Graz - Hochburg des Krimis

Das Hotel Weitzer in Graz wurde zum Criminale-Hotel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Für einige Tage im Mai 2017 wurde Graz zur Krimihochburg. Über 200 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, allesamt Mitglieder der Autorenvereinigung SYNDIKAT, gaben sich ein Stelldichein in der Landeshaupt der Steiermark. Zwischen all den Lesungen, Workshops, Vorträgen und Talkrunden blieb natürlich auch die Zeit, die Stadt zu erkunden. Bei hellem Sonnenschein bot sich eine heitere, lebendige und überaus freundliche Stadt dar, die jeden Gedanken an Verbrechen verscheuchte. Vom Hauptplatz aus biegt man ein in die Gassen mit Zuckergussfassaden und zahlreichen Geschäften jeweils im Erdgeschoss.

Wer zwischendurch etwas Ruhe sucht, dem sei ein Besuch der ganz besonderen Stiegenkirche empfohlen. Ein Ort, an dem man sich getrost entrückt aus dem Diesseits fühlen kann. Wenige Gehminuten danach führt ein Stollen in den Schlossberg und erinnert an eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden Stollen in den Berg gehauen, um Schutzräume für Menschen zu schaffen.

Oben auf dem Schlossberg, zu dem während unseres Aufenthaltes akustische Zeichen eines Musikfestivals hinaufwirbeln, ist der Puls der Stadt zu spüren. Auf dem Schlossberg steht das Wahrzeichen der Stadt, der Uhrturm. Von hier oben aus wunderbar zu sehen ist das moderne Wahrzeichen von Graz, die Murinsel. Eine mondäne schwimmende Plattform.

Wieder unten, flanieren wir in der Herrengasse am Landeszeughaus vorbei. Es beherbergt die weltweit größe Waffensammlung - womit wir wieder beim Thema Krimi wären. Plötzlich taucht ein Alter Herr vor mir auf, in vollem Wichs und mit einem geflickten Riss vom Mundwinkel bis zum Ohrläppchen.

An der Grazer Karl-Franzens-Universität sind um die 60.000 Studierende eingeschrieben. Und hier wurden wir auch fündig, was Spuren des Verbrechens angeht. Die Universtiät Graz verfügt nämlich über ein eigenes Kriminalmuseum! Es wurde 1896 von dem Grazer Juristen Hans Groß gegründet. Heute leitet es Dr. Christian Bachhiesl. Und weil offenbar eine Verbindung zur aktuellem Crime-Szene besteht, moderierte er gemeinsam mit Robert Preis die erfolgreiche Fine-Crime-Kriminacht im Rahmen der Criminale.

Unweit des mächtigen Mausoleums, das Ferdinand II bereits zu Lebzeiten für seinen Leichnam errichten ließ, fanden wir in der Grazer Burg ein architektonisches Kleinod. Die Grazer Doppelwendeltreppe, ein Meisterwerk der Spätgotik. Man begegnet sich auf dieser Treppe immer wieder, also keine Empfehlung für Verfolgungsjagden, denn man kommt nicht weit!

In einem der schönen Innenhöfe entdecke ich ein Schild, das an Johannes Kepler erinnert. Der lehrte an der protestantischen Stiftsschule in Graz bis zur Gegenreformation, als das Institut in ein Klarissinnenkloster umgewandelt wurde. Kepler, der in Graz sein erstes astronomisches Werk verfasste,
ging nach Prag.

Graz schafft den Spagat von der Gegenwart zur Historie und verbindet beides. Für den geneigten Gast eine Fülle an Stoff!

Die Stiegenkirche in Graz. Ein ganz besonderer Ort der Ruhe. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Das Grazer Landeszeughaus beherbergt weltweit die größte Waffensammlung. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Der Eingang zum Schlossbergstollen, der während des Zweiten Weltkrieges Schutzräume bot. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Auch kulinarisch hat Graz einiges zu bieten. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Ferdinand II, der sich mit Vehemenz für die Gegenreformation einsetzte, ließ sich dieses prachtvolle Mausoleum bauen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Der Uhrturm auf dem Schlossberg ist das Wahrzeichen von Graz. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
In der Grazer Burg ist die interessante Doppelwendeltreppe von 1500 zu besichtigen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Graz vom Schlossberg aus gesehen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Die Murinsel - das moderne Wahrzeichen der Stadt Graz. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
In Graz mit dabei: Der Gmeiner-Verlag aus dem schwäbischen Württemberg. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Sammlerstück: Das SYNDIKATs-Dossier 2016 mit zahlreichen Unterschriften von TeilnehmerInnen der Criminale 2017 in Graz. Foto: © Claudia Schmid