Zoë Beck und Pippa Goldschmidt im Haus der Astronomie

Pippa Golschmidt mit ihrer Übersetzerin und Verlegerin Zoë Beck im Heidelberger Haus der Astronomie. Foto © Claudia Schmid, Kriminetz

Zoë Beck ist nicht nur eine mit vielen Preisen ausgezeichnete Thriller-Autorin, sie ist auch Übersetzerin und Verlegerin. In dem von ihr gemeinsam mit Jan Karsten gegründeten Verlag CulturBooks erschien kürzlich der Band Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen der britischen Autorin Pippa Goldschmidt. Übersetzt hat ihn Zoë Beck.

Autorin Pippa Goldschmidt ist die erste gemeinsame Literatur-Stipendiatin der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. und der UNESCO City of Literature Heidelberg. Die promovierte Astrophysikerin arbeitet seit dem 1. Februar 2018 für drei Monate im Kommandantenhaus Dilsberg.
Am Donnerstag, 22. März 2018, stellte die Autorin im Haus der Astronomie auf dem Heidelberger Königstuhl ihren neu erschienen Erzählband gemeinsam mit der Übersetzerin und Verlegerin Zoë Beck vor.

Mit Vorfreude stieg ich an diesem Abend im Neckartal ins Auto und steuerte auf den Königstuhl zu. Rasch wurden die schmalen, sich nach oben schraubenden nassglitzernden Serpentinen enger, das Außenthermometer sank von Plus- zu Minusgraden und plötzlich bauschte sich vor der Windschutzscheibe dichter Nebel auf. Als ich nach einigen Kilometern beschloss, zur nächsten Lesung mit der Stipendiatin gegen Ende April im Haus Cajeth zu gehen, tauchte plötzlich im Nebel ein weißes ringförmiges, von Schnee umgebenes Gebäude vor mir auf, während unten im Tal die Frühlingsblumen blühen. Wie aus einer fremden Galaxie fühlte ich mich einer anderen Welt angekommen.
Das Risiko, dass das Thermometer noch weiter fallen würde und die schmale steile Straße zu späterer Stunde womöglich von Blitzeis überzogen wäre, erschien mir jedoch relativ hoch. Flugs Fotos gemacht und den Rückweg angetreten.

Die nächste Lesung mit Pippa Goldschmidt in der mit hoher Wahrscheinlichkeit schneefreien Heidelberger Altstadt findet am 20. April im Haus Cajeth in Heidelberg statt, eine weitere am 27. April im Kommandantenhaus Dilsberg.

Meine Heidelberger Autorenkollegin Marion Tauschwitz war bei der Lesung auf dem Königstuhl anwesend und hat ihre Feder gezückt:

Nebel. Schnee. Kurvenschlittern. Dennoch fanden fast 50 Unentwegte in „such a difficult night“ ihren Weg in das Heidelberger Haus der Astronomie – das wie ein Funkeln ferner Galaxien aus den Wetterunbilden auftauchte.
Der Architektur der Spiralgalaxie folgte die literarische Präsentation; locker umkreisten sich Pippa Goldschmidt und Zoë Beck beim „talk and a little bit of reading“. Was natürlich British Understatement war, denn Literatur und Astronomie orbiterten, vernetzten, schufen neue Galaxien, erhellten schwarze Löcher. Locker vom Hocker übersetzte Zoë Beck, Pippa Goldschmidt trug Wissenschaftliches souverän und leicht vor. Welch Glück, dass aus einer schottischen Partybegegnung zwischen Mulitalent Beck und promovierter Astrophysikerin Goldschmidt, die vor ihrer Hinwendung zum literarischen Schreiben zehn Jahre weltweit in der Forschung tätig war, eine so fruchtbare literarische Zusammenarbeit erwachsen ist.
Phänomene des Universums, verborgenes Leben der Wissenschaftler, Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von wissenschaftlich arbeitenden Frauen sind Goldschmidts Themen. Frauen - auch weiterhin eine Minderheit in der Astronomie, sehr sichtbar im Unsichtbaren. Klingt trocken? Ist es aber nicht, denn Pippa Goldschmidt arbeitet mit Humor. Lässt ihre Protagonistinnen mit Fiktion und Realität spielen und kann beim männlichen Gegenüber Ängste provozieren durch kleine Zahlenmanipulation. Die Rache der Frau, die sich nicht länger begnügt mit „Warten auf die Unendlichkeit“.

Auch wenn Pippa Goldschmidt eigene Erfahrungen, Erlebtes verarbeitet, sollen ihre Texte nicht autobiografisch verstanden werden. Sie sind Literatur geworden, die eine fast poetische Sicht auf Naturphänomene eröffnet. Poesie, die auch in Zoë Becks deutscher Übersetzung gelingt. Wenn der Sonnenuntergang die Wissenschaftler zur Eile treibt. Weil er die kostbare Zeitspanne ist, aus der die Nacht in den Tag fließt und das Dunkel teuer macht. Weil erst die Nacht das Universum sichtbar macht.
In die Nacht trollten sich dann auch die Besucher. Immer noch in eine weiße Nacht aus Nebel und Schnee. Immer noch „such a difficult night“, doch jetzt erfüllt von kosmischer Energie.

Marion Tauschwitz mit Pippa Goldschmidt und Zoë Beck. Foto: © Klaus Knobloch.
Das Max-Planck-Institut für Astronomie auf dem Heidelberger Königstuhl in Nebel gehüllt. © Claudia Schmid, Kriminetz