Interview mit Andreas Schmidt

Foto: Andreas Schmidt

Andreas Schmidt

Andreas Schmidt, geboren im Jahr der ersten Mondlandung in Wuppertal, begann als Redakteur der Schülerzeitung schon früh mit dem Schreiben. Später arbeitete er als Journalist für zahlreiche Zeitungen und Magazine, bevor er begann, sich ganz der mörderischen Unterhaltung zu widmen. Kriminalromane sind seine Leidenschaft: „Ich liebe den Krimi, weil er so facettenreich ist.“ Dabei hat er in den letzten Jahren seine Herzensheimat in Schleswig-Holstein entdeckt. So spielen seine mörderischen Geschichten im Land zwischen den Meeren, einer trügerischen Idylle, in der sich in seinen Geschichten schreckliche Verbrechen ereignen.

Carmen Vicari von CarmensBücherkabinett.de hat Andreas Schmidt einige Fragen gestellt:

Carmen Vicari Lieber Andreas,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Am 13. März erscheint Dein neuer Krimi. Dieser ist als Auftakt zu einer neuen Reihe mit Kristin Voss angelegt. Magst Du kurz erzählen, um was es in dem Krimi geht?

Andreas Schmidt Nach einer enttäuschen Liebe verlässt Kristin ihre ostfriesische Heimat und lässt sich zur Kriminalinspektion nach Flensburg versetzen. Hier erhofft sie sich einen Neuanfang, der allerdings schon vor ihrem Dienstantritt von einem grausamen Ereignis überschattet wird.

Carmen Vicari Deine neue Reihe spielt im Raum Flensburg. Wie kam zu der Auswahl des Ortes? Verbindet Dich etwas mit der Region?

Andreas Schmidt Ich liebe den Norden und bin so oft es geht im „Land zwischen den Meeren“ unterwegs. Und da führt kein Weg an Flensburg vorbei. Die Stadt ist etwas Besonderes, weil der maritime Charme des Nordens allgegenwärtig ist. Die Nähe zur dänischen Grenze bringt der Stadt einen skandinavischen Touch. Mir gefällt die Mentalität der Menschen sehr, sie strahlen eine sehr sympathische Gelassenheit aus, davon lasse ich mich gern anstecken.

Carmen Vicari Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus? Läufst du die Wege Deiner Protagonisten ab? Tauchst Du in Archive ein?

Andreas Schmidt Grundsätzlich beschreibe ich in meinen Kriminalromanen nur Örtlichkeiten, die ich persönlich kenne. Egal ob es sich dabei um ein Haus oder eine Wohnung handelt, oder um eine Location im Freien; ich liebe es, die Details der Umgebung mit der Romanhandlung zu verweben. Dadurch, dass ich die jeweilige Atmosphäre in die Geschichte einarbeite, wird die Story dichter. Und das Schöne daran: Jeder Leser kann die Schauplätze meiner Krimis auf eigene Faust erkunden.

Carmen Vicari Wie kam es der neuen Reihe? Immerhin hast Du mit Wiebke Ulbricht und Jan Petersen schon ein starkes Ermittlerteam in Nordfriesland.

Andreas Schmidt Das stimmt, die beiden sind mir im Laufe der Jahre sehr ans Herz gewachsen. Doch nun war es an der Zeit für Neues. Deshalb habe ich Kommissarin Kristin Voss ins Rennen geschickt. Neue Ermittler, neues Glück – und ich bin schon jetzt sicher, dass die Krimifans das neue Team der Kripo Flensburg mögen werden.

Carmen Vicari Woher stammen allgemein Deine Ideen für Deine Bücher?

Andreas Schmidt Das Leben schreibt die besten Geschichten, so sagt man. Und in der Tat gehe ich mit offenen Augen durchs Leben, manchmal sitze ich stundenlang in einem Café, um die Menschen dort zu beobachten. Das hat in der neuen Reihe auch dazu geführt, dass auch gesellschaftliche Tabuthemen aufgegriffen werden, die uns alle in irgendeiner Form bekannt sind. Genau darin sehe ich den Zündstoff, der aus einer Krimi-Idee eine spannende Geschichte werden lässt. Dabei liebe ich es, mit den Perspektiven zu spielen. Was bewegt den Killer zu seiner Tat, wie denkt, wie fühlt und wie handelt er? Und wie ergeht es den Opfern seiner Taten? Und wie wird es dem Team um Kristin Voss gelingen, den Mörder am Ende der Geschichte zu stellen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen?
Foto: Andreas Schmidt

Carmen Vicari Könntest Du Dir vorstellen auch in einem anderen Genre aktiv zu werden? Oder bist Du es vielleicht sogar schon unter einem Pseudonym?

Andreas Schmidt Der Kriminalroman fasziniert mich sehr, weil man die ganze Bandbreite unserer Gesellschaft für den Aufbau einer Geschichte verwenden kann. Ich liebe es, mit den Ängsten zu spielen, Spannungen zu erzeugen und die Leser mit auf eine atemraubende Reise zu nehmen, die sich schließlich zum Guten wendet.

Vor einiger Zeit sehnte ich mich trotzdem nach Abwechslung – ich überlegte mir mit meiner Agentin, woran ich Spaß haben könnte. So kamen wir auf ein völlig anderes Genre: Den historischen Roman. Aus dieser Idee ist eine große Saga geworden: In der Trilogie „Das Kaufhaus“ (Aufbau Verlage) beschreibe ich die Anfänge der Kaufhausdynastie Tietz, uns allen bekannt durch die tragischen Ereignisse des Galeria-Kaufhof-Konzerns. Da die Leute im Verlag der Meinung waren, dass sich historische Stoffe besser verkaufen lassen, wenn sie von einer „Frau“ geschrieben werden, entschloss man sich dazu, die Reihe unter dem Pseudonym „Susanne von Berg“ erscheinen zu lassen. Dabei handelt es sich aber um ein offenes Pseudonym, so erfahren die Leser schon auf der ersten Seite, wer sich hinter „Susanne“ verbirgt. Auf Lesungen trete ich auch mit meinem „wahren Ich“ auf, was mitunter für amüsierte Blicke im Publikum sorgt.

Carmen Vicari Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Andreas Schmidt Es gab so unendlich viele schöne Momente. Einer war natürlich das Erscheinen meines ersten Buchs in den 1990er-Jahren. Auf Lesungen bedeuten mir die persönlichen Kontakte zum Publikum sehr viel – der Applaus am Ende einer Veranstaltung ist immer etwas ganz Besonderes.

Carmen Vicari Und zu guter Letzt: Wann kommt der nächste Band und an was arbeitest Du gerade?

Andreas Schmidt Da DEICHsühne der Auftakt der neuen Reihe um Kommissarin Kristin Voss ist, geht es natürlich weiter. Aktuell arbeite ich an der Fortsetzung, die bereits im kommenden Frühjahr im Gmeiner-Verlag erscheinen wird.

Carmen Vicari Lieber Andreas, vielen Dank für das interessante Interview.

Andreas Schmidt