Sieben Fragen an Günter Minas

Günter Minas beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid / kriminetz.de

Mit über 50.000 Besuchern ging das 8. Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel 2012 zu Ende. Das Festival ist längst vom Geheimtipp zur festen Größe in der Kulturlandschaft der Metropolregion Rhein-Neckar avanciert. Im Programm sind auch regelmäßig Krimis zu sehen. Der Mainzer Diplom-Psychologe und Publizist Günter Minas ist seit 2007 mit dabei. Er ist Programm-Mitarbeiter, führt während des Festivals Podiumsgespräche und Interviews und ist zudem der Macher von Festival TV.
Günter Minas beantwortete sieben Fragen für Kriminetz.de.

Kriminetz: Nach dem Film-Festival ist vor dem Film-Festival. Wann beginnen für Sie die Vorarbeiten für das Festival des deutschen Films 2013?

Günter Minas: Eigentlich sofort, obwohl für uns erst einmal das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (ab 8. November) im Vordergrund steht, das vom gleichen Team verantwortet wird. Die endgültige Filmauswahl für Ludwigshafen treffen wir dann im März nächsten Jahres.

Kriminetz: Wieviele Filme sehen Sie sich im Vorfeld an?

Günter Minas: Für unsere Endauswahl liegen uns etwa 300 Titel vor, dazu kommen die Filme, die jeder aus dem Auswahlausschuss über das Jahr in anderen Zusammenhängen sieht.

Kriminetz: Was zeichnet einen Film aus, damit er es ins Festival-Programm schafft?

Günter Minas: Er muss eine ehrliche Geschichte, die dicht an den Menschen ist, gut erzählen, dabei glaubwürdige Schauspieler mit authentischen Dialogen aufweisen und einen eigenen Blick auf die Wirklichkeit vermitteln, ob ernst oder mit einem Augenzwinkern.

Kriminetz: Im Rahmen des Festivals werden auch Krimis gezeigt. Erfolgt diese Wahl bewusst oder landen Krimis aus anderen Gründen im Programm?

Günter Minas: Es gibt keine Beschränkung auf bestimmte Genres. Wenn ein deutscher Krimi einfach ein herausragend guter Film ist, zeigen wir ihn auch, ebenso wie Liebesgeschichten, Sozialdramen, Komödien oder Dokumentarfilme.

Kriminetz: Sie zeigen nicht nur Kinofilme, sondern auch Fernsehproduktionen. Weshalb diese Entscheidung?

Günter Minas: Weil Filmkunst, wie wir sie verstehen, in beiden Präsentationsformen stattfindet und außerdem das Fernsehen viele engagierte Filmprojekte überhaupt erst möglich macht. Viele Regisseure, Schauspieler und Produzenten sind ja auch in beiden Medien zu Hause, und es wäre unsinnig, einen Teil ihrer Arbeit dem Publikum vorzuenthalten. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass Redakteure und Fernsehregisseure bei uns die Berührung mit echtem Publikum „zum Anfassen“ erleben können. Der Beifall eines vollbesetzten Kinozelts und ein Gespräch danach sind sinnlicher als die am Tag nach der Ausstrahlung nüchtern gemeldete Zuschauerquote.

Kriminetz: Im Anschluss an das Festival 2005 unterzeichneten 22 Filmregisseure, Schauspieler und Produzenten die „Ludwigshafener Position“. Darin heißt es unter anderem: „Das Kino kann der Ort sein, an dem der Blick der Zuschauer aufgerissen und neu auf die Welt gerichtet wird. Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein.“ Wie sehen Sie selbst sieben Jahre danach diese Aussage?

Günter Minas: Mit der Betonung der künstlerischen Vision, des eigensinnigen Blicks und des leidenschaftlichen Muts zum Risiko in echtem Dialog mit dem Zuschauer steht dieses Manifest immer noch für unser Selbstverständnis als Festival des deutschen Films.

Kriminetz: Verraten Sie Ihren Lieblingsfilm im Programm 2012?

Günter Minas: Ein Programm-Macher eines Festivals hat naturgemäß immer viele „Lieblingsfilme“. Einen hebe ich jetzt einmal heraus: „Was bleibt“ von Hans-Christian Schmid, weil dieser Film unaufgeregt einen sehr facettenreichen Blick in eine bürgerliche Familienkonstellation öffnet, ohne moralisierende Bewertung und mit durchweg hervorragenden Schauspielern.

Kriminetz: Vielen Dank, Günter Minas, für das Interview.