Sieben Fragen an Eva Rossmann

Die Schriftstellerin Eva Rossmann präsentierte bei der Buchmesse Frankfurt 2016 ihren neuen Krimi "Gut aber Tot". Foto: Jürgen Schmid, Kriminetz

Die Schriftstellerin Eva Rossmann wurde in Graz geboren. Sie war Verfassungsjuristin im Bundeskanzleramt. Ab 1989 leitete sie für einige Jahre die Wiener Redaktion der Oberösterreichischen Nachrichten, seither arbeitet Eva Rossmann als freiberufliche Autorin. Seit 1994 schreibt sie regelmäßig im Magazin A la Carte zu den Themen Kochen und Gastronomie. Eva Rossmann „findet, dass man Politik nicht nur den BerufspolitikerInnen überlassen darf“ und unterstützt immer wieder PolitikerInnen in deren Wahlkampf. Neben Sachbüchern zu Frauenthemen und Feminismus veröffentlicht die Schriftstellerin Kriminalromane. Alle zwei Wochen plaudert Eva Rossmann im Ö1 (ORF) am Sonntag um 9 Uhr mit interessanten Gästen.

Die Schriftstellerin erhielt 2009 den Österreichischen Buchliebling, 2013 den Großen Josef Krainer Preis für Literatur und 2014 für ihren Kriminalroman Männerfallen den Leo-Perutz-Preis der Stadt Wien. Bei der Buchmesse in Frankfurt 2016 stellte sie ihren Krimi Gut aber Tot am Stand des Folio Verlages vor.

Für Kriminetz hat Eva Rossmann sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Was war für dich der Anlass, die Schriftstellerei gegen die Juristerei einzutauschen?

Eva Rossmann: Das wenigste in meinem Leben war geplant. Ich habe Jus studiert, weil mich Gesetze als eine Basis des Zusammenlebens interessiert haben. Nach zweieinhalb Jahren im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes hat es mich einfach wieder mehr zum Journalismus gezogen, meine Arbeit war interessant und hochangesehen, aber doch durch viele Vorgaben und Hierarchien eingeschränkt – geschrieben hab ich ja schon seit ich dreizehn, vierzehn war. Und dann habe ich nach einigen Jahren im politischen Journalismus überlegt, was mit mir passiert, wenn ich mich bis zu meiner Pensionierung mit österreichischer Innenpolitik beschäftigen muss. Kann sein, ich wäre zynisch oder ein bissl deppat geworden. Beides wollte ich, so es denn geht, vermeiden. Also habe ich gekündigt und begonnen, Sachbücher zu schreiben. Und von dort zu den Kriminalromanen war es dann nur mehr ein kleiner Sprung. Nach spannenden Erfahrungen als Koordinatorin der Außenseiter-Kandidatin in einem Bundespräsidentschaftswahlkampf wollte ich darüber eigentlich wieder ein Sachbuch schreiben. Wahlkampfmechanismen und so. Aber dann hab ich mir gedacht: Eigentlich ist das der Stoff für einen Krimi. So hat es begonnen … und ein Jahr später gabs den ersten Mira Valensky Krimi „Wahlkampf“.

Kriminetz: In „Gut aber Tot“ erfahren die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krajner „Mörderisches über den Umgang mit Menschen und Tieren“. Ist dir bei der Recherche über Massentierhaltung schlecht geworden?

Eva Rossmann: Wütend bin ich geworden. Man hört ja viel und sieht auch einiges im Fernsehen. Aber wie da zur Profitmaximierung von Konzernen Tiere behandelt werden, als wären es irgendwelche Waren, das ist einfach schlimm. Nur ein Beispiel: Österreich exportiert zirka gleich viele Schweine wie es importiert. Nicht alle werden lebend herumgekarrt, aber ganz abgesehen davon: Ohne nationalistisch zu sein, können wir nicht unsere eigenen Schweine essen? Doch da gibt’s natürlich Stützungen und auch unterschiedliches Essverhalten … Jetzt ist man gerade dabei, Schweinsohren nach China zu schicken. Abgesehen vom perversen Umgang mit Tieren: Was diese unnötigen Transporte an Umweltschäden anrichten, wird kaum berechnet. Oder, Milchkuhhaltung im großen Stil: Kühe müssen Kälber bekommen, sonst versiegt die Milch. Die Kälber werden gleich von ihnen getrennt, damit sie keine Milch wegtrinken. Die Schwachen sterben (oder werden irgendwie, weil es eigentlich verboten ist, zu Tode gebracht), die stärkeren kommen als Babys in Transporter vor allem nach Holland und werden dort schnell aufgemästet fürs Kalbfleisch. Jetzt weiß ich, warum ich dieses weißliche glibbrige Zeug nie mochte. Es geht ja auch anders: Rinderherden im Freien, die beisammen bleiben. Und ab und zu wird eben eines geschlachtet. Am besten dort, wo es lebt, erschossen. Ich bin keine Vegetarierin, aber manchmal überlege ich …

Kriminetz: Neulich sagte ein Politiker im Fernsehen, die Felder seien „zugeschissen“, man wisse kaum mehr wohin mit der vielen Gülle, die bei der Massentierhaltung entsteht. Ein eklatantes Problem neben dem äußerst fragwürdigen Umgang mit Lebewesen, wobei letzteres natürlich absolut im Vordergrund steht. Wäre es schon ein Erfolg, wenn nicht mehr derart viel Fleisch auf den Tellern landen würde?

Eva Rossmann: Selbstverständlich. Diese ganzen Superangebote in Supermärkten – supergroße Packungen, superbillig, von denen dann ein Teil daheim eh weggeworfen wird, weil niemand so viel essen kann. Weniger Fleisch einzukaufen und weniger zu essen täte uns und der Umwelt gut. Und den Tieren und uns und der Umwelt täte es gut, wenn wir genau schauen, woher das Fleisch kommt, wie mit den Tieren umgegangen wurde. Würden wir weniger davon essen, wäre es auch kein Problem, wenn es teurer würde. Hochwertiges Fleisch muss teurer sein.

Kriminetz: Du hast, so ist über dich zu lesen, als du längst Schriftstellerin warst, eine Kochlehre gemacht. Wie kam es dazu?

Eva Rossmann: Meine Hauptfigur, die Mira Valensky, kocht ja sein dem ersten Roman. Sie denkt dabei über ihre Fälle nach, sie bekocht Freundinnen und Freunde und sie lädt hin und wieder auch Gäste zum Essen ein, um etwas herauszufinden. In jedem Buch sind Rezepte versteckt. Da war es einfach naheliegend, einen Gastronomiekrimi zu schreiben. Und da ich nicht wusste, wie es in einer Profiküche zugehen und mich das sowieso interessiert hat, hab ich bei Manfred Buchinger in seinem Gasthaus „Zur Alten Schule“ mitgekocht. Das hat mir so gefallen, dass ich geblieben bin. Und dann hab ich mir gedacht, wär doch gut, wenn ich einen ordentlichen Lehrberuf erlernen würde. Und so war es dann. Ich hab die Lehre übrigens mit Auszeichnung abgeschlossen. Als mir die Prüfungskommission dazu gratulierte, hat einer dazu gesagt: „Liebe Frau Rossmann, nur ein Tipp: Sie können ausgezeichnet kochen, lassen’s das mit der Schreiberei, das brauchen Sie gar nicht, Sie kommen überall als Köchin unter.“

Kriminetz: Alle zwei Wochen plauderst du im Ö1 mit Gästen. Nach welchen Kriterien wählst du diese aus?

Eva Rossmann: Die Auswahl trifft zum Großteil die Redaktion, aber ich kann natürlich Vorschläge machen. Wir haben viele Gäste aus dem künstlerischen Bereich, mit denen man gut über ihre Arbeit, aber auch über das reden kann, was momentan auf unserer Welt passiert. Aber ich hatte auch schon meinen Lieblings-Schokoladier Josef Zotter zu Gast. Ein witziger und gescheiter Mensch.

Kriminetz: Für die beliebte Fernsehkrimiserie Soko Kitzbühel hast du Drehbücher geschrieben. Bist du während der Dreharbeiten auch mal „durchs Bild gelaufen“? Warst du am Set?

Eva Rossmann: Nein, nie. Leider. Es wäre lustig gewesen, aber so etwas ging sich nie aus. Und es ist auch so, dass die Arbeit an solchen Drehbüchern mit der Abnahme vorbei ist. Der Rest wird am Set vom Regisseur und den Schauspielerinnen gemacht. Und die hab ich natürlich schon immer wieder getroffen. Christina Sprenger, die ja inzwischen ausgestiegen ist und ein Theater leitet, ist eine ganz Liebe.

Kriminetz: Du lebst mit deinem Mann im Weinviertel, in der Nähe zu Wien. Hast du einen Slogan, um Besucher für einen Besuch „anzuspitzen“?

Eva Rossmann: NO STRESS – Das ist das Weinviertel. Da muss man nichts tun. Man kann sich einfach in einen Weingarten setzen und schauen. Und am besten sollte man das in allen vier Jahreszeiten und auch dazwischen machen. Es ist immer anders und es ist immer nahe. Dazu noch die hervorragenden Weine, und wer mag kann dann ja in die „Alte Schule“ kommen und sich von uns bekochen lassen.

Kriminetz: Vielen Dank, Eva Rossmann, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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