»Tod im Internat« auf der Insel

In großer Besetzung reiste die Filmcrew von "Tod im Internat" zur Vorstellung des Films beim Festival des deutschen Films an. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz

Startbahn West. Die nicht mehr ganz so Jungen erinnern sich noch sehr gut an die Auseinandersetzungen in diesem Zusammenhang. Zwei Polizisten wurden damals erschossen. Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte von Schülern im Internat erzählt und dabei in dem Politthriller Tod im Internat auch noch gleich die jüngere bundesrepublikanische sowie DDR-Vergangenheit beleuchtet. Nach und nach wird aufgedeckt, wie alle Handlungsstränge, die in dem geschlossenen Raum Internat ineinander laufen, verwoben sind, wer mit wem zu tun hat und wie alles zusammen hängt.

Eine verdeckte Ermittlerin wird ins Internat als Lehrerin eingeschleust, um das Verschwinden einer der Schülerinnen, die ausgerechnet die Tochter eines hohen Beamten des Verfassungsschutzes ist, zu klären. In der Schule kam ein Schüler zu Tode. Sind alte Seilschaften der Stasi zu Gange? Der Vater der Verschwundenen verhält sich merkwürdig. Was hat er selbst in seiner Jugend gemacht?

Der Zweiteiler verwebt gekonnt persönliche Schicksale vor dem Hintergrund der besonderen Situation der deutschen Teilung. Großartiges Staraufgebot macht den Film neben hervorragenden Bildern zu einem sehenswerten Erlebnis. Das Drehbuch schrieb Frauke Hunfeld, Regie führte Torsten C. Fischer. Kamera-Mann: Holly Fink, Musik: Warner Poland, Wolfgang Glum. Ton: Bernhard Joest-Däberitz.

Zur Film-Vorführung auf die Ludwigshafener Parkinsel kamen ZDF-Redakteur Pit Rampelt, Drehbuchautorin Frauke Hunfeld, die sich insgesamt fünf Jahre mit dem Stoffe befasst hatte, die Schauspieler Karoline Eichhorn, Joachim Król, Nadja Uhl. Martin Feifel kam direkt von der Autobahn angereist und grade noch rechtzeitig auf die Bühne gelaufen. Regisseur Torsten C. Fischer saß im Anschluss an den Film ebenso beim Filmgespräch wie die jungen Schauspieler Emma Drogunova und Merlin Rose. Auch Produzent Andreas Schneppe war gekommen, um die Fragen von Josef Schnelle und Julia Teichmann zu beantworten.

Den Regisseur Torsten C. Fischer hat dieser Stoff mit komplizierter, intensiver Verschachtelung der Figuren und die politischen Themen überzeugt. Man merke auch den unterschiedlichen Zugang, den jeder hat, je nachdem, ob er in der Bundesrepublik oder in der DDR aufgewachsen ist. Er persönlich könne sich noch gut an die Startbahn West erinnern. Die Polizistenmorde, die damals passierten, sind nicht vollends aufgeklärt. Die Startbahn West lag darnieder, als zwei Polizisten getötet wurden.

Julia Teichmann wendet sich direkt an die Drehbuchautorin Frauke Hunfeld. „Wie kamen sie auf ein Internat?“ Die erzählt, die ursprüngliche Idee sei von Andreas Schneppe gekommen, eine Geschichte in einem geschlossenen Raum zu entwickeln, die sich dann in alle Richtungen entwickelt. Jede Figur habe ihre eigene Geschichte, letztendlich gehe es um Geheimnisse und Lebenslügen, das Politische komme hinzu. Es sei ein Symbol für das was wir schon oft erlebt haben. Sie denke, beide deutsche Staaten haben ihre Geheimnisse. Wenn man um jeden Preis versucht, Ideologie durchzusetzen, bleiben Leute auf der Strecke. „Manche muss man zu ihrem Glück zwingen“, das hätten in beiden deutschen Staaten viele versucht und wären daran gescheitert. Sie sei gespannt, ob sich für das Publikum diese Geschichte auflöst, ob der große Bogen und das was dahinter stehen soll, verstanden wird.

Joachim Król hat viel mehr als bei anderen Krimiformaten bei diesem Film das Gefühl, dass er den Fahndern bei der Arbeit zugesehen hat. Die haben nicht über die Arbeit geredet, sondern man konnte ihnen zusehen, wie sie ihre Arbeit tun. Das sie eine ganz hohe Qualität, so was habe er als Zuschauer, der er ja auch ist, in dieser Form selten gesehen. Er sei heute Abend richtig froh.

Karoline Eichhorn erzählt, sie habe während der Dreharbeiten viel mit der Regie gesprochen, das war wichtig, weil sie punktuell auftrat. Nadja Uhl sagt, die Lebenslügen der Eltern würden sich im Film in den Kindern spiegeln. Die Interessen von Macht kenne keine Moral. Schülerdarsteller Merlin Rose sieht die Kinder als Opfer. Emma Drogunova berichtet davon, wie sie zur Vorbereitung auf ihre Arbeit Youtube-Videos angeschaut und das Drehbuch mehrmals gelesen habe, denn ihre Eltern kämen aus Russland und konnten ihr deshalb nichts aus eigener Anschauung über das damalige Deutschland erzählen.

Auch Schauspieler Martin Feivel war von dem Drehbuch fasziniert, wie aus einem Samenkorn werde daraus eine politische Geschichte, in der es um Schuld und Sühne gehe. Wie kaltschnäuzig werden Menschen abgewickelt, wenn es um Macht geht? Es sei für ihn eine sehr schöne und intensive Arbeit gewesen.

Frauke Hunfeld erzählt von einer fünfzehn Meter langen Tapetenrolle, auf der sie die Geschichte während fünf Jahren skizzierte und gemeinsam mit Andreas Schneppe den Stoff entwickelte.

Cutter Benjamin Hembus berichtet von seiner neunmonatigen Schneidezeit an dem Film. Beim ersten Teil des Films habe er daran gearbeitet, wo setzt man Informationen, wann deckt man auf, wer mit wem zusammen arbeitet? Das war ein Wahnsinnsakt, weil wir Interesse wecken wollten und Informationen zurückhalten. Er sei in jedes Tape reingegangen und habe gedacht „Spielen die da wieder gut! Wie erzeugen die diese Spannung? Wir haben überall Gold und müssen das nur feinspinnen.“ Der Produzent erzählt dann noch, dass auch die Musiker auf der Parkinsel seien.

Und die eingangs gestellte Frage der Drehbuchautorin, wie der Film wohl beim Publikum ankam? Lange anhaltender Applaus und etliche Zuschauerbeiträge zeugten von der hohen Akzeptanz und Begeisterung des Publikums für „Tod im Internat“.

Der Zweiteiler wird im ZDF ausgestrahlt, am 9. und am 11.10.2017, 20.15 Uhr.

Das Filmgespräch zu "Tod im Internat". Links beginnend: Josef Schnelle, Frauke Hunfeld, Pit Rampelt, Karoline Eichhorn, Joachim Król, Torsten C. Fischer, Nadja Uhl, Merlin Rose, Emma Drogunova, Martin Feivel und Benjamin Hembus. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Karoline Eichhorn spielt in "Tod im Internat" die Mutter der vermissten Schülerin. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Nadja Uhl ermittelt in "Tod im Internat". Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Joachim Król hat in "Tod im Internat" ein Geheimnis. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Martin Feivel taucht in "Tod im Internat" nach Jahren im Untergrund plötzlich wieder auf. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Emma Drogunova spielt die vermisste Schülerin in "Tod im Internat". Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Merlin Rose spielt einen Schüler im Elite-Internat. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Drehbuchautorin Fauke Hunfeld befasste sich fünf Jahre mit dem Stoff zu "Tod im Internat". Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Benjamin Hembus verbrachte mit dem Filmmaterial zu "Tod im Internat" neun Monate im Schneideraum. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz