Themenabend Sicherungsverwahrung

Das Foto zeigt Rudolf Egg, Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Nach einer Tat müssen alle Beteiligten irgendwie weiterleben. Die oftmals schwer traumatisierten Opfer. Und die Täter, welche die Gesellschaft so schwer beschädigt haben. Der Themenabend Sicherungsverwahrung in der ARD am 10. September wirft die Frage auf, wie eine Gesellschaft mit den Tätern umgeht. Was geschieht mit Straftätern, die nach Verbüßung ihrer Haftstraße und einer anschließenden Sicherungsverwahrung in die Freiheit entlassen werden? Diese Frage stellte sich explizit, als sich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte des Themas annahm und Freilassungen anordnete.

Im Film Ein offener Käfig, nach dem Drehbuch von Holger Joos, zieht bei dem völlig überraschten Robert Döhring plötzlich sein Bruder ein, der aus seiner Sicherungsverwahrung entlassen wurde. Obwohl zwar nur vorübergehend, gibt es eine Menge Probleme. Der Film, der keine Lösung zur komplexen Thematik anbietet, wurde beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit zwei Preisen ausgezeichnet. Mehr zum Film und zur Preisverleihung an Drehbuchautor Holger Joos ist hier zu lesen: Ein offener Käfig. Zum Interview mit dem Kameramann des Films Jürgen Carle. Regie führte Johannes Grieser.

Im Anschluss an den Film „Ein offener Käfig“ wird am selben Abend die Dokumentation Wieder draußen gezeigt. Im Jahr 2009 zog ein entlassener Straftäter in der Eifel wieder bei seinem Bruder ein, was zu Protesten in der Bevölkerung führte, der Rechtsextreme und die Medien anzog. Der Mann selbst ging vorübergehend freiwillig wieder in eine JVA. Heute lebt sein Bruder an einem geheimen Ort. ARD-Autor Wolfgang Luck reiste für die Dokumentation in die JVA Ludwigshafen und traf dort auf einen Mann, der seine Frau ermordet hat. Wie soll die Gesellschaft mit diesen Menschen umgehen? Wie hoch ist die Gefahr, dass sie trotz Therapie rückfällig werden? Diesen Fragen wird nachgegangen.

Der Psychologe Rudolf Egg war bei den Dreharbeiten zu „Ein offener Käfig“ als Berater tätig. Professor Dr. Egg ist Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, einer Forschungs- und Dokumentationseinrichtung von Bund und Ländern. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Rückfälligkeit und Behandlung von Straftätern, Sexual- und Gewaltdelikte, Aspekte von Tätern und Opfern sowie die forensisch-psychologische Begutachtung. Im Juli war Rudolf Egg zur Vorstellung des Films auf die Ludwigshafener Parkinsel angereist. Bei dem sich an die Vorführung anschließenden Publikumsgespräch erzählte er, dass er an einem Drehtag dabei war und zwar bei der Szene am Wasser. Auf die Frage, ob die Familie den Täter bei sich aufnehmen müsse, antwortete er, dass dies nicht der Normalfall wäre. Aber im Film war der Täter Miteigentümer des Hauses, da lag ein besonderer Fall vor. Der ebenfalls anwesende Drehbuchautor Holger Joos betonte die Wichtigkeit des Beraters, er habe die Szene der Strafentlassung mit Rudolf Egg abgesprochen. Abschließend führte Rudolf Egg aus, ein Täter wisse in der Regel nicht, weshalb er so handle. Häusliche Gewalt sei immer ein Risikofaktor, aber es ist keine Erklärung. Es gäbe ganz unterschiedliche Entstehungszusammenhänge für Straftaten. Einer der Botschaften des Films „Ein offener Käfig“ sei die Trennung zwischen der Verurteilung schwerer Taten und der Familienzugehörigkeit des Täters zu seinem Bruder.

Themenabend Sicherungsverwahrung in der ARD, am Mittwoch, 10.9.2014

Film „Ein offener Käfig“: 20.15 Uhr

Dokumentation "Wieder draußen", 21.45 Uhr