Sieben Fragen an Anette Strohmeyer

Anette Strohmeyer veröffentlicht als Anne Nørdby ihre Reihe um Kommissar Tom Skagen, die in Skandinavien spielt. Foto: © Anette Strohmeyer

Die Autorin Anette Strohmeyer wurde 1975 in Göttingen geboren. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen. Sie schreibt Krimis, Thriller und Hörspiele. Viele Jahre verbrachte sie in Skandinavien, Neuseeland und den USA. Ihre Erfahrungen verarbeitet sie in den internationalen Settings ihrer Romane. Sie nahm an verschiedenen Writers‘ Rooms teil, in denen sie gemeinsam mit anderen Autoren Serienstoffe und -konzepte entwickelte.

Anette Strohmeyer veröffentlicht unter mehreren offenen Pseudonymen.

Auszeichnungen: Hörspiel des Jahres 2017, Monster 1983 (3. Staffel), gewählt von den Lesern des Hörspielmagazins PLAYtaste. Bestes Hörbuch 2017, Monster 1983 (3. Staffel), Audible Publikumspreis, Audible.de/Facebook. “Prädikat: Grandios”, Bücher Magazin, (Monster 1983, Staffel I), Bücher Magazin April/Mai 2017. Hörspiel des Jahres 2016, Monster 1983 (1. Staffel), gewählt von den Ohrcast-Hörern. Bestes Hörspiel 2015, "Bronze", Monster 1983 (1. Staffel), auf Hörspielsachen.de

Für Kriminetz hat Anette Strohmeyer sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Du lebst und arbeitest in Kopenhagen. Was ist für dich der größte Unterschied zum Leben in Deutschland?

Anette Strohmeyer: Der größte Unterschied ist natürlich die Sprache, die nicht einfach zu lernen ist, da die Aussprache, sagen wir es mal so, etwas gewöhnungsbedürftig ist. Aber in Kopenhagen sprechen fast alle ausgezeichnetes Englisch, und so ist es nicht schwer, schnell Bekanntschaft zu schließen. Woran ich mich schnell gewöhnt habe, ist, dass man hier quasi kein Bargeld mehr braucht. Man bezahlt alles mit der Karte. Selbst ein einzelnes Brötchen beim Bäcker. Das ist super bequem. Ein anderer Unterschied sind manchmal die etwas zu entspannten Dänen, da muss man sich als Deutsche schon sehr dran gewöhnen, dass hier alles viel langsamer läuft ... oder gar nicht. Wir bekommen z.B. nur einmal die Woche Post. Aber da muss man dann eben einfach auch hygge werden.

Kriminetz: Wo hast du Mittsommer gefeiert?

Anette Strohmeyer: In Dänemark heißt das „Sankt Hans Aften“ und wird am Vorabend des Johannistages am 23. Juni gefeiert. Ich war mit meinem Mann und Freunden am Amager Strandpark zusammen mit vielen anderen Kopenhagenern. Dort haben wir auf den Öresund mit Malmö auf der anderen Seite und die große Brücke geblickt und hatten grandioses Wetter. Um acht Uhr wurde dann das Feuer entzündet wie auch an einigen anderen Stellen entlang des Sundes. Darin wird eine Strohhexe verbrannt, die das Böse vertreiben soll. Nicht ganz politisch korrekt, aber trotzdem ein netter Brauch.

Kriminetz: Unter dem offenen Pseudonym Anne Nørdby hast du kürzlich im Gmeiner Verlag „Kalter Strand“ veröffentlicht. Magst du unseren Leserinnen und Lesern erzählen, worum es in dem Auftakt zu einer Reihe geht?

Anette Strohmeyer: In „Kalter Strand“ geht es um einen Menschen, der sich das AUGE nennt und Leute in Ferienhäusern an der dänischen Westküste dazu zwingt, bestimmte Dinge zu tun. Er erpresst sie damit, ihren Lieben etwas anzutun, sollten sie nicht ausführen, was er von ihnen verlangt. Es geht dabei um die Frage, wie weit man gehen würde, um seine Familie zu retten. Würde man selber töten? Da es sich bei den Opfern um deutsche Touristen handelt, die am beschaulichen Ringkøbing Fjord Urlaub machen wollten, wird von der dänischen Polizei die grenzübergreifende Sondereinheit SKANPOL um Hilfe gerufen. So kommt Kommissar Tom Skagen aus Hamburg ins Spiel.

Bei dieser Krimi-Reihe wird es mit jedem Band einen neuen Schauplatz in einem anderen skandinavischen Land geben. Der nächste Fall wird z. B. in Südschweden spielen aber mit derselben SKANPOL-Besetzung. Mir ist dabei wichtig, nicht nur die Atmosphäre und örtlichen Charakteristika inklusive deren Menschen zu beschreiben, sondern auch die deutsche Sichtweise auf diese Länder mit einfließen zu lassen. Und natürlich, die Leser mit einer spannenden Geschichte zu überraschen.

Kriminetz: Als A. P. Sterling schreibst du Dark Fantasy. Was verbirgt sich hinter der Bruderschaft der schwarzen Maske?

Anette Strohmeyer: Das ist ein Geheimbund, der sich in Venedig von 1794 darum kümmert, dass die Machtverhältnisse sich nicht verschieben. Dazu wenden sie auch unlautere bis brutale Mittel an. Ihre stärkste Waffe ist ein Dämon, der aus dem alten Ägypten stammt und von der Bruderschaft in Form einer Bestie wieder zum Leben erweckt wird. Diese zieht auf Befehl hin mordend durch die Stadt, und Rainero, der junge Held der Geschichte, muss feststellen, dass die Bestie ihm gefährlich nahe kommt. Aber er erhält unverhofft Hilfe von einem geheimnisvollen Bestienjäger und begibt sich mit ihm auf die Jagd nach dem Ungetüm.

Kriminetz: Hinter Noah Alexander steckt ein ganzes Autoren-Kollektiv: Martin Conrath, Sabine Klewe, Ralf Pingel, Anette Strohmeyer und Markus Stromiedel. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Anette Strohmeyer: Dazu kam es, dass Sabine Klewe mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, an dem Projekt teilzunehmen. Ich hatte zuvor schon einige Erfahrung mit sog. „Writers‘ Rooms“ gesammelt (u.a. mit dem Hörspiel „Monster 1983“) und habe immer sehr viel Freude an der Zusammenarbeit mit anderen AutorenkollegInnen. Und so fiel es mir nicht schwer, bei dem Projekt mitzuwirken. Das gestaltete sich sehr spannend, denn wir hatten am Anfang nichts als eine grobe Idee und die Maxime: „Fünf Autoren, fünf Wochen, ein Roman.“ Dazu stellte uns der der Lübbe Verlag in Köln einen eigenen Raum zur Verfügung, in dem wir dann auch tatsächlich fünf Wochen verbrachten. Wir arbeiteten gemeinsam den Plot und die Figuren aus, was sehr gründlich geschehen musste, denn nachher beim Schreiben teilten wir uns ja wieder auf und jeder musste ganz genau wissen, was beim anderen passierte. Das erforderte natürlich immer wieder Absprachen, aber es war sehr faszinierend zu sehen, wie schnell und effektiv man zu fünft eine Story ausarbeiten konnte. Und am Ende hatten wir die Rohfassung von 300 Seiten des Action-Thrillers „Cold Reset – Erinnern ist tödlich“ fertig. Eine tolle Erfahrung, die ich allen AutorInnen wärmstens ans Herz legen kann: Schreibt zusammen mit anderen, das steigert eure Kreativität und erweitert euren (Schreib-)Horizont!

Kriminetz: Unter deinem Real-Namen erscheint die Mystery-Thriller-Serie um Paul Eckbert Ondragon. Die Hörbücher werden von David Nathan eingesprochen, der unter anderem Johnny Depp die Synchron-Stimme leiht. Hörst du selbst auch Hörbücher?

Anette Strohmeyer: Ich höre eher Hörspiele als Hörbücher. Die Drei Fragezeichen und TKKG und natürlich auch andere wie die von meinem geschätzten Kollegen Ivar Leon Menger und Raimon Weber. Hörbücher höre ich eher im Auto, besonders auf der dänischen Autobahn, wo nichts los ist und man mit 120 km/h so vor sich hindümpelt. Aber meine absoluten Lieblingssprecher sind David Nathan, Luise Helm und Simon Jäger.

Kriminetz: Du hast in deiner Jugendzeit Basketball gespielt. Findest du heute noch die Zeit für Sport?

Anette Strohmeyer: Seit ich in Kopenhagen lebe, fahre ich wieder viel Fahrrad, weil die Stadt einfach dafür gemacht ist. Vorher habe ich das Gerät jahrzehntelang nicht angefasst. Aber heute schnappe ich mir abends nach dem Schreiben das Rad und fahre den Strandweg entlang bis zum Flughafen, wo ich den Fliegern beim Landen zusehe. Das ist im Moment leider alles, was ich an Sport mache. Basketball zu spielen, vermisse ich manchmal sehr.

Kriminetz: Vielen Dank, Anette Strohmeyer, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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Sankt Hans Aften am Amager Strandpark in Dänemark. Foto: © Anette Strohmeyer