111 Gründe, Norwegen zu lieben
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Einhundertelf Gründe, Norwegen zu mögen? Auch der geübten Norwegenreisenden fällt es vielleicht anfangs schwer, so viele zu finden. Warum soll man denn überhaupt nach Norwegen reisen? In ein Land, wo hemmungslos Öl gefördert wird? Wo gewaltige Bauprojekte gewaltig angekündigt, aber nie vollendet werden? Wo bei jedem Flüchtling die Zustimmung für die Rechtspopulisten in die Höhe schießt?
Außerdem ist alles furchtbar teuer, vor allem der Alkohol! Doch Norwegen hat viel schönere Dinge zu bieten als Walfang, Quisling und Wencke Myhre!
Es ist ein Land voller Fjorde und Gebirge, ein Land, in dem die Geschichte überall zum Greifen nahe liegt, in dem es wunderbare Musik, kuriose und köstliche Gerichte gibt, in dem Trolle, Wichtelmännchen und listige Waldfeen wohnen, und wo es zudem eine Königsfamilie gibt, die für wunderbare Skandale sorgt, von denen man hierzulande viel zu wenig hört. Norwegen ist nicht nur eine Reise wert, sondern zehn, zwanzig und endlos viele mehr.
Ibsens verschollener Krimi
Gabriele Haefs nennt gleich 111 Gründe, Norwegen zu lieben. Trolle, Schokoladekuchen und Fjorde spielen natürlich auch eine Rolle für die Zuneigung, aber es gibt noch soviel mehr zu entdecken. Die Autorin hat Norwegen selbst vielfach bereist und ist mit dem norwegischen Bestseller-Autor Ingvar Ambjørnsen verheiratet. Sie lässt uns beim Lesen teilhaben an ihren ganz besonderen Einblicken in ein Land, in dem ihr für ihre Leistungen bei der Vermittlung norwegischer Literatur der St. Olavs Verdienstorden seiner Königlichen Hoheit verliehen wurde. Gabriele Haefs ist damit zum Ritter 1. Klasse ernannt worden.
Einige Beispiele: Im 44. Grund der Norwegenliebe stellt sie norwegische Krimiautorinnen vor und es steigt die Lust, neben den Krimis von Anne Holt auch die von Kim Småge, Karin Fossum und Unni Lindell zu lesen. Wobei Unni Lindell als norwegische „Krimikönigin“ gilt und hierzulande noch wenig entdeckt wurde. Im 51. Grund wandeln wir auf Ibsens Spuren. Der verbrachte seine letzten Lebensjahre in Oslo, insgesamt waren es 23 Jahre, die er dort wohnte. Oslo ist auch der Schauplatz seines Kriminalromanes, jawohl, so einen hat er auch verfasst! Aber das Manuskript ist verschollen. Zuletzt bewohnte Ibsen mit Ehefrau Suzannah, der er nicht immer die Treue gehalten haben soll, eine Prachtwohnung mit beinahe 350 Quadratmetern. In der ist heute das nach ihm benannte Museum untergebracht. Mit feinsinnigem Humor, der sich durch das gesamte Buch zieht, erzählt die Autorin von der Wiederbeschaffung des in alle Winde zerstreuten Interieurs, da die Wohnung zwischenzeitlich anderweitig genutzt worden war, etwa durch eine Zahnarztpraxis. Lustig, sich vorzustellen, wie Ibsens Badewanne auf einer Weide als Tränke für die Kühe herhalten musste, bevor sie in altem restaurierten Glanze wieder an ihren ursprünglichen Aufstellungsort gelangte.
Im 58. Grund wird Bergen als Schurkenstadt tituliert. Die Autorin Amalie Skram und der auch hierzulande bekannte Krimiautor Gunnar Staalesen stammen nämlich aus Bergen. Staalesen lässt seinen Privatdetektiv Vag Veum die kriminelle Energie der Stadt erfahren.
„Drei Norweger – vier Vereine“, ich war beim Lesen sehr überrascht, von Vereinsmeierei im hohen Norden zu lesen, hielt ich es doch bislang für eine deutsche Spezialität. 84 Prozent aller Norweger gehören demnach einem Verein an! Norwegen und Musik – auch hierüber habe ich Neues gelernt.
Vorsicht! In diesem spannenden Lesebuch liest man sich leicht fest und es ist unheimlich schwer, es aus der Hand zu legen! Das Rezept für Schokoladekuchen (S. 190) klingt lecker. Schon gewusst? In Norwegen stricken vor allem die Männer!
Die Autorin übt in ihren liebevoll und feinsinnig gezeichneten Porträts von Sehenswürdigkeiten, Städten und Menschen durchaus auch Kritik, aber das eben zeichnet wahre Liebe aus: etwas zu lieben, auch wenn es nicht perfekt ist.
111 Gründe, Norwegen zu lieben ist ein zauberhaftes, kurzweiliges Lesebuch. Übrigens: Norwegen wird Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019! Auch dafür ist das Buch eine hervorragende Einstimmung.