Sieben Fragen an Eva Almstädt

Das Foto zeigt Eva Almstädt. Foto: Götz Sommer

Die Schriftstellerin Eva Almstädt lebt mit ihrer Familie in Schleswig-Holstein. Vor wenigen Wochen erschien mit „Ostseesühne“ bereits der neunte Band um ihre beliebte Ermittlerin, Kriminalkommissarin Pia Korittki aus Lübeck. Der erste Band der erfolgreichen Reihe war 2004 erschienen. Im Dezember 2013 ist mit Dornteufel auch ihr erster Thriller herausgekommen. Die gebürtige Hamburgerin hat eine handwerkliche Lehre zum Raumausstatter absolviert, studierte in Hannover Innenarchitektur und war, bevor sie das Schreiben zu ihrem Beruf wählte, in der Wohnraum- und Küchenplanung tätig.

Kriminetz: Du lebst schon seit einigen Jahren mit Pia Korittki. Kannst du dir ein Leben ohne sie überhaupt noch vorstellen? Wie kam sie in dein Leben?

Eva Almstädt: Ohne Pia würde mir etwas fehlen. Ich führe einen ständigen inneren Dialog mit ihr, besonders, wenn ich mich in der Schreibphase eines Pia-Falles befinde. Als ich mal wegen eines Schneesturms auf der Rückfahrt von einer Lesung in Lübeck „gestrandet“ bin, schoss mir durch den Kopf, dass ich doch in Pias Wohnung übernachten könnte …
Pia Korittki ist 2002 in mein Leben gekommen sein, als ich einen Handlungsort, ein Verbrechen und alle beteiligten Personen für meinen ersten Krimi wusste, nur nicht, wer ihn aufklären sollte. Eine Privatperson, ein Privatdetektiv oder die Polizei? Ich hatte Zweifel, ob ich die Polizeiarbeit realistisch genug schildern könnte. Da lernte ich durch Zufall eine Kriminalkommissarin kennen, die mir Einblick in ihre Arbeit, ihre Motivation und ihr Umfeld gegeben hat. Das war die Geburtsstunde von Pia Korittki.

Kriminetz: Deine Kommissarin ermittelt in Lübeck. Ist dir Lübeck „näher“, obwohl du in Hamburg aufgewachsen bist?

Eva Almstädt: Als Hamburgerin liebe ich „meine“ Stadt, aber ich finde, sie ist nicht so gut für die von mir erdachten Krimis geeignet. Es gibt nicht das eine Hamburg – Hamburg ist sehr vielschichtig und unübersichtlich. Hamburg ist in jedem Stadtteil eine andere Welt.
Lübeck ist ebenfalls eine tolle Stadt und meines Erachtens der bessere Handlungsort. Gerade die Altstadt hat ganz viel Charme und besitzt so viel Geschichte und Geschichten. Dabei gehört alles irgendwie zusammen. Ich habe da auch den Vorteil, dass ich mir gewissermaßen den Blick von außen bewahrt habe. In Lübeck gehe ich eine halbe Stunde spazieren und habe zehn Einfälle für neue Szenen in meinem nächsten Krimi.

Kriminetz: Hast du einen „speziellen Draht“ zur Polizei für deine Recherche-Arbeit?

Eva Almstädt: Ich habe das große Glück, dass ich mir im Laufe der Jahre einige wertvolle Kontakte bei der Lübecker Polizei habe aufbauen können. Am Anfang war das nicht so einfach, aber inzwischen kennen sie mich und meine Romane. Eine Kriminalkommissarin wurde mir dort sogar mit den Worten vorgestellt: „Das ist unsere Pia Korittki.“ Etwas Schöneres kann ich mir in dieser Situation als Krimiautorin kaum denken.

Kriminetz: Lässt sich etwas aus dem Bereich Innenarchitektur auf die „Architektur“ eines Romanes übertragen?

Eva Almstädt: Auf diese Frage warte ich seit Jahren. Aber ja.
Sowohl beim Schreiben als auch bei der Raumplanung muss zuerst ein tragfähiges Gerüst, das Gebäude, geplant werden. Erst wenn da alles stimmt, kümmere ich mich um die Details. Eine gute Planung ist bei beiden Projekten das A und O. Ich finde es wichtig, bei jedem Planungsschritt sowohl die Funktionalität als auch die Emotionen der Nutzer bzw. des Lesers im Auge zu behalten. Und ein Plan für ein Buch, speziell für einen Krimi, hat durchaus Ähnlichkeiten mit einem Bauplan.

Kriminetz: Im September dieses Jahres hältst du einen Krimi-Schreib-Workshop in der Lübbe Academy. Was gibst du den Teilnehmern dort mit auf den Weg?

Eva Almstädt: Schreiben ist unter anderem ein Handwerk, das man lernen kann. Eine erste Romanfassung ist nur selten ein Meisterwerk, aber durch viel Arbeit und fundierte Kritik kann sie zu einem werden.

Kriminetz: Du wohnst in einer Region, in der viele andere Urlaub machen. Wohin verreist du selbst am liebsten?

Eva Almstädt: Ich reise selten an den selben Ort zweimal. Es gibt so viele tolle Ecken auf der Welt zu entdecken und ich fürchte, dass ich das alles gar nicht schaffe. Dieses Jahr ist eine besondere Reise dran, auf die ich mich schon seit zwanzig Jahren freue: Wir besuchen Verwandtschaft in Namibia und verbinden das mit einer Rundfahrt durch das Land.

Kriminetz: Machst du gerne Lesungen? Was nimmst du selbst aus den Begegnungen mit deinem Publikum bei deinen Lesungen für dich mit?

Eva Almstädt: Ich mag Lesungen sehr gern, auch wenn ich vorher immer noch ein wenig aufgeregt bin. Aber danach ist es um so schöner. Viele Zuhörer erzählen mir bei diesen Begegnungen von eigenen Erlebnissen, steuern neue Namen oder mögliche neue Schauplätzen bei. Insofern bringen mir Lesungen nicht nur Motivation, sondern oft auch konkrete Tipps und Hinweise.

Vielen Dank, Eva Almstädt, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Link zur Website von Eva Almstädt

Zum Schreibkurs in der Lübbe Academy