Der dreizehnte Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde am 12. Oktober im Rahmen des AutorInnenempfangs der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus im Hotel Imperial an Uli Brée verliehen. Der diesjährige Preisträger wurde für seinen Kriminalroman „Du wirst mich töten“ (Amalthea Verlag) ausgezeichnet.
Der mit 5.000 Euro dotierte Literaturpreis wurde von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Benedikt Föger, dem Präsidenten des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, überreicht. Der Leo-Perutz-Preis wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gestiftet und mit freundlicher Unterstützung der Bestattung Himmelblau ausgerichtet.
Auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis 2022 waren insgesamt fünf Werke zu finden: Neben Uli Brée waren auch Heidi Emfried mit „Wiener Wiederauferstehung“ (Verlag Anton Pustet), Georg Haderer mit „Seht ihr es nicht?“ (Haymon Verlag), Josef Kleindienst mit „Mein Leben als Serienmörder“ (Sonderzahl Verlag) und Gudrun Lerchbaum mit „Das giftige Glück“ (Haymon Verlag) nominiert.
Die Laudatio hielt die Autorin Sabina Naber. Im Anschluss lasen alle Nominierten an unterschiedlichen Locations der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus.
Der Autor
Uli Brée wurde 1964 in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen) geboren, ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Drehbuchautoren, u. a. für Kult-Serien wie „Vorstadtweiber“, „Vier Frauen und ein Todesfall“ sowie „Tatort“. Mit Rupert Henning und André Heller hat er den Kinofilm „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ verwirklicht. Er absolvierte eine Clownausbildung an der School of Fools und seine Schauspielausbildung an der Schauspielschule Krauss in Wien.
Aus der Begründung der Jury
„Egal ob als Drehbuch- und Theater-Autor, Schauspieler oder Regisseur – um nur einige seiner Talente zu nennen – Uli Brée weiß, was er tut. Es ist also keine Überraschung, dass er auch mit seinem literarischen Krimidebüt „Du wirst mich töten“ auf ganzer Linie überzeugt. Das düstere, temporeiche Vexierspiel rund um Tabata Goldstaub, einer vielschichtigen Frauenfigur, die sich im Laufe der Story erst zu ihrer ganzen Komplexität entfaltet, zieht Leserinnen und Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Der Autor versteht sich darauf, das komplexe Beziehungsgeflecht seiner Figuren im Laufe dieses hervorragend komponierten Romans effektvoll zu enthüllen und offenbart damit nach und nach all die Traumata, die enttäuschten Hoffnungen und die dysfunktionalen Überlebensstrategien, die hinter all der Gewalt und Selbstverletzung liegen.
Trotzdem verliert sich Brée aber zu keinem Zeitpunkt in Larmoyanz oder überbordender Gefühlsduselei: Seine Sprache ist kompromisslos, direkt und geradlinig – hier wird nichts verschleiert, die Dinge werden beim Namen genannt, kein Satz ist zu viel. In wenigen Worten entstehen so filmreife Szenen vor dem inneren Auge der Leserinnen und Leser, die sich diesem bildgewaltigen Sog nur schwer entziehen können. Der Autor beweist dabei aber nicht nur seinen sicheren Instinkt für die dunklen Seiten der Menschheit, sondern lässt ab und zu sogar ein wenig Hoffnung und Menschlichkeit durchblitzen, während wir mit Tabata Goldstaub in den Abgrund rasen. Brée ist mit diesem Thriller ein seltenes Kunststück gelungen – ein Pageturner mit Tiefgang, der mit all seinen überraschenden Wendungen noch lange nachwirkt.“
Die Jury
Die Jury 2022 besteht aus Jury-Sprecherin Sylvia Fassl-Vogler (Stadt Wien Kultur), Susanne Remmer (HVB, Buchhandlung Franz LEO & Comp.), Sabina Naber (Krimi-Autorin), Ina Rossak (Thalia) und Silvia Vertetics (Bestattung Himmelblau).
Der Preis
Mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur, der jährlich vergeben wird, werden Krimis ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen.
Bisherige PreisträgerInnen
Im Vorjahr ging der Preis an Anne Goldmann für ihren Kriminalroman „Alle kleinen Tiere“ (Argument Verlag). Die weiteren Preisträger*innen der letzten Jahre: 2020 Ursula Poznanski mit „Vanitas – Grau wie Asche“ (Droemer-Knaur), 2019 Alex Beer mit „Der dunkle Bote“ (Limes Verlag), 2018 Fritz Lehner mit „Nitro“ (Seifert Verlag), 2017 Alex Beer mit „Der zweite Reiter“ (Limes Verlag). 2016 Andreas Gruber mit „Racheherbst“ (Goldmann Verlag), 2015 Theresa Prammer mit „Wiener Totenlieder“ (Marion von Schröder Verlag) und 2014 Eva Rossmann mit „Männerfallen“ (Folio Verlag).