Sieben Fragen an Helgi Schmid

Helgi Schmid in seiner Rolle als Daniel Winter in der beliebten ZDF-Krimiserie „Professor T“. Im August ist er gemeinsam mit Iris Berben in einem Thriller im ZDF zu sehen und am 14.6. im Rostocker Polizeiruf 110 „Der Tag wird kommen“. Foto: © ZDF / Willi Weber

Der Schauspieler Helgi Schmid wurde in Darmstadt geboren und wuchs in Grünstadt auf. Er absolvierte von 2005 bis 2009 ein Schauspielstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und wohnt derzeit in Mannheim.

Neben mehreren Engagements an Theatern wie etwa Freiburg, Mannheim, Aachen, Düsseldorf und Tübingen ist er seit etlichen Jahren auch in vielen Filmen zu sehen. So hat er unter anderem bereits öfters Rollen in der Reihe TATORT gespielt.

Seit 2017 spielt er in der beliebten ZDF-Krimiserie Professor T. den Kriminalkommissar Daniel Winter. In der vierten Staffel, die momentan gesendet wird und außerdem in der ZDF- Mediathek zu sehen ist, hat Helgi Schmid neben Matthias Matschke eine Hauptrolle.
Außerdem ist er regelmäßig als Sprecher für Feature- und Hörspielproduktionen tätig.
2014 spielte Helgi Schmid die Titelrolle JR (Regie: Marcus Lobbes) an den Wuppertaler Bühnen und gewann gemeinsam mit dem Ensemble den Hauptpreis beim Theatertreffen NRW als beste Inszenierung des Jahres.

2017 wurde das Hörspiel Screener von Lucas Derycke, in dem Helgi Schmid die Hauptrolle spricht, mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.

Für Kriminetz.de beantwortete Helgi Schmid sieben Fragen.

Kriminetz: Zurzeit läuft die 4. Staffel von Professor T im ZDF. In seiner überzeichneten Art und gnadenlosen Überheblichkeit wirkt er sehr witzig. Als Psychologe verfügt er selbst über herzlich wenig soziale Kompetenz, Empathie ist nicht wirklich seine Stärke. Seine Angst vor Keimen, die ihn in den ersten drei Staffeln dazu bringt, Türklinken schon Mal mit dem Fuß zu öffnen, wirkt sehr lustig. Wobei jetzt in Zeiten von Covid_19 etwa seine blauen Einweghandschuhe gar nicht mehr so schräg wirken. Wie schaffen es alle am Set, beim Drehen ernsthaft zu bleiben?

Helgi Schmid: Das ist tatsächlich nicht immer so leicht gewesen, was aber ein gutes Zeichen ist, wie ich finde. Über die Jahre haben nicht nur wir Schauspieler*innen uns immer besser kennengelernt, sondern auch das ganze Team, so dass der Spaß bei den Dreharbeiten nicht zu kurz kommen durfte. Eines der Dinge, die ich von Beginn an von Mathias Matschke gelernt habe ist, dass Drehzeit Lebenszeit ist und wir sie deswegen möglichst sinnvoll und mit Spaß an der Sache nutzen sollten. Außerdem lässt sich manch fiktiver Mord oder dramatische Wendung mit einer Portion Humor besser bewältigen.

Kriminetz: Daniel Winter ist ein zuverlässiger Mensch und loyal gegenüber den Menschen, die ihm etwas bedeuten. So heiratet der Kriminalkommissar seine Freundin sogar im Knast. Sind Sie privat auch so ruhig wie in dieser Rolle oder ist harte Schauspielkunst gefordert?

Helgi Schmid: Zuverlässig und loyal bin ich auch privat; das deckt sich. Ruhig trifft es weniger. Aber ich empfinde auch Daniel nicht als ruhig – die Emotionen gehen des öfteren mit ihm durch – er ist ein emotionaler, empfindsamer Mensch und das wiederum kenne ich auch von mir.
Als Schauspieler sucht man in Figuren nach Parallelen dieser Art und wenn man keine findet, kann es auch sehr spannend sein aus dem genauen Kontrast zu agieren.

Kriminetz: In der vierten Staffel von Professor T spielen Sie neben Mathias Mattschke, der die Titelrolle innehat, die zweite Hauptrolle. Es wäre wirklich außerordentlich bedauerlich, wenn die Serie nun tatsächlich zu Ende wäre. Mit welchem nächsten Film oder Hörspiel können sich Ihre Fans trösten?

Helgi Schmid: Am 14.6. wird der Rostocker Polizeiruf 110 „Der Tag wird kommen“ im Ersten ausgestrahlt, bei dem ich beteiligt war. Und im August läuft ein Thriller mit Iris Berben im ZDF, in dem ich ebenfalls zu sehen bin. Vor allem aber freue ich mich über ein Hörbuch, dass ich im Mai beim SWR aufgenommen habe und das demnächst zu hören sein wird. Es ist der Roman „Als ich jung war“ von Norbert Gstrein, der mich wirklich begeistert hat. Dabei handelt es sich um die Geschichte eines jungen Mannes, der als Hochzeitsfotograf zugegen ist, als eine Braut zu Tode kommt. Der Roman wird aus Sicht der Figur Franz erzählt und wir erfahren von seinen Geheimnissen und Sehnsüchten, von seiner Kindheit und obskuren Erlebnissen, die er in seiner Heimat in Österreich und in Amerika erlebt. Ausgestrahlt wird das ganze ab 15.6. immer um 15:30 Uhr auf SWR2 in der Reihe „Fortsetzung folgt“ – da gibt es für Fans mehr als ein paar Stunden was auf die Ohren (lacht).

Kriminetz: Neben anderen Engagements waren Sie auch am Mannheimer Nationaltheater, das mit seinen drei Sparten etwas Besonderes in der Theaterlandschaft darstellt. Sie spielen derzeit immer noch beim Improvisationstheater Drama Light. Filmdrehs erfordern viel Disziplin aller Beteiligten, Szenen und Texte sind (mit einigen wenigen Ausnahmen) vorgegeben. Beim Impro-Theater ist Spontaneität gefragt. Ist das ein willkommener Ausgleich für die Arbeitsmethodik am Set?

Helgi Schmid: Set und Impro sind sich ähnlicher, als man denkt. Es geht bei beiden als Schauspieler einzig und allein um den Moment – hier muss ich hundertprozentig fokussiert sein. Beim Film geht das allerdings mit einer monatelangen Vorbereitung einher, beim Improtheater hast du keine Sekunde Zeit dich vorzubereiten, du folgst deinem Impuls direkt, ohne Dich zu hinterfragen. Ein großer Spaß und ein gutes Training als Schauspieler. Erst recht da Impulse beim Film oft zurückgehalten werden. Und vor allem ist es meine Möglichkeit immer wieder mal vor Publikum zu spielen.

Kriminetz: Wie halten Sie sich fit für Ihre Auftritte?

Helgi Schmid: Die langweilige Antwort: Ich treibe regelmäßig Sport und ernähre mich (genussvoll) gesund. Die etwas Spannendere: wir treffen uns (un)regelmäßig und improvisieren, besprechen neue Spielmöglichkeiten und Formate. Die Ehrliche: Eine Stunde vor dem Auftritt sitzen wir zusammen, grooven uns ein, besprechen wonach uns heute Abend ist, das war‘s. Für den Rest sorgt der Moment, das Publikum und die Vorgaben.

Bei dieser Vorbereitungsart rutscht mir immer noch regelmäßig das Herz in die Hose.

Kriminetz: Sie haben mütterlicherseits eine Verbindung nach Island. Bleibt noch Zeit, dorthin zu reisen?

Helgi Schmid: Ja, die Zeit nehmen wir uns. Das bedeutet dann den Sommerurlaub dort zu verbringen. Aber natürlich machen wir auch in anderen Ländern Urlaub. Gerade wächst die Sehnsucht nach Island wieder unermesslich.

Kriminetz: Über Mannheim wird gesagt, man weine zwei Mal. Zunächst, wenn man nach Mannheim kommt, und dann, wenn man wieder geht. Welches sind für Sie die Vorzüge, in der Kurpfalz zu leben?

Helgi Schmid: Ich werde oft gefragt, warum ich nicht in Berlin lebe, und tatsächlich gibt es ein paar Nachteile nicht in der Hauptstadt zu leben, beispielsweise wenn man eine Einladung zu einer Premiere hat, für ein Casting nach Berlin muss oder mal spontan Kolleg*innen treffen möchte, die ja meist alle dort leben. Andererseits mag ich an Mannheim die Unaufgeregtheit. Es ist eine Metropole und doch überschaubar. Mannheim ist hervorragend angebunden, manchmal muss man auch nach Köln oder München ans Set, schon punktet Mannheim im Vergleich zu Berlin. Und die Menschen nehmen sich nicht zu wichtig. Wenn, dann gibt es einen schrulligen Stolz Mannheimer zu sein, aber keine Vorbehalte, wenn jemand woanders herkommt. Die Stadt und ihre Bewohner*innen sind im besten Sinne sympathisch, tolerant und neugierig. Ein guter Gradmesser dafür ist auch das Theaterpublikum – so ein tolles Publikum wie in Mannheim findet man selten!

Kriminetz: Vielen Dank, Helgi Schmid, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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