Wer ist S. J. Watson? Besuch einer Lesung beim Krimifestival 2015 in Lüneburg.

Vanida Karun, S. J. Watson, Stefanie Dreyer. Foto: © Lünebuch

S. J. Watson liest beim Krimifestival 2015 in Lüneburg. Der Name sagte mir erst mal gar nichts.
Als ich hörte, die Lesung soll im Gesellschaftshaus auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik in Lüneburg statt finden, kaufte ich für mich und meine Begleiter Karten, weil mich die Örtlichkeiten interessierten.

Im Nebel parkten wir das Auto vor dem Gelände und gingen zu Fuß zum Lesungsraum. Das war schon ein Erlebnis. Im Dunkeln durch den Nebel an den denkmalgeschützten Häusern vorbei zu gehen, war auf jeden Fall ein guter Einstieg in die Lesung eines Thrillers. Als wir an dem Wasserturm vorbeikamen, sahen wir schon das mit Fackeln erleuchtete Haus.

Zu diesem nebligen-kalten Abend gab es draußen einen Glühweinausschank. So konnte ich bei einem wärmenden Glühwein erst mal die Atmosphäre am Lagerfeuer auf mich wirken lassen, bevor ich in den Lesungsraum ging.

Als ich den Büchertisch zur Lesung sah, erinnerte ich mich, dass ich den Debütroman von S. J. Watson „Du. Darfst. Nicht. Schlafen.“ kenne. Von da an war ich mir sicher, es wird ein guter Abend. Moderiert wurde der Abend von der Journalistin Stefanie Dreyer. Den Thriller auf Deutsch las die Hörbuchsprecherin und Schauspielerin Vanida Karun.

Kurz vor der Lesung las ich im Klappentext des Buches „Tu es. Tu es nicht!“, was an diesem Abend vorgestellt werden sollte, folgenden Text: „arbeitete beim Geheimdienst“. Upps! Da stand aber „Gesundheitsdienst“. Das sorgte für ein Schmunzeln bei meinen Begleitern. Als dann der Veranstalter den Autor S. J. Watson mit dem selben Versprecher: „er hat beim Geheimdienst“ gearbeitet, vorstellte und dies später von der Moderatorin nochmals aufgegriffen wurde, waren meine Begleiter und ich sicher, dass S. J. Watsons Arbeit beim Gesundheitsdienst sehr geheim sein muss! Tja, nicht jeder Krimiautor kann beim Geheimdienst arbeiten.

Bevor er nämlich mit Schreiben anfing, arbeitete der S. J. Watson im Krankenhaus mit hörgeschädigten Kindern, die ein Cochlea-Implantat benötigten. 2008 wurde er in das Studienprogramm kreatives Schreiben aufgenommen. Gleich sein erstes Buch „Du. Darfst. Nicht. Schlafen.“ wurde ein großer Erfolg und 2014 von Hollywood verfilmt. Damit hat er nicht gerechnet! Er schrieb das erste Buch um seinen Geschichte, die er im Kopf hatte, auf Papier zu bringen und damit vielleicht jemand aus dem Verwandtenkreis, z B. Mama, die Geschichte gut findet. Aber es waren und sind viele mehr Leute die sein Buch gut fanden! Nun hatte er bei seinem zweiten Buch natürlich einen gewissen Druck, eine gewisse Erwartungshaltung. Aber auch die Lust wieder zu schreiben.

S. J. Watson erzählte, dass „Tu es. Tu es nicht“ eine Geschichte ist, die von einem Doppelleben, einer zweiten Chance und der Sucht handelt. Die Sucht der virtuellen Medien. Die Diskrepanz zwischen Realität und online-anonym sein. Wie bin ich und wie gebe ich mich online? Was passiert, wenn beide Welten kollidieren?

Julia ist eine verheiratete Frau, die den 13 jährigen Sohn ihrer Schwester aufzieht. Als ihre Schwester ermordet wird, gerät ihr Leben aus den Fugen.

Es ist die zweite Geschichte, die der Autor aus Sicht einer Frau geschrieben hat. Er fragte bei manchen Szenen Frauen aus seinem Freundeskreis um Rat, wie er etwas schreiben soll, z. B. Strumpfhose unter die Hose? Da seine Hauptprotagonisten Frauen sind und in der Ich-Perspektive geschrieben wurde, hat er sein erstes Buch nur mit seinen Initialen veröffentlicht. So war nicht gleich klar, dass S. J. Watson ein Mann ist.

Ein Mann, der tolle Bücher schreibt und uns einen unterhaltsamen Abend beschert hat!