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Bücher.de Preis: 18,00 €

Als ich einmal in den Canal Grande fiel

Vom Leben in Venedig
Buch
Gebundene Ausgabe, 272 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3426278464

ISBN-13: 

9783426278468

Auflage: 

1 (01.03.2021)

Preis: 

18,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 91.657
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3426278464

Beschreibung von Bücher.de: 

In »Als ich einmal in den Canal Grande fiel« wirft Petra Reski einen wehmütigen Blick hinter die Kulissen Venedigs und erzählt, wie es ist, in einer Stadt zu leben, der es zum Verhängnis wird, dass sie von aller Welt geliebt wird.

Von Touristen überrannt, vom Hochwasser bedroht – und dennoch die schönste Stadt der Welt: Petra Reski, die seit den Neunzigern in der Lagunenstadt lebt und sie kennt wie keine Zweite, erzählt so atmosphärisch wie schonungslos vom Leben in Venedig. Einst hat sie ihr Herz an einen Venezianer verloren – längst hat sie sich in dessen Heimatstadt verliebt. Doch Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister setzen der Stadt zu. Petra Reski kennt sie noch, die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt, sie zeichnet ein wehmütiges Bild von Venedig, dessen Untergang es unbedingt zu verhindern gilt.

»Als ich einmal in den Canal Grande fiel« ist eine mitreißende und die Augen öffnende Lektüre für alle Venedig-Liebhaber.

Kriminetz-Rezensionen

Leidenschaftliche Liebe

Wenn man etwas liebt, will man es mit anderen teilen. Im Falle Venedigs ist dieses Teilen der Liebe extrem unbekömmlich für die exponierte Stadt. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden kompletten Einbruchs der Touristikbranche ist der Canale Grande so sauber wie schon seit langem nicht mehr. Und endlich hat man sich dazu durchgerungen, die monströsen Kreuzfahrtriesen nicht mehr direkt an die Stadt in der Lagune heranfahren zu lassen, so dass man bei ihrem imposanten Herannahen direkt an die Häuser nicht mehr intuitiv davonrennt und sich in Sicherheit vor den Kolossen zu bringen versucht. Neuerdings legen sie im Industriehafen an. Man wünscht der Stadt, dies möge so bleiben.

Alle Städte verändern im Laufe der Zeit ihr Gesicht, versanken in den letzten Jahren optisch im Einheitsbrei der gleich gestalteten Schaufenster und Fassaden großer Ketten. Alte Berufe verloren an Bedeutung, so dass es in den einzelnen Vierteln längst keine Schuster, Metzger oder andere Anbieter für den täglichen Bedarf mehr gibt. Mit der Veränderung der Wirtschaft geht zugleich eine Veränderung der Strukturen einher. Venedig hat aufgrund seiner exponentiellen Lage, der besonderen Bauart und seiner unbeschreiblichen Schönheit dabei besonders viel Verlustpotential.

Es ist lukrativer geworden, Wohnungen in der Stadt wochenweise zu vermieten als mit langfristigen Mietverträgen. Airbnb-Touristen haben Einzug gehalten in dem Haus, in dem die Schriftstellerin Petra Reski mit ihrem Mann wohnt. Sie lebt seit 1991 in Venedig und bekommt die Veränderungen in der Stadt hautnah mit. Mit dem Buchtitel spielt sie auf eine Begebenheit an, die sich tatsächlich zugetragen hat. Mit Wehmut beschreibt sie in unterhaltsamen Geschichten wie beispielsweise über ihren Freund, den Conte, das Venedig, das sie selbst noch erlebt hat, als sie sich in und auch in der Stadt verliebte. Sie blieb und wurde zur Venezianerin. Italien gilt spätestens seit Goethe als das Sehnsuchtsland der Deutschen. Dabei gab es doch bereits zu Zeiten Fuggers den Fondaco dei Tedeschi, der vermutlich sogar schon auf das 13. Jahrhundert zurückgeführt werden kann. Die Deutschen lieben Venedig bereits ziemlich lange.

Liest man die Ausführungen Petra Reskis, wie der Fondaco dei Tedeschi (die ehemalige Niederlassung deutscher Händler) verscherbelt wurde und was aus ihm geworden ist, kann es einem Tränen der Wut in die Augen treiben (s. Kapitel Ponte Calatrava). Im ehemaligen Lichthof des Gebäudes wurde der Renaissancebrunnen »wie ein Beistelltisch auf Rollen« gestellt. Als die Autorin dort erneut Kaffee trank, war der rollende Renaissancebrunnen verschwunden (S. 99). »Venedig wurde geopfert auf dem Altar des Marktes«, schreibt sie auf S. 102.

Die Hochwasserbänke, welche sie auf S. 195 beschreibt, sind mir in wesentlich kleinerem Umfang von Passau bekannt, der deutschen »Hochwasserstadt«. Der Spaß der BewohnerInnen einer Stadt hält sich angesichts von sich rücksichtslos verhaltenden HochwassertouristInnen mit gezückter Kamera in sehr engen Grenzen. Fragen nach dem letzten Hochwasserstand pflegte ich damals in der Regel damit zu beantworten, das Wasser wäre bis zur ersten Etage gestanden und Menschen hätten mich aus Booten heraus mit Essen versorgt. Eine Geschichte, die in Venedig durchaus wahr wäre (s. Kapitel Acqua Granda).

Venedig – eine Stadt voller Widersprüche. Wie man sie als Gast selbst im Allerkleinsten erleben darf, wenn etwa beim Besuch des prächtigen Markusdomes mit rollkragenartigem, jedoch ärmellosem T-Shirt am Eingang ein bedeckendes Tuch für die Arme gekauft werden muss, T-Shirts mit Ausschnitt gefühlt bis zum Bauchnabel und minimal angedeutetem Ärmelchen jedoch keinen Anstoß erregen und offenbar deutlich sittsamer wirken.

Für alle, die wie die Rezensentin Venedig ebenfalls lieben, ist der vorliegende Band ein angenehmes Insider-Buch zum Schmökern. Jede einzelne Zeile des Buches erzählt von der tiefen Liebe der Autorin zu ihrer Wahlheimat und zu ihrer Familie. Sie hat Wurzeln geschlagen. Seit über dreißig Jahren schreibt Petra Reski über Italien, auch über die Mafia. Sie veröffentlichte neben anderen Titeln auch Kriminalromane. Zum Interview auf Kriminetz mit ihr hier klicken.

Ob ich selbst ein weiteres Mal nach Venedig reisen werde? Diese Stadt, die einen berührt wie kaum eine andere? Nach der Lektüre dieses Buches erscheint es mir als ein egoistischer Wunsch – auch wenn ich noch nie den Impuls verspürte, mit einer Gondel zu fahren.