»Tod am Rennsteig – Haus der Toten« mit Bernhard Conrad

ARD/MDR TOD AM RENNSTEIG - HAUS DER TOTEN, am Donnerstag (13.03.25) um 20:15 Uhr im ERSTEN. Das Ermittler-Duo Jan Kawig (Bernhard Conrad) und Annett Schuster (Kristin Suckow) versucht, das Schlimmste zu verhindern. © MDR/ARD Degeto/Oliver Feist

Im zweiten Teil der Reihe »Tod am Rennsteig« führt Autor Jens Köster durch eine Kriminalgeschichte voller atmosphärischer Thriller-Elemente und unerwarteter Wendungen. Im Zentrum der Reihe steht die sogenannte Operative Fallanalyse (OFA), die Teil der Kriminalistik ist und in der Regel bei schweren Straftaten zum Einsatz kommt.

Darum gehts in der neuen Folge: In der Abgeschiedenheit des Thüringer Waldes zerreißen am frühen Morgen vier aufeinanderfolgende Schüsse die Stille. Kurz darauf flüchtet eine schwarz vermummte Gestalt aus einem italienischen Restaurant. Mit einem Geländemotorrad rast der Unbekannte in das nebelige Dickicht und verschwindet spurlos. Als Kriminalpsychologin Annett Schuster (Kristin Suckow) und Profiler Jan Kawig (Bernhard Conrad) vom LKA Erfurt zum Tatort gerufen werden, bietet sich ihnen ein schockierendes Bild: Zwei Ehepaare, darunter die Restaurantbetreiber Ricarda und Toto Sardini, wurden auf kaltblütige Weise ermordet. Einzig die 16-jährige Tochter Rebecca (Mariella Aumann) hat überlebt, kann sich aber an nichts erinnern. Ist sie der Schlüssel zur Aufklärung der Morde? Und welche Rolle spielen die scheinbar mysteriösen Verbindungen zur Mafia? Je tiefer das Ermittlerteam in den Fall eintaucht, desto düsterer werden die Abgründe einer Familiengeschichte, die sich offenbart. Ein komplexer Fall für das Team der Operativen Fallanalyse.

Der MDR stellte ein Interview mit Bernhard Conrad zur Verfügung.

In Kawigs Haus bildet sich um das Duo Kawig-Schuster eine Familie, die sich nur dann wie keine anfühlt, wenn man genauer hinsieht: Kawigs Vater, der nur wegen eines Schadens an seinem Hausdach auftaucht, ein Kind, das eigentlich Zeugin ist und zwei ganz verschiedene Ermittler. Wie prägt diese »Wohngemeinschaft« das Verhältnis der Charaktere?

Bernhard Conrad: Die Situation im Haus ist sehr angespannt. Die 16-jährige Rebecca scheint die einzige Zeugin des brutalen Mordes an ihren Eltern und deren Freunde zu sein, kann sich aber an nichts erinnern und ist traumatisiert. Der achtsame Umgang mit ihr, um herauszufinden, was tatsächlich passiert sein könnte und ihr gleichzeitiger Schutz, stehen an vorderster Stelle. Diese Aufgabe bringt Annett Schuster und Jan Kawig ein Stück näher zusammen. Und es gibt die klare Rollenverteilung, dass Annett Rebeccas Vertrauensperson wird.

Das plötzliche Erscheinen von Kawigs Vater scheint das sensible Gefüge und auch die Sicherheitslage zu gefährden. Kawig sieht sich mit dem Gedanken konfrontiert, sein Vater könnte erneut in die Hände skrupelloser Mörder geraten. Andererseits will er ihn nicht auf der Strasse sitzen lassen. Was kann er mehr tun, als ihn über die Situation aufzuklären und an seine Eigenverantwortung zu appellieren. Es erweist sich im Verlauf natürlich als glücklicher Umstand, ihn im Haus zu haben.

Jan Kawig zeigt sich als Vorbild, wenn es darum geht, das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren und sich Fehler einzugestehen. Was denken Sie über diesen ungewöhnlich offenen Umgang mit Fehlern?

Bernhard Conrad: Was wir gesellschaftlich nicht deutlich genug zulassen, ist das Eingestehen der zu jeder Zeit möglichen eigenen Fehlbarkeit. Im ersten Teil unserer Reihe habe ich Jan Kawig sagen lassen, dass er nicht weiterweiß und sich für den Tag verabschiedet. Das stand so nicht im Drehbuch, aber die Regie und die Redaktionen haben es angenommen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich denke, es ist an der Zeit, der Ehrlichkeit den Vortritt vor der Maskerade zu geben.

Jan Kawig ist gelernter Zimmermann – wie erklären Sie sich diese beiden sehr unterschiedlichen Berufsfelder in seinem Lebenslauf?

Bernhard Conrad:Ich habe vor dem Dreh des jetzigen zweiten Films die von unserem Drehbuchautor Jens Köster entwickelte Biografie von Jan Kawig bekommen. Nur deswegen kann ich die Frage auch tatsächlich beantworten. »Polizist, gar Profiler zu werden, stand nie auf dem Plan. Erst als er (Kawig) während seiner Walz in den Dunstkreis einer Mordermittlung geriet, nahm seine zweite Karriere Gestalt an. Er brachte die Ermittler mit einfachen Fragen und verblüffenden Annahmen auf die Spur des Täters. Ein alter Kommissar lockte ihn als Quereinsteiger zur Polizei. Schnell interessierte sich Kawig für das Profiling, auch wenn ihm der Begriff viel zu spektakulär klingt.«

Wir erleben Kawig zum ersten Mal flirtend: mit der Försterin Maja Schorlau. Was findet er interessant an ihr?

Bernhard Conrad: Er erkennt schnell, dass er es mit einer Frau zu tun hat, die in ihrer Art nicht dem typisch weiblichen Bild entspricht, nicht ins Raster passt. Auf Anhieb erscheint sie unabhängig, sehr selbstbestimmt und sagt, wie er, offen heraus, was sie denkt und empfindet. Vermutlich wird sie, wie er auch, mit dieser Eigenart in der Gesellschaft anecken.

So wie ihre gemeinsame erste Begegnung abgelaufen ist, hat er jedenfalls noch keine Frau kennengelernt. Sie verblüfft und überrascht, und zugleich wirkt ihre selbstbestimmte Art auch beruhigend auf ihn. Die Summe dieser Aufzählung macht den Reiz für ihn aus.

Kawig ist ein respektvoller, kooperativer Charakter – gerade im Gegensatz zum korrupten Kollegen Diehl wird das deutlich. Wie wichtig ist es Ihnen, als Ermittler den Typus des Alleingang-Ermittlers abzulösen?

Bernhard Conrad: Das Superhirn und der Nerd, der Exzentriker und der Spaßmacher, der Asket und der Hedonist. Die Notwendigkeit des Auffallens und der Genialität steht zu oft an oberster Stelle. Das finde ich uninteressant. Es ist gut, dass seit Längerem Ermittler-Teams die Szenerie bestimmen. Und als einziger Mann im Team ist mir die Darstellung von Kooperation wichtig. Team vor Ego. Es ist doch wie im echten Leben auch, wir kommen alle nur weiter, wenn wir das Miteinander pflegen.

SENDETERMIN: Donnerstag, 13. März 2025, 20:15 UHR, im Ersten und in der ARD Mediathek