»Trollinger meets CD-Pils«

Ein Bier-Krimi-Autor interviewt den Schreiber von »Tödliches Cannstatter Zuckerle«

Wo spielt dein neuer Krimi? Und was ist dein Bezug zu den Orten?

Jochen Bender: Stein auf Stein, ganz ohne Mörtel wurden im Cannstatter Zuckerle Mauern aufgeschichtet, um trotz steiler Hänge Weinbau zu ermöglichen. Diese Schwerstarbeit unsere Vorfahren fasziniert mich schon lange. Als Krimi-Autor drücke ich meine Faszination durch einen Mord aus. Ich wuchs in Cannstatt auf und war viel im Nahe gelegenen Remstal unterwegs. So kommen noch die Grabkapelle auf dem Württemberg und Strümpfelbach im Remstal hinzu. Am exotischten ist sicher Schlitz als Handlungsort des Krimis. In dem Städtchen übernachtete ich mehrfach auf Radtouren, so kam es zu der Ehre.

Dein Krimi greift das Thema Wein auf. Bist du ein Fan der Württemberger Weine?

Jochen Bender: Wein entdeckte ich, als sich der deutsche Weinbau durch die Fokussierung auf billige Massenware in eine Sackgasse manövriert hatte. Auf Reisen lernte ich französische und Spanische Weine kennen, die nicht nur besser schmeckten, sondern auch ein cooleres Image besaßen. Damals entwickelten sich meine Vorlieben, denen zufällig auch mein Kommissar Hurlebaus frönt. Aber wie Hurlebaus anerkenne ich, dass die hiesigen Weinbauern ihre Fehler anerkannt haben und es heute auch durchaus gute heimische Gewächse gibt, die ich hin und wieder genieße.

Würdest du den Krimi als Weinkrimi bezeichnen?

Jochen Bender: Keineswegs, auch wenn der Mord im Weinberg-Häusle sicher eine Schlüsselszene ist. Aber der Tote trank dort Bier, und zwar zur Empörung von Kommissarin Walter ein Discounter-Bier aus einem Gefäß, in das nach ihrer Meinung Craft-Beer gehört. Selbstgebrautes Bier spielt im weiteren Verlauf noch eine Rolle. Andererseits erlebt der Leser Hurlebaus oft beim Weingenuss.

Craft-Beer? Dann wilderst du ja in meinem Revier!

Jochen Bender: (lacht) Nein, keine Sorge. Wenn wir einen Veranstalter dafür finden, können wir gerne eine Lese-Battle »Trollinger meets CD-Pils« gegeneinander austragen.

Welche Autoren sind deine Vorbilder?

Jochen Bender: John Grisham und Armistead Maupin mit seinen Stadtgeschichten, die er nach sechs Bänden zum genau richtigen Zeitpunkt enden ließ.

Es ist also kein Zufall, dass deine Anita-Schenk-Reihe ebenfalls nach sechs Bänden endete?

Jochen Bender: Nein, auch dort hörte ich auf, als es richtig gut war. Ich finde es Schrecklich, wie vieles toderzählt wird. Wilsberg oder die Münsteraner Tatorte waren einst richtig gut. Heute sind die Figuren nur noch ein müder Abklatsch ihrer selbst. Gleiches gilt für viele Bücher-Serien, ohne dass ich Autorenkollegen namentlich nennen möchte.

Dann wird mit Hurlebaus ebenfalls nach sechs Bänden Schluss sein?

»Jochen Bender: Schauen wir mal, gerade erschien der dritte und der vierte ist in der Pipeline.