen seine Schwester, die Schauspielerin Anna Brüggemann gekommen, sowieTonmann Peter Senkel, der für den Schnitt verantwortliche Stefan Blau, Kameramann Alex Sass, die SchauspielerInnen Julia Kelz, Tina Pfurr, Monika Wojtyllo, Nadine Dubois, Tom Lass, Jörg Bundschuh und Barbara Philipp sowie HR-Redakteur Jörg Himstedt.

Dietrich Brüggemann kam zum 7. Mal auf die Parkinsel und scherzte vor dem Film: „Ich bin zum wiederholten Mal hier. Genau darum geht es auch in dem Film. Und wenn nachher das Publikum tobt, dann ist es auch etwas, das sich wiederholt.“ Und das Publikum tobt wirklich, und zwar vor Lachen, bevor es am Ende begeistert klatscht, denn der Film ist herrlich witzig geworden.

Bei dem sich an den Film anschließenden Gespräch stellt Moderatorin Julia Teichmann die Frage „Wie oft haben Sie den Film gesehen?“, worauf Dietrich Brüggemann erwartungsgemäß antwortet „Jeden Tag“. Es wird gewitzelt auf der Bühne, bis die Fragerunde an das Publikum geht. Denn das ist das Tolle bei diesem Filmfestival: Quasi barrierefrei sitzt das Publikum bei den Filmschaffenden und bekommt nach einer Weile, wenn die Moderatoren mit ihren Fragen fertig sind, das Mikrofon an die Hand und hat nun die Möglichkeit, ebenfalls Fragen zu stellen.

Der Film ist nominiert für den Medienkulturpreis, den Filmkunstpreis und den Rheingold-Publikumspreis 2018. Beim Festival des deutschen Films ist er nochmals zu sehen am Sonntag, den 2. September, 13 Uhr sowie am Samstag, den 8. September, 15 Uhr.

Sendetermin in der ARD: Sonntag, 17. Februar 2019, 20.15 Uhr.

Das Festival des deutschen Films dauert noch bis zum 9. September 2018. Zum Programm hier klicken

Auf dem roten Teppich: In der Mitte Dietrich Brüggemann (Regisseur, Drehbuchautor und Komponist von "Murot & das Murmeltier"), mit einem Teil seines Schauspielteams: (links beginnend) Anna Brüggemann, Tom Lass, Nadine Dubois, Barbara Philipp, Monika Anna Wojtyllo und Marion Kuchenny, Moderatorin beim hr1. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Katharina Schlothauer & Anna Brüggemann & Tom Lass auf dem roten Teppich. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Marion Kuchenny, Moderatorin beim hr1 mit Schauspielerin Barbara Philipp. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Dietrich Brüggemann: Drehbuchautor, Regisseur & Filmkomponist von "Murot und das Murmeltier", HR-TATORT. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz