Das Verlangen - ein TATORT aus München

Udo Wachtveitl ermittelte gemeinsam mit Miroslav Nemec dreißig Jahre lang in insgesamt 100 Folgen als Kommissar im Münchner TATORT. Gleich bei seiner Ankunft auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen wurde er von Fans umringt und um Autogramme gebeten. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Dreißig Jahre lang haben sie in 100 Fällen ermittelt, die beiden Münchner TATORT-Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) . Und nun, kurz vor ihrer filmischen Pensionierung als Kommissare, hat es Udo Wachtveitl geschafft, zum Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein zu kommen, wo er auf dem roten Teppich begrüßt wurde. Das Verlangen heißt die Folge, die gezeigt wurde. Weil das Theater die „zweite Welt“ von Regisseur Andreas Kleinert ist, spielt diese Folge im Münchner Residenztheater, das den Dreharbeiten zustimmte. Das Drehbuch stammt von Holger Joos und Norbert Baumgarten.

Im Film wird Tschechows "Die Möwe" im Theater aufgeführt. Alsbald nimmt die Vorstellung eine schreckliche Wendung, denn Schauspielerin Nora Nielsen (Giulia Goldammer) stirbt auf offener Bühne. Was natürlich ein Worst Case-Szenario darstellt. Davor hat sie aus einer Flasche eine rote Flüssigkeit getrunken, „Theaterwein“, also Traubensaft. Das eigentliche Theaterstück scheint sich hinterm Vorhang abzuspielen, denn da geht es ziemlich unerbittlich um Neid, Konkurrenz, Affären und um Macht. Die Verträge der Schauspielenden laufen immer für ein Jahr. Wer sich nicht anpasst, erhält knallhart keine Verlängerung. Rasch stellt sich heraus, Nora starb an einer Überdosis des Schmerzmittels Tilidin.

Ivo Batic ( Miroslav Nemec), Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Kalli Hammermann ( Ferdinand Hofer) ermitteln in der Theaterwelt, die weitaus weniger schillernd dargestellt wird, als man vermuten könnte. Die Beteuerung der Inspizientin, „wir sind eine Familie. Wir passen alle aufeinander auf“, wird schnell ad absurdum geführt. Leitmayr ist sich sowieso sicher, „hier drin darfst du nicht alles glauben, was die erzählen. Die verdienen ihr Geld damit, Geschichten zu erzählen.“ Ursina Landi glänzt in ihrer Rolle als Gina Rohland. Hervorragend sind auch Liliana Amuat als Ria Jäger und Lukas T. Sperber als Theater-Beau Carl Meyerkoff, um nur einige aus der tollen Crew zu erwähnen.

Im Film verspeisen Batic und Leitmayr genussvoll Tofu-Würste - vielleicht ein kleiner Gegenentwurf zum medial inszenierten Essverhalten des bayerischen Ministerpräsidenten, der gerne öffentlich Würste aus Fleisch vertilgt. Wer schon mal in einem echten Theaterhaus hinter der Bühne war, weiß, dass es tatsächlich nicht so einfach ist, sich im Labyrinth der vielen Gänge zu den „Räumen im Hintergrund“ wie Schneiderei und Bühnenbau etc. nicht zu verlaufen.

Und am Ende kommt es zu einer Aufstellung im Stil von Agatha Christie. Alle Verdächtigen stehen auf der Bühne. Die Auflösung gelingt dann aber doch überraschend.

Zum sich an die Premierenvorstellung anschließenden Filmgespräch nahmen Platz: Moderatorin Julia Teichmann, die Schauspieler Udo Wachtveitl und Lukas T. Sperber, Regisseur Andreas Kleinert, Produzent Thomas Klemmer, Schauspielerin Liliana Amuat und Moderator Rüdiger Suchsland.

Regisseur Andreas Kleinert erzählte, dass der „Die Möwe“ für das Stück im Stück auswählte, weil in diesem Theaterstück archaische Fragen behandelt werden, die uns alle betreffen, „Shakespeare und Tschechow werden immer bleiben“. Tschechow habe eine hohe Tiefe und psychologische Genauigkeit. Sie wären am Residenztheater von Anfang an unterstützt worden und es sei selten, „dass man am Drehort so willkommen ist, das hat für uns sehr viel ausgemacht“. Liliana Amuat ist tatsächlich Schauspielerin am Residenztheater. Etliche ihrer Kolleginnen und Kollegen haben im Film „hinter den Kulissen“ mitgewirkt, etwa in der Rolle als Hausmeister.

Lukas T. Sperber erzählt von Nachtdrehs im Theater, die bis 3 oder 4 Uhr morgens andauerten. Julia Teichmann stellt Udo Wachtveitl die Frage, wie viel Einfluss er und sein Kollege Miroslav Nemec auf die Auswahl der Regie habe. Der erzählt daraufhin, dass es für sie beide tatsächlich keine Generalvereinbarung gegeben habe. Das habe im Laufe der dreißigjährigen Zusammenarbeit zu einer Achtsamkeit auf beiden Seiten geführt, weil jede Seite die andere halten wollte. Wie man in Bayern so sage, erweise sich eben „a gschlamperts Verhältnis“ meistens doch als stabil.

Der Film wurde für den Rheingold Publikumspreis 2025 auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein nominiert.

Das 21. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein findet noch bis zum 7. September 2025 auf der Ludwigshafener Parkinsel statt. Das Gesamtprogramm ist hier zu finden: Festival des deutschen Films.

Liliane Amuat vor der Premiere von "Das Verlangen" auf dem roten Teppich des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Lukas T. Sperber wird in "Das Verlangen" als Carl Mayerkoff umschwärmt. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Produzent Thomas Klimmer auf dem roten Teppich auf der Ludwigshafener Parkinsel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Katharina Ibscher aus dem Team der Claussen+Putz Filmproduktion auf dem roten Teppich in Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Regisseur Andreas Kleinert hat ein Faible fürs Theater. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Das Gastgeberehepaar Daniela und Michael Kötz rahmt auf dem roten Teppich die Filmcrew des Münchner TATORTS "Das Verlangen" ein: Katharina Ibscher, Thomas Klimmer, Lukas T. Sperber, .Liliane Amuat und Andreas Kleinert. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Zum sich an die Premierenvorstellung anschließenden Filmgespräch nahmen Platz: Moderatorin Julia Teichmann, die Schauspieler Udo Wachtveitl und Lukas T. Sperber, Regisseur Andreas Kleinert, Produzent Thomas Klemmer, Schauspielerin Liliana Amuat und Moderator Rüdiger Suchsland. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz