Tatort Quadratestadt

Polizeipräsidium Mannheim Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz

Das Polizeipräsidium in Mannheim wurde am Morgen des 13. April selbst zum Tatort. Und zwar für die Twotones & Martin Boll. Das Kulturnetz Mannheim Rhein-Neckar lud in den malerischen Innenhof des Polizeipräsidiums ein. Martin Boll, vormals Sprecher der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Mannheim und nunmehr Leiter der Technischen Prävention, freute sich bei der Begrüßung, dass das Publikum freiwillig gekommen sei, denn das könne man an diesem Ort nicht immer sagen.

Rainer Klundt begleitete Anna Krämer auf dem elektrischen Klavier. Die Sängerin füllte mit ihrer gewaltigen Stimme den Innenhof des ehemaligen Bezirksamtes, der voll besetzt war, mühelos aus. So legte sie denn auch gleich los mit „Ach Liebling, was hatten wir für schöne Jahre“ und wer dabei an eine schmachtende Geliebte dachte, die zum vergitterten Fenster hoch singt, lag damit falsch. Denn Anna Krämer parodierte mit schauspielerischem Geschick einen Giftmord, und man ahnte, Liebling weilt nicht hinter Gittern, sondern an einem weitaus kühleren Ort. Das Publikum wurde mit einbezogen und die Antwort auf die Frage „Wie lange sind Sie schon zusammen?“, mit einem „Und wie lange haben Sie noch?“ pariert. Auch als in der Ballade über die Hochzeitsgesellschaft der Pfarrer die Feiergemeinde mit „Werte Trauergemeinde“ begrüßt und der Organist „It’s time to say goodbye“ intoniert, ahnt man, hier läuft etwas aus der Reihe.

Martin Boll war viele Jahre bei der Schutzpolizei und mit einer Begebenheit aus dieser Zeit begann er seine unterhaltsamen, mit Humor vorgetragenen Anekdoten. Etwa die von dem Verkehrssünder, der sich mit seinem Auto einer Sachbeschädigung schuldig machte und anbot, den Schaden selbst zu beheben. Was er auch durfte und damit eine Menge Geld sparte. Er erzählte auch von den Gewahrsamszellen, die schon manch prominenter Zeitgenosse besichtigen durfte und davon, dass Steuerfahnder keine Waffen tragen und deshalb von der Kriminalpolizei begleitet werden.

Völlige Ruhe herrschte jedoch im Innenhof, als Martin Boll von der Zeit zwischen 1989 und 1995 berichtete, in der einige italienische Staatsangehörige, die der Mafia zuzurechnen waren, ihren Wohnort aus einem sizilianischen Küstenort nach Mannheim verlegten. In diesem Umfeld geschahen damals einige Morde. Einem der Hauptzeugen in einem der anstehenden Prozesse wurde eine stehengebliebene Uhr überreicht. Dies gilt in Mafiakreisen als Todesdrohung und der Mann wurde zu seiner eigenen Sicherheit in eine der Gewahrsamszellen verbracht.

Und die durfte das Publikum dann auch gleich besichtigen. Diese sind, wie zu ahnen war, mit keinerlei Komfort ausgestattet und laden nicht sonderlich zum Verweilen ein. Im Flur erzählte Martin Boll von weiteren Fällen und von einem, dessen Lösung einer wachsamen Nachbarin zu verdanken war. Die machte nämlich Meldung, dass in der Nachbarswohnung die Katze alleine sei, was absolut ungewöhnlich war. Zum Glück gingen die Beamten der Meldung nach. Denen fiel als Erstes ein intensiver Geruch von Duftstoffen auf, der im Keller immer intensiver wurde. Durch Zufall kam dann noch heraus, dass der zu dieser einen Wohnung gehörige Keller vor einiger Zeit getauscht wurde, wovon aber nicht viele wussten. In dem Keller, der ursprünglich zu besagter Wohnung gehörte, mischte sich dem Wohlgeruch eine süßliche unangenehme Komponente bei. Der Mieter des Nachbarkellers hatte wegen dieses Gestanks schon sein dort eingelagertes Sauerkraut entsorgt, da er es für vergammelt hielt. Die eigentliche Geruchsquelle lag jedoch seit drei Monaten eng in Teichfolie eingewickelt.

Mit einer abschließenden Fragerunde und einem letzten Lied der Twotones in dem Flur, von dem aus die Gewahrsamszellen zugänglich sind, wurde das Publikum wieder ins helle Sonnenlicht entlassen. Dem Vernehmen nach durften alle Gäste das Gebäude wieder verlassen. Eine gelungene Veranstaltung, spannend und mal was anderes, so war beim Hinausgehen vielfach zu hören.

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Die Twotones beim Tanz mit dem Publikum. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz
Martin Boll, vormals Sprecher der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Mannheim und nunmehr Leiter der Technischen Prävention. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz
Blick aus einer der Gewahrsamszellen. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz