TATORT: Murot und das Paradies

Auf dem Bild ist ein Teil der Filmcrew des TATORTs "Murot und das Paradies", die zur Premiere des Films auf die Ludwigshafener Parkinsel angereist kam. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Murot resümiert deprimiert auf der Couch, „plötzlich ist man 60 und weiß, dass man nichts hat außer geplatzten Träumen und Rentenansprüchen“. Die Couch steht im Sprechzimmer seines Analytikers, gespielt von Martin Wuttke. Bevor dieser antworten kann, wird Murot (Ulrich Tukur) per Telefon zu einem Tatort beordert. Aber da alles vordergründig nach einem natürlichen Todesfall aussieht, kehrt Murot zurück auf die Couch und erzählt von einem Anruft bei Gott, der jedoch nicht ans Telefon ging.

Die Premiere von Murot und das Paradies war am 27. August 2023 beim Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein. Traditionellerweise war die Filmcrew in Busstärke angereist und präsentierte sich gutgelaunt auf dem roten Teppich.

Der natürliche Todesfall entpuppt sich rasch in der Pathologie doch noch als Fall für die Rechtsmedizin. Die Leiche weist eine merkwürdige OP-Wunde am Nabel auf. Bald gibt es eine zweite Leiche, die dieselbe Besonderheit hat. Beide Personen waren erfahrene Trader und verzockten sich vor ihrem Tod granatenmäßig an der Börse. Jemand, der auf diese Verluste gewettet hat, profitiert davon enorm. Die Firma RAJ gerät ins Visier.

Wie die Rechtsmedizinerin Dr. Dr. Kispert (Eva Mattes) erklärt, waren beide Opfer vor ihrem Tod unbeschreiblich glücklich. Murot und Wächter ermitteln nun, wobei Murot bei einer aufgeheizten Party für Banker landet, wo er sich als stellvertretenden Leiter der Kreissparkasse Butzbach ausgibt. Von Tänzerin Ruby (Ioana Bugarin) auserkoren und hinter die Kulissen geführt, lernt er, das Paradies sei kein Ort, sondern ein Zustand. Eva Lisinska (Brigitte Hobmeier), die hinter den Kulissen agiert, klärt Murot über Impulse auf, die direkt auf das Belohnungssystem wirken. Rasch bekommt Murot die kleine OP am Bauchnabel verpasst und landet in einer Wanne mit warmem Wasser. Nun wird es Science Fiction, denn eine auf seinen Kopf gestülpte Kappe sendet Signale an sein Gehirn. Im Traum telefoniert er nun endlich mit Gott, schwebt im Weltall, unternimmt eine Zeitreise und tötet Hitler.

„Sie waren eine Woche weg! Was zum Teufel ist passiert?“ Magda Wächter (Barbara Philipp) ist wenig erfreut, deckt den Kollegen aber. Murot erzählt von seinem Unterbewusstsein, zu dem das Tor aufgestoßen wurde, „es wird wahr, was ich mir wünsche“. Als Murot ganz abtaucht, ist es sein Analytiker Dr. Wimmer (Martin Wuttke), der Magda Wächter dazu bringt, mit einem Großaufgebot nach Murot zu suchen. Wie so oft wird sie seine Retterin.

Die Folge „Murot und das Paradies“ der Reihe Tatort nimmt ein philosophisch anmutendes Ende: Es sei unmöglich, Glück zu erleben, ohne über das Unglück Bescheid zu wissen. Ein Kreis schließt sich und der Anfang wiederholt sich an einem anderen Ort.

In weiteren Rollen spielten u. a.: Ilknur Boyraz, Josa Butschkau, Karen Dahmen, Jan Krauter, Peter Jordan, Heiko Raulin, Paul Simon, Daniel Drewes, Yu Fang, Pingting Zang, Paul Herwig, Alex Kapl, Linda Chang, Christina Geiße, Julia Elfert und Carolin Albrecht. Drehbuch und Regie: Florian Gallenberger. Redaktion Hessischer Rundfunk: Jörg Himstedt.

Im Anschluss an die Premiere auf der Parkinsel gab es ein Filmgespräch, moderiert von Rüdiger Suchsland. Mit ihm nahmen auf der Bühne Platz: Steffen Wagner – zuständig für die Visual Effects, die Schauspieler Martin Wuttke und Ulrich Tukur, Regisseur Florian Gallenberger, die Schauspielerin Barbara Philipp sowie HR-Redakteur Jörg Himstedt.

Regisseur Florian Gallenberger erzählte in der Runde, dass er TATORT nur dann macht, wenn er auch das Drehbuch schreibt. Während seines Studiums musste er jede Woche ein Exposé schreiben, eines davon aus dem Jahr 1992 sei die Grundlage für „Murot und das Paradies“. Moderator Rüdiger Suchsland zog Parallelen zu Tarantino und Kubrick. Er bezeichnete die Reihe Murot als eine Art Probe dessen, was die Menschen noch gut finden. Ulrich Tukur meinte dazu, dass sie einen Fernsehabend gestalten wollen, der anders ist und denkt nicht, dass die Menschen damit überfordert sind. Florian Gallenberger wollte Träume beschreiben, die Sehnsuchtsfelder abdecken. Barbara Philipp gab humorvoll zu bedenken, sie sei es in der Rolle als Magda Wächter langsam leid, Murot immerzu retten zu müssen. Er könne wenigstens mal danke sagen! Zur großen Erheiterung des Publikums antwortete Ulrich Tukur, „Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich dich jetzt fragen, willst du meine Frau werden?“

Schauspieler Martin Wuttke war schon zum zweiten Mal beim HR-TATORT mit dabei. Seiner Meinung nach wurde im Film eine Analyse beendet, die eigentlich weitergehen müsste.“ Schmunzelnd fügte er hinzu, „wir müssen das fortschreiben“. Steffen Wagner erzählte von den Dreharbeiten zur Raumstation, wo vor einem Greenscreen gearbeitet wurde. Der 3D-Raum wurde später nachchoreografiert, das Raumschiff war ein digitales Modell. Das Paradies im Film ist digital.

HR-Redakteur Jörg Himstedt war von Anfang an begeistert von der Geschichte – mit der Erschießung von Adolf Hitler im Film habe man in diesen Zeiten ein Zeichen in Deutschland setzen wollen.

In den ersten beiden Publikumsreihen saßen noch viele Menschen, die am Film beteiligt waren. Neben SchauspielerInnen waren der Komponist dabei, das Casting, die Kostümbildnerin, der Editor, Beleuchter, Szenenbildner und mehr. Einige der Beteiligten standen vor dem voll besetzten Gesprächszelt. Insgesamt waren 60 am Film beteiligte Personen zur Premiere auf die Parkinsel angereist. Der nächste HR-TATORT wird die letzte Eigenproduktion des Senders werden. Allgemein wurde sehr bedauert, dass dann etliche wegfallen, mit denen man so lange so gut zusammengearbeitet hatte.

„Murot und das Paradies“ wird voraussichtlich noch in 2023 in der ARD gesendet.

Zum Gesamtprogramm des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen Rhein.

Er könne wenigstens mal danke sagen, wenn sie ihn rette, meinte Barbara Philipp im Filmgespräch zu "Murot und das Paradies". Zur großen Erheiterung des Publikums antwortete Ulrich Tukur, „Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich dich jetzt fragen, willst du meine Frau werden?“ Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Barbara Philipp spielt die Ermittlerin Magda Wächter in den Murot-TATORTen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Martin Wuttke spielt in "Murot und das Paradies" den Analytiker Murots. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Alex Kapl mit Karen Dahmen und Barbara Philipp auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Florian Gallenberger schrieb das Drehbuch und führte Regie beim TATORT "Murot und das Paradies". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Steffen Wagner war beim TATORT "Murot und das Paradies" für die Visual Effects zuständig. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
HR-Redakteur Jörg Himstedt mit Schauspielerin Barbara Philipp auf dem roten Teppich in Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Das Filmgespräch zu "Murot und das Paradies, links beginnend: Steffen Wagner, Visual Effects, die Schauspieler Martin Wuttke und Ulrich Tukur, Regisseur Florian Gallenberger, Schauspielerin Barbara Philipp, HR-Redakteur Jörg Himstedt und Moderator Rüdiger Suchsland. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz