Im Gespräch mit Petra Mattfeldt

Die Schriftstellerin, Journalistin und Geschäftsführerin des Bookspot Verlages Petra Mattfeldt ist auch sehr erfolgreich mit ihren Pseudonymen Ellin Carsta und Caren Benedikt unterwegs.

Die Schriftstellerin Petra Mattfeldt arbeitet als freie Journalistin und hat unter dem Pseudonym Caren Benedikt mehrere historische Romane veröffentlicht. Mit »Sekundentod«, dem ersten Fall des Profilers Falko Cornelsen, ist ihr der Sprung ins Krimigenre gelungen. Weitere Krimis folgten. Zusätzlich publiziert Petra Mattfeldt sehr erfolgreich historische Romane unter dem Namen Ellin Carsta, die auch ins Englische übertragen werden.
Petra Mattfeldt ist Mitglied bei Homer, der Autorengruppe historische Literatur, und im Syndikat, die Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur sowie im PEN Zentrum Ausland.

Seit 2017 ist Petra Mattfeldt außerdem für den Bookspot Verlag in der Geschäftsführung tätig.

Die Schriftstellerin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Bremen.

Für Kriminetz beantwortete Petra Mattfeldt sieben Fragen.

Kriminetz: Du bist in verschiedenen Genres schriftstellerisch tätig. Hast du dabei für ein bestimmtes Genre Präferenzen?

Petra Mattfeldt: Nein, das habe ich tatsächlich nicht. Ich würde die Romane nicht schreiben, wenn ich von dem Genre an sich nicht überzeugt wäre oder mich auch nur ein anderes mehr reizen würde. Es ist vielmehr so, dass ich mich kaum entscheiden kann, was ich zuerst angehe. Schon so manches Mal habe ich zum Beispiel meine Anna (aus „Die Duftnäherin“) vor mir gesehen, als plötzlich mein Kommissar Falko Cornelsen in seinem langen Mantel über den mittelalterlichen Markt spazierte. Es geht also auch gerne mal in meinem Kopf durcheinander.
Ein bestimmtes Genre präferiere ich nicht. Ich schreibe ja auch meine historischen Romane in unterschiedlichen Epochen. Es ist weniger eine systematische Herangehensweise. Ich lese von einem bestimmten geschichtlichen Ereignis oder einer psychischen Erkrankung, die jemanden zu Straftaten treibt und habe den Einfall zu einem Buch. Je mehr ich mich beim Krimi mit dem Täter auseinandersetze, desto mehr Lust bekomme ich auf das Schreiben. Das ist unglaublich bereichernd. Gerade bei Krimis gefällt mir die Beschäftigung mit der Psyche und das Beschreiben aus der Sicht des Täters. Bei Histos hingegen reizt mich die Aufnahme eines Ereignisses als Aufhänger und die Überlegung, wie unterschiedliche Menschen zu der Zeit wohl damit umgingen, was ihre Hoffnungen und Ängste wären und wie sie eine Lösung anstreben würden.

Kriminetz: Bei juristischen Texten spielt Sprachgenauigkeit eine sehr große Rolle. Ist deine Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte für dein Schreiben hilfreich?

Petra Mattfeldt: Die Hilfe ist doch eher gering. Natürlich muss man in beiden Fällen die Rechtschreibung beherrschen, aber das sollte ja generell Pflicht für das Schreiben von Büchern sein. Bei kreativen Texten geht es zumindest mir vor allem um die Atmosphäre, darum beim Leser ein warmes Gefühl zu erzeugen. Wenn ich einen Sonnenuntergang beschreibe, dann versuche ich es so plastisch darzustellen, dass der Leser selbst die Wärme auf der Haut zu spüren glaubt. Wenn meine Figuren sich durch den tiefen Winter kämpfen, dann sollen meine Leser bestenfalls eine Gänsehaut bekommen. Bei juristischen Texten spielt das dann doch eher eine untergeordnete Rolle. Allerdings muss ich sagen, dass mir die Arbeit beim Schreiben von Krimis insoweit hilft, dass ich manche Prozesse der Polizei doch besser kenne, weil ich einfach schon mehr Einblick hatte. Vieles musste ich auch dort recherchieren, aber so musste ich nicht bei Null anfangen. Das war für mich sehr wichtig, weil ich den Anspruch an mich habe, präzise und richtig den Sachverhalt wiederzugeben.

Kriminetz: Woran schreibst du zurzeit? Bist du kriminell oder historisch unterwegs?

Petra Mattfeldt: Im Moment bin ich im historischen Bereich unterwegs, ich arbeite nämlich an „Eine neue Zeit“, dem zweiten Teil der Hansen-Saga. Das Buch wird am 02.10.2018 erscheinen und ich habe sehr viel Spaß an dem Manuskript. Schon der erste Teil „Eine ferne Hoffnung“ hat mich gepackt. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, in der recht „jungen“ Geschichte zu arbeiten. Schwierig war es für mich – oder viel mehr für meinen Mann, der die Recherchearbeit übernimmt – all die Quellen in eine spannende Geschichte zu bringen, ohne dabei zu weit von der Realität abzuweichen. In der Kolonialzeit wurde eben deutlich mehr dokumentiert als noch im Mittelalter, wo man sich bis auf wenige Ausnahmen nur die kirchlich gesammelten Schriften und Daten vornehmen kann. Insgesamt stellt die Hansen-Saga für mich Neuland dar, weil ich ein Projekt in dieser Größe noch nie zuvor verwirklicht habe. Umso mehr freut es mich natürlich, dass Tinte & Feder mit mir diesen Weg geht und so an mich glaubt. Gerade wenn man selbst zweifelt, ob man noch mehr Verstrickungen und noch mehr Handlungsstränge logisch einflechten kann, hilft ein gut gemeinter Zuspruch doch sehr! Und dass der 1. Hansen-Teil „Die ferne Hoffnung“ direkt zum Bestseller wurde, hat natürlich auch nochmal einen ordentlichen Selbstvertrauensschub gegeben.

Kriminetz: Du bist Mitglied bei Homer, der Autorengruppe historische Literatur, und im Syndikat, die Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur und im PEN Zentrum Ausland. Wie wichtig ist der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen für dich?

Petra Mattfeldt: Der Austausch ist mir sehr wichtig. Besonders auf der Leipziger Buchmesse ist mir wieder aufgefallen, wie schön es ist, Kolleginnen und Kollegen zu treffen, die zum Teil sehr gute Freunde geworden sind. Es ist sehr anregend, wenn ich mich mit Menschen austauschen kann, die die gleiche Arbeit machen und so genau verstehen können, durch welche Höhen und Tiefen man beim Schreiben geht.
Wenn man schreibt, dann begibt man sich in eine ganz eigene Welt und da fühlt man sich teilweise auch allein, was gar nichts Schlechtes ist. Dennoch tut es gut, wenn man merkt, dass es viele andere gibt, die ganz genau so denken. Aus den Gesprächen komme ich gestärkt und mit einer Vielzahl an neuen Ideen hervor. Aber nicht nur auf der Buchmesse pflege ich den regelmäßigen Kontakt. Es macht mir einfach Spaß, wenn wir uns zusammenfinden und gemeinsam eine Lesung veranstalten können, so wie es auch schon der Fall war. Abseits davon versuchen wir uns gegenseitig zu unterstützen, sei es durch einen guten Rat oder durch die Kontakte, die man füreinander herstellt. Abseits davon versuche ich auch gerade jüngeren Autoren zu helfen, damit sie an die Verlage kommen. Oft braucht es nur irgendjemanden, der den Kontakt bei begabten Schriftstellern herstellt, weil sie sonst zu oft übersehen werden. Genau aus diesem Grund habe ich mich auch entschieden in den Bookspot-Verlag einzusteigen und mit meinem lieben und hochgeschätzten Freund Burkhard Bierschenck zu arbeiten. Mir gefällt seine Auffassung, einen Autoren zu finden, ihn aufzubauen und dabei stetig zu fördern. Die langfristige Sicherheit, die wir für die Autoren schaffen, ist mir sehr wichtig. Wir wollen, dass unsere Autoren frei schreiben können. Natürlich gehört Einsatz und Fleiß mit dazu, aber wir sind der Überzeugung, dass es sich mit Stabilität besser arbeiten lässt als ständig in der Angst zu leben, dass man im nächsten Atemzug herausgeworfen wird.

Kriminetz: Im Bookspot Verlag bist du seit einigen Monaten in der Geschäftsführung tätig. Worin bestehen deine Aufgaben?

Petra Mattfeldt: Ich bin für die komplette Programmplanung zuständig, wobei ich mich bei jedem einzelnen Projekt mit meinem Partner darüber austausche, ob wir es machen wollen oder nicht. Wir haben aber zum Glück einen sehr gleichen Geschmack, so dass es bisher nicht ein einziges Mal vorgekommen ist, dass wir unterschiedlicher Auffassung waren.
Des Weiteren kümmere ich mich zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen um die Werbung, also die gesamte PR. Dazu gehört das Unterbringen der Bücher auf dem Online-Markt und und die Plattformen im Social Media Bereich.
Es ist mir wichtig, dass wir für unsere Autoren eine gute Ausgangssituation schaffen. Auch der beste Autor verkauft ohne Werbung nur wenig. Ansonsten treffe ich gemeinsam mit Burkhard die Geschäftsentscheidungen, besonders was jetzt eine Neustrukturierung angeht. Ein Teil davon ist das neue Label „Ladies Lounge“, bei dem wir unterhaltsame Literatur vor allem für Frauen anbieten. Burkhard hat eine gute Grundlage geschaffen, auf der ich nur zu gerne aufbaue. Unser Motto „Einfach gute Bücher“ kommt nicht von ungefähr. Es ist uns sehr wichtig, dass die Qualität der Bücher stimmt und wir den Markt nicht mit Romanen überschwemmen, hinter denen wir nicht stehen. Ich stehe im regen Kontakt mit den Autoren und versuche so viel wie möglich für sie zu ermöglichen. Burkhard hingegen kümmert sich um die Logistik, den Druck und das Planerische. Ich bin sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit, weil er sich mir sofort als Partner präsentiert hat, obwohl außer Frage steht, dass er die Erfahrung und den Verlag aufgebaut hat. Als nächster Schritt ist geplant, dass wir größer werden und noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Wir freuen uns über jedes Manuskript, das wir prüfen dürfen und wollen unbedingt, dass diejenigen, die ihre Manuskripte anbieten wollen, dies bei uns tun können.

Kriminetz: Bei der Betrachtung deiner Veröffentlichungsliste habe ich den Eindruck, hervorragendes Zeitmanagement und Disziplin gehören neben anderem mit zu deinen Stärken?

Petra Mattfeldt: Es ist wunderbar, dass es so wirkt! Ja, ich bin wirklich sehr diszipliniert, was meine Bücher angeht. Und natürlich ist es immer wieder eine Herausforderung, das Zeitmanagement stets im Blick zu behalten. Anders ginge es bei den vielen Aufgaben, die ich habe, auch wirklich nicht.
Es ist einfach so: Ich liebe das Schreiben! Ich habe immer wieder neue Ideen und möchte diese unbedingt in Büchern unterbringen. Außerdem gibt es kaum ein befreienderes Gefühl, als die letzte Szene eine Buches, bei der man alle Fäden zusammenführt und sich langsam von seinen Figuren verabschiedet. Das ist beinahe so, als würde man sich von alten Freunden verabschieden. Ich habe immer das Gefühl, ich könnte noch viel mehr schreiben.

Was das Zeitmanagement angeht, so ist es manchmal wirklich schwierig. Ich kenne nicht diese überall ausgerufene „Schreibblockade“ und ich weigere mich auch zu akzeptieren, dass mich etwas völlig vom Schreiben abhält. Allerdings habe auch ich in jedem Buch einen Moment, in dem ich zweifle, weil es vielleicht mal etwas schleppend vorangeht. Dann schaffe ich nicht die Seitenzahlen, die ich will und die ich natürlich auch geplant habe. Das bedeutet für mich dann, dass ich etwas hinterherhänge und meine Nachtschichten einschieben muss, wobei ich nachts einfach besser schreibe. Das ist so eine Art Geheimtipp für das produktive Arbeiten. Ich weiß nicht, was es ist, aber wenn kein anderes Geräusch als mein Tippen zu hören ist, dann hilft das sehr beim Konzentrieren. Zwar bin ich am nächsten Tag schon müde, wenn ich bis drei oder halb vier geschrieben habe und um halb sieben wieder aufstehe. Aber ich bin auch glücklich. Eine meiner größten Schwächen ist, dass ich es kaum ertrage, wenn Stillstand herrscht. Gerade wenn ich müde bin, ist die Disziplin besonders wichtig. Das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung ist sehr wichtig für mich, um ein gutes Buch hervorbringen zu können.

Kriminetz: Wohin reist du gerne im Urlaub?

Petra Mattfeldt: Das hat sich in letzter Zeit etwas geändert. Das Wichtigste ist für mich, dass ich zwischendurch rauskomme und irgendwo ein wenig Sonne bekomme. Früher war das in der dominikanischen Republik, wo mir neben den traumhaften Stränden besonders die Menschen gefallen haben, die ihren harten Alltag so oft mit einem wärmenden Lächeln angehen. Da wir aber im vergangenen Oktober mit unserem kleinen Hund Henry Zuwachs bekommen haben, können wir nicht mehr so lange Flüge machen, was für mich auch nicht schlimm ist. Jetzt freue ich mich auf kurze Aufenthalte am Timmendorfer Strand oder überhaupt an der See, wo meine Familie und ich entspannen können. Es gibt kein besseres Gefühl, als am Strand entlangzugehen und Henry fröhlich Stöckchen suchen zu sehen. Wenn dann noch ein leichter Wind weht und ich das Salzwasser rieche, entspannt es mich mehr als alles andere!

Kriminetz: Unter deinem Pseudonym Ellin Carsta hast du "Die heimliche Heilerin" veröffentlicht. Auf Englisch erschien der Titel als "The secret healer". Amazon gratulierte dir vor einer Weile für 125.000 verkaufte Exemplare. Kriminetz gratuliert an dieser Stelle auch! Die englische Version hat über 2.200 Rezensionen. Hast du mit diesem Erfolg gerechnet?

Petra Mattfeldt: Erst einmal vielen Dank für die liebe Gratulation! Inzwischen hat sich der Verkauf mehr als verdoppelt und nein - mit einem solchen Erfolg hätte ich nie gerechnet. Ich erinnere mich noch so gut, als ich mit meinem Mann darüber redete, dass ich einige Ideen hätte. Seine Antwort: „Schreib es auf!“
Ich dachte ehrlich gesagt, dass er das alles durch die rosarote Brille sehe und deshalb nicht objektiv sein könne. Dennoch hörte ich auf ihn und begann zu schreiben. Damals reichte ich „Multiversum“ bei einem Literaturwettbewerb ein und konnte tatsächlich den zweiten Platz belegen. Für mich war das so etwas wie das nächste Weltwunder. Doch der „nur“ zweite Preis bedeutete, dass ich eben keinen Verlagsvertrag bekam. Aber ich hatte Blut geleckt. Als ich dann unter dem Pseudonym Caren Benedikt mit „Die Feinde der Tuchhändlerin“ meinen ersten Roman veröffentlichen konnte, ging es Schlag auf Schlag. Wie genau es dazu kam, dass die großen Verlage auf mich zukamen und ich heute die Ehre habe, mit ihnen arbeiten zu dürfen, kann ich kaum sagen. Ich wollte immer nur meine Ideen umsetzen und spannende Geschichten schreiben. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich so weit kommen würde, auch wenn natürlich jeder Autor nach oben auf die ganz großen Namen schielt und sich sagt „Da will ich auch mal hin.“
Als dann noch die tollen Übersetzungen ins Englische für den amerikanischen Markt kamen und so einschlagen, konnte ich es kaum fassen. Ich bin sehr froh, dass sich meine Leserinnen und Leser so gut unterhalten fühlen. Ich muss jedoch gestehen, dass ich mich gar nicht als den großen Planer hinter den Geschichten sehe, sondern viel mehr einfach in die Idee katapultiert werde und aufschreibe, was ich sehe. Das ist der Grund, aus dem ich schon so manche Träne verdrückt habe, wenn eine Figur starb, die ich so lieb gewonnen hatte. Ich lebe meine Romane und bin froh, dass ich so viel Glück hatte!

Kriminetz: War für deine Reihe, die du als Ellin Carsta veröffentlichst, von Anfang an eine Übersetzung ins Englische geplant?

Petra Mattfeldt: Nein. Die Anfrage aus Amerika kam, nachdem „Die heimliche Heilerin“ sofort auf die Bestsellerliste stieg und die Verkaufszahlen geradezu explosionsartig nach oben gingen. Das war wirklich sehr aufregend und ich freue ich darauf, genau so weiterarbeiten zu können. Ich möchte an dieser Stelle einfach mal ein ganz dickes DANKESCHÖN loswerden! Zum einen an meine Leserinnen und Leser, aber auch an meine Agentur Lianne Kolf und ihr gesamtes Team, mit denen ich in ständigem Austausch stehe und die stets so begeistert von meinen Ideen sind. Aber auch an meine Verlage, die mir die Freiheit geben, mich nicht in eine Richtung drängen zu wollen, sondern mich schreiben lassen, was ich will. Ein solches Team um mich zu haben, empfinde ich als Geschenk.

Kriminetz: Vielen Dank, Petra Mattfeldt, für die Beantwortung der Fragen.

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