Sieben Fragen an Axel B. Steinmüller

Das Foto zeigt den Autor, Regisseur und Produzent Axel B. Steinmüller.

Der Autor, Regisseur und Produzent Axel B. Steinmüller wurde 1966 in Heidelberg geboren. 1992 gab er sein Bühnendebüt als Sänger und Schauspieler bei den Schwetzinger Schlossfestspielen. Ab 1992 studierte er Theater-, Film und Fernsehwissenschaften und sammelte gleichzeitig schauspielerische Erfahrungen in mehreren Filmen und im Experimentiertheater Erlangen. Mit der Magisterarbeit Georg Kreisler und der Wiener Witz schloss er sein Studium in Deutschland ab, um im Anschluss ein Schauspielstudium am Lee Strasberg Theater Institute New York aufzunehmen. Seit 1998 ist er als Schauspieler am Theater und bei Film und TV tätig. Parallel hierzu übernimmt Axel B. Steinmüller Theater-Regiearbeiten sowie Auftragsarbeiten als Konzepter, Autor und Regisseur für Imagefilme, Events und Messen.

Mit Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste hat er seinen ersten Langfilm gedreht. Der Film wurde bereits mit einem Preis ausgezeichnet: Als Best International Feature beim Oxford Int. Film Festival. Darüber hinaus war der Film für den Dutch Golden Stone Award beim Scenecs Festival in Holland nominiert. Beim International Film Festival Mexico gewann er in der Kategorie Best Low Budget den Golden Palm Award. Der Film war bereits in Sofia, Nazareth und Dublin zu sehen.

Für Kriminetz beantwortete Axel B. Steinmüller sieben Fragen.

Kriminetz: Ihr Film trägt den ungewöhnlichen Titel »Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste«. Weshalb wollten Sie genau diesen Film realisieren?

Axel B. Steinmüller: Ich hatte irgendwann mal die grobe Idee zum Drehbuch. Hatte aber zuvor nie ein Drehbuch für einen Spielfilm geschrieben. Nicht mal für einen Kurzfilm. Dann dachte ich mir, ich lege einfach mal los. Den ersten Entwurf habe ich dann ein paar Leuten gezeigt, die seit Jahren in den unterschiedlichsten Bereichen der Film und TV Branche unterwegs sind. Die Resonanz war positiv. Ich habe dann noch ein paar Mal das Buch überarbeitet und irgendwann stand dann die Überzeugung im Raum, dass wir das Drehbuch einfach verfilmen. Aber schon damals war klar, dass wir dabei nicht den klassischen Weg über die Film-Förderung gehen. Wir wollten einfach machen und uns nicht durch eine Bürokratie wühlen, nicht wissend, ob man uns am Ende fördert.

Kriminetz: Wie lange betrug die Vorbereitungszeit und was musste alles gemacht werden, bis es mit dem Dreh losgehen konnte?

Axel B. Steinmüller: Mal abgesehen vom Schreiben des Drehbuchs, hat der Vorbereitungsprozess ca. 12 Monate gedauert. Wir haben zuerst an einem Wochenende einen Art Trailer von ca. 4 Minuten gedreht. So konnten wir in den sozialen Netzwerken auf das Projekt aufmerksam machen. Normalerweise werden Filme in Deutschland finanziell durch die Förderung und unter Senderbeteiligung realisiert. Die Entscheider dort lesen die Drehbücher und entweder der Film dann gemacht oder nicht. Wir brauchten in unserem Fall aber mehr Öffentlichkeit, da wir eben nicht den üblichen Weg durch die Gremien gehen wollten. Mit so einem Trailer können sich die Leute eine bessere Vorstellung vom Projekt machen. Das war besonders wichtig im Hinblick auf das Crowdfunding, mögliche Sponsoren und auch Kooperationspartner. Nachdem wir dann nach ca. 3-4 Monaten eine gewisse Öffentlichkeit hatten, haben wir Kooperationspartner gesucht, den Cast und die Crew vervollständigt und das Crowdfunding umgesetzt. Dazu kamen noch die Location-Suche und vieles mehr.

Kriminetz: Welches Budget stand Ihnen zur Verfügung? War es Ihnen möglich, Gagen an die Schauspielerinnen und Schauspieler zu bezahlen?

Axel B. Steinmüller: Uns standen Barmittel im Gegenwert von einem Mittelklassewagen zur Verfügung. Hinzu kamen viele Sachmittel, welche uns von Firmen kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, nachdem wir in den klassischen Münchner Medien viel Aufmerksamkeit bekommen hatten. Dazu zählten Locations, welche wir kostenlos nutzen konnten, aber auch z.B. zehn Hüte der Firma Mayser. Dennoch reichten diese Mittel nicht aus, um den Schauspielern oder der Crew eine Gage zu zahlen. Alle haben „für lau“ gedreht, bzw. auf sogenannte Rückstellung. Das heißt, dass die Gage gezahlt wird, wenn der Film im Nachgang Geld einspielt. Wenn man will, dass Leute sich darauf einlassen, muss man inhaltlich überzeugen. Das ist uns gelungen, was man ja auch an so bekannten Größen wie dem Charakterschauspieler Michael Mendl oder dem „Rosenheim Cop“ Josef Hannesschläger, die beide nach dem Lesen des Drehbuchs sofort zugesagt haben.

Kriminetz: FACIO hat die Musik zum Film komponiert. Weshalb wollten Sie genau ihn dafür haben?

Axel B. Steinmüller: Ich habe mit Facio seit 1999 immer wieder mal zusammen gearbeitet. Früher hatten wir zusammen ein Musikprojekt namens BLAU. Schon damals mischten wir diverse Musikstile aus den Bereichen der mediterranen Musik, Klezmer u.ä. und das Ganze mit deutschen Texten. Facio arbeitete dann für seine eigenen Songs intensiver in dies Richtung weiter, um so seinen einzigartigen Globetrotter-Sound zu entwickeln. Er ging da sogar noch weiter und dehnte das Konzept auch auf die Texte aus. Seine Songs sind textlich immer ein Mix aus diversen Sprachen. Zum Beispiel auch sein Ohrwurm „Dürüm, Dürüm“, der ja auch im Film vorkommt. Ich wusste einfach, das Facio durch seine musikalische Vielfältigkeit, durch seinen World-Sound, in der Lage ist, ganz unterschiedliche Stile zu mischen, die ich eben für den Film wollte. Für zwei Songs im Film haben wir auch wieder als Komponist und Texter zusammen gearbeitet: den „Teitelbaum-Song“, eine fetzige Swing-Nummer, die Michael Mendl im Film singt. Und für den Titel-Song des Films „Mr. Supertschunk“, den ich selbst eingesungen habe. Schon alleine diese beiden Songs zeigen Facio´s musikalische Weitläufigkeit. Er hat für den Film die ideale Musik beigesteuert.

Kriminetz: Sind Sie auch selbst im Film zu sehen? Oder jemand aus Ihrer Familie?

Axel B. Steinmüller: Ja, ich habe eine kleine Rolle übernommen. Die des etwas seltsamen Marktleiters, der in zwei kurzen Szenen auftritt. Viele Leute erkennen mich da oft nicht. Darüber hinaus hat mein Sohn seinen Einstand als Schauspieler gegeben. Er spielt den frechen Jungen Benjamin. Und meine Frau Britta Kleineheer spielt die Hauptrolle der Agentin Tracy.

Kriminetz: Weshalb bringen Sie »Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste« im Eigenverleih heraus?

Axel B. Steinmüller: Nach einer erfolgreichen Festival-Tour, wo wir mit diesem schwarzhumorigen Thriller aus Deutschland ausgerechnet in England, dem Mutterland des schwarzen Humors, einen Preis gewonnen hatten, haben wir den Film diversen Verleihern vorgestellt. Von dieser Seite kam bisweilen viel Lob. Einige sagten sogar, der Film sei „endlich mal was anderes“. Dennoch hat sich selbst von jenen, keiner getraut, den Film rauszubringen. Das ist aber nichts ungewöhnliches, auch wenn sich das erstmal so anhört, als sei der Film nicht gut genug. Einerseits gibt es grundsätzlich viele Filme am Markt, der sowieso von einer Dominanz der Filme aus den USA und deren Marketing-Macht geprägt ist. Andererseits herrscht in der Branche immer noch eine gewisse Skepsis gegenüber den Independent-Filmen und darunter im Besonderen den Genre-Filmen. Das ging auch Tini Tüllmann mit ihrem „Freddy/Eddy“ so. Tini Tüllmann hat „Freddy/Eddy“ auf ähnliche Weise wie wir produziert. Sie hat damit sogar beim Festival in Hof einen Preis abgeräumt hat, quasi ein Ritterschlag für einen Debut-Film. Dennoch kam auch sie bei den Verleihern nicht weiter. Sie hat dann „Freddy/Eddy“ im Eigenverleih rausgebracht und war damit erfolgreich. Das hat mich ermutigt, es auch zu versuchen. Tini Tüllmann ist - und das ist das interessante - bei vielen Kinobetreibern auf recht offene Ohren gestoßen. Das sind auch meine bisherigen Erfahrungen.

Grundsätzlich tut sich aktuell sehr viel in der Film-Branche. Vor allem Genre-Filme aus Deutschland, die zusätzlich eben nicht auf die herkömmliche Weise entstehen, bekommen mehr und mehr ein Publikum. Sie werden aber in der etablierten Branche immer noch etwas mit spitzen Fingern angefasst werden (sowohl „Freddy/Eddy“ als auch mein Film gehören dazu), was den klassischen Vertriebsweg versperrt. An vielen anderen Stellen wiederum, wird auch darüber nachgedacht, ob das System der Förderung von deutschen Filmen in der aktuellen Version noch zeitgemäß ist, da es doch – so die häufigste Lesart – nur bestimmte Film-Typen fördert. Das Thema ist aber ein weites Feld und sprengt hier den Rahmen. Ich denke jedoch, wir werden nicht die letzten Filmer sein, die den Weg des Eigenverleihs suchen.

Kriminetz: Am 26. April startet die Kinotour. Sind auch Publikumsgespräche eingeplant?

Axel B. Steinmüller: Ja, wir werden in allen Kinos, wo der Film läuft auch ein Publikumsgespräch machen. Da sind immer Schauspieler und meine Wenigkeit mit dabei. Da beantworten wir Fragen oder erzählen „aus dem Nähkästchen“. Die Termine kann man hier finden

Kriminetz: Vielen Dank, Axel B. Steinmüller, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Link zur Website Siegfried Teitelbaum