Auf ein Wiedersehen mit Senta Berger

Redakteurin Elke Müller betreute beim ZDF zwanzig Jahre lang die Reihe "Unter Verdacht". © Jürgen Schmid, Kriminetz

Sie ist eine der ganz großen Persönlichkeiten unter den deutschen Schauspielerinnen, die zudem auch international tätig war. Aufrecht, mit politischer Haltung, bürgen ihre Filme immer für eine gewisse Qualität. Genau dies zeichnet die Reihe Unter Verdacht aus, in der sie die Psychologin Dr. Eva Prohacek im Polizeidienst spielte. Diese unanfechtbare Geradlinigkeit, mit der ich vor bald vierzig Jahren Senta Berger als Sprecherin bei einer Demo in München erlebte. Es ist mir verloren gegangen, wofür wir genau damals zweihundert Kilometer weit gefahren und in München auf die Straße gegangen sind. Es muss eine der großen Demos für den Frieden gewesen sein. Geblieben ist die Erinnerung an diese Frau. Sie persönlich einmal aus der Nähe zu erleben, ihre überzeugende Ausstrahlung zu erfahren.

Zwanzig Jahre lang verpasste ich so gut wie keine Folge der Reihe „Unter Verdacht“, wobei ich sämtliche Hauptdarsteller in mein Zuschauer-Herz schloss. Den Assistenten der Dr. Eva Prohacek, überzeugend gespielt von Rudolf Krause. Und natürlich ihren Gegenspieler Dr. Claus Reiter, glaubhaft verkörpert von einem sich oft kauzig gebenden Gerd Anthoff. Meist war er derjenige, der etwas zu verbergen hatte. Hin und wieder stand er ihr auch bei, selten genug. Dass er als ihr Chef gewaltigen Dreck am Stecken hat, wird in der letzten Folge der Reihe, Evas letzter Gang aufgearbeitet.

Ein Abgang für den korrupten Beamten, wie ihn der Schauspieler, der ihn verkörpert, gut heißt,soviel verriet Elke Müller. Zur Vorstellung von „Evas letzter Gang“ kam nämlich die zuständige Redakteurin des ZDF, Elke Müller auf die Ludwigshafener Parkinsel angereist. Im Podiumsgespräch plauderte sie ein wenig aus dem Nähkästchen. Sie und Senta Berger hatten beschlossen, mit der Reihe aufzuhören, bevor von außen jemand damit an sie herantritt. Das Label „Unter Verdacht“ ist hiermit beendet, „das sind wir Senta Berger schuldig“.

Evas letzter Fall knüpft an die Folgen eins und zwei an. Eine Frau verbrannte damals in ihrem eigenen Haus, ihre beiden Kinder fanden sie. Jetzt sind die beiden erwachsen. Die Tochter (Svenja Junge) will immer noch herausfinden, wer für den Tod der Mutter verantwortlich ist. Sie und ihr Bruder (Anton Spieker) glauben nicht an einen Unfall. Eva fragt sich nach 17 Filmjahren im Dienst, „Was haben wir eigentlich erreicht? Es hat sich nichts geändert. Und der Reiter ist immer noch da, wo er immer war.“ Ob diese Folge und damit die Reihe wirklich damit endet, wird hier nicht vorweggenommen. Unbedingt selbst ansehen!

Redakteurin Elke Müller verspricht, "es gibt die Reihe nicht mehr, aber wenn wir Dr. Prohacek brauchen, dürfen wir sie holen". So bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Senta Berger. Wobei Elke Müller erzählt, sie habe die politischen Themen für die Reihe Dengler gerettet. Sie sei ein totaler Krimifan, aber die Geschichten, die sie mit ihrem Team erzählt, haben immer auch gesellschaftlich relevante Themen.

Genau das ist es, was einen guten Krimi ausmacht.

Regie: Andreas Herzog, Buch: Stefan Holtz, Florian Iwersen, Kamera: Wolfgang Aichholzer, Schnitt: Gerald Slovak, Musik: Sebastian Pille, Ton: Michael Mladenoivs, Produzent: Mario Krebs, Redaktion: Elke Müller (ZDF).

„Evas letzter Gang“ ist beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein noch zu sehen am 28. und 29. August sowie am 1. September. Zum gesamten Programm hier klicken.