Die Verteidigerin – Der Gesang des Raben

Sie kamen zur "Weltpremiere" von "Die Verteidigerin - Der Gesang des Raben" zum Festival des deutschen Films. Links beginnend: Schauspieler Gustav Schmidt, Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt, Schauspieler Lukas Amberger Baumeister, Produzent Stefan Sporbert. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Martina Gedeck spielt die Pflichtverteidigern Anna Nortrup. Sie will eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Samuel Brunner erreichen, der ihrer Meinung nach unschuldig im Gefängnis sitzt, obwohl er vor fünf Jahren ein Geständnis abgelegt hat, „ich habe ihn im Keller kleingemacht, den Kopf ausgekocht und den Schweinen gegeben.“ Aber nun wird der Körper des Toten in einem im See versenkten Auto gefunden und das Geständnis widerlegt. Während über dem Zelt zur Weltpremiere von Die Verteidigerin – Der Gesang des Raben beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein ein veritables Gewitter hernieder prasselt, entführen die Bilder des Films mit einer märchenhaften Nebelwelt in die Schwernis des Schwarzwaldes. Die Musik setzt Töne, begleitet die atmosphärischen Bilder und verdichtet sie in einer Gesamtkomposition. Anna Nortrup begibt sich in das Dorf, in dem einer einen Mord verübt hat, für den der Falsche im Gefängnis saß. Gedreht wurden die Gefängnisszenen übrigens in Heidelberg, im „Faulen Pelz“, weil das dortige Gefängnis still gelegt wurde und die Räume leer stehen. Optimale Bedingungen also für einen Filmdreh.

Die Szenarien im Film, wie etwa der Dorfladen mit dem Postkasten auf dem Holzpfosten, oder das Hotel mit seinen niedrigen Räumen, kann man nur im Original in entlegenen Orten aufspüren und kaum derart authentisch nachbauen. Alle begegnen der Pflichtverteidigern gegenüber verschlossen, abweisend. Samuel Brunner ist für das Dorf der Mörder, damit ist der Fall für alle erledigt. „Wir haben einen Mörder. Der Ort hat seinen Frieden wieder.“ Ein Rabe verirrt sich in ihr wenig heimeliges Hotelzimmer. „Passen Sie auf sich auf“, bekommt sie mit auf den Weg. Aber sie geht diesen Weg trotz aller Anfeindungen weiter, alleine durch ihre Präsenz im Dorf mischt sie die Bewohner auf.

Die einzelnen Szenen der Geschichte werden nicht auserzählt serviert, die Zuschauer haben einen Spielraum, und damit auch eine Gestaltungsfreiheit für ihre Fantasie. Haben wirklich Marder die Bremsleitungen von Nortrups Auto angefressen oder hat sie nicht doch jemand manipuliert? Es „schlägt keine Faust“ aus der erzählten Geschichte, die die alleinige Interpretationshoheit für sich in Anspruch nimmt und die Zuschauer lediglich als unreflektierte Konsumenten sieht, die sich berieseln lassen.

Darsteller Martina Gedeck, Lukas Amberger Baumeister, Gustav Schmidt, Jörg Witte, Therese Hämer, Reinhard Mahlberg, Michael Kausch, Sascha Maaz, u. a.

Regie Mara Eibl-Eibesfeldt, Drehbuch Carola Diekmann und Mara Eibl-Eibesfeldt, Kamera Holly Fink, Schnitt Beatrice Babin und Kilian von Keyserlingk, Musik Lorenz Dangel. Produzent Stefan Sporbert, Redaktion SWR Katharina Dufner.

Am Filmgespräch, moderiert von Julia Teichmann, nehmen teil: Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt, Filmproduzent Stefan Sporbert, die beiden Schauspieler Gustav Schmidt und Lukas Amberger Baumeister.

Filmproduzent Stefan Sporbert erzählt von einem Treffen mit Drehbuchautorin Carola Diekmann in der Schweiz, wobei sie ihm die Idee vorstellte. Der Fall beruhe zum Teil auf einer wahren Begebenheit und er hatte das Gefühl, da könne ein ganz besonderer Film daraus werden. Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt schwärmt von ihrer Hauptdarstellerin Martina Gedeck, die fülle die Figur voll aus. Die Geschehnisse perlten nicht an ihr ab, trotzdem mache sie weiter. Sie sei rational und gleichzeitig emotional. Weiter erzählt sie, dass die Trainerin der Raben bei ihrem Großvater Irenäus Eibl-Eibesfeldt (dem berühmten Verhaltensforscher und Begründer der Humanethologie) in Vorlesungen gewesen sei.

Schauspieler Gustav Schmidt zeigt sich ebenfalls begeistert von Hauptdarstellerin Martina Gedeck. Die habe eine sehr beeindruckende Energie in den Augen. Sie sei wahnsinnig pur und ehrlich. Sein Kollege Lukas Amberger Baumeister pflichtet ihm bei, er denke, dass Martina Gedeck ganz genau weiß, was sie vor der Kamera tue. Sie habe so eine gewisse Ruhe und das sei sehr beeindruckend.

Der Film wird voraussichtlich im 1. Quartal 23 als Mittwochsfilm in der ARD laufen.

Beim 18. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen ist er nochmals am Donnerstag und am Samstag zu sehen. Das Festival findet vom 24. August bis zum 11. September 2022 statt. Das gesamte Programm findet ihr auf der Festivalseite Festival des deutschen Films.

Sie führte Regie bei "Die Verteidigerin - Der Gesang des Raben": Mara Eibl-Eibesfeldt, Enkelin von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, dem berühmten Verhaltensforscher und Begründer der Humanethologie. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Gustav Schmidt auf dem roten Teppich in Ludwigshafen. Er spielt in "Die Verteidigerin - Der Gesang des Raben" den im Gefängnis Inhaftierten. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Lukas Amberger Baumeister, einer der Schauspieler in "Die Verteidigerin - Der Gesang des Raben", auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Julia Teichmann (links) moderierte das Filmgespräch zu "Die Verteidigerin - Der Gesang des Raben" mit Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt, Produzent Stefan Sporbert und den Schauspielern Gustav Schmidt und Lukas Amberger Baumeister. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz