Sieben Fragen an Ingvar Ambjørnsen

Das Foto zeigt den norwegischen Schriftsteller Ingvar Ambjørnsen. © Tine Poppe.

Der norwegische Schriftsteller und Jugendbuchautor Ingvar Ambjørnsen lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Neben seinen zahlreichen Romanveröffentlichungen arbeitet Ingvar Ambjørnsen auch als Autor oder Mitautor von Theaterstücken und Sachbüchern. Seine Elling-Romanfolge wurde auszugsweise unter dem Namen Elling verfilmt und für den Oscar nominiert.

In seinem Heimatland Norwegen wurde der Bestseller-Autor mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Ingvar Ambjørnsen ist mit der Übersetzerin Gabriele Haefs verheiratet, die auch die meisten seiner Romane und Erzählungen ins Deutsche übertragen hat. Er erhielt mehrere norwegische Literaturpreise, 1986 das Literaturstipendium der Stadt Hamburg sowie 1988 das Literaturstipendium der Stadt Lübeck mit Stadtschreiber-Wohnung im Buddenbrookhaus. 2012 wurde Ingvar Ambjørnsen mit dem Willy-Brandt-Preis ausgezeichnet.

Mit Aus dem Feuer veröffentlichte Ingvar Ambjørnsen eine schräge Satire auf den Literaturbetrieb, auf Deutsch erschien der Roman bei Nautilus. Norwegen wird übrigens Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019!

Für Kriminetz beantwortete Ingvar Ambjørnsen sieben Fragen.

Kriminetz: Gibt es generelle Unterschiede zum Buchmarkt in Norwegen und in Deutschland?

Ingvar Ambjørnsen: Ja, ziemliche sogar. In Norwegen ist alles viel durchsichtiger, übersichtlicher. Die großen Verlage haben eigene Buchhandelsketten, und für kleinere, die keine Buchläden haben, ist es sehr schwer, da reinzukommen. Also sind die großen Verlage viel größer und wichtiger als anderswo. Taschenbücher kommen oft schon nach drei Monaten, nur die Hardcorefans kaufen also das Buch im Hardcover, und das macht es immer schwerer für Autoren, vom Schreiben zu leben. Und es gibt so kaum noch unabhängige Buchläden, also solche, die keiner der verlagseigenen Ketten angehören (das, was Alexander Irgens im Buch die „Kartelle“ nennt). Ich kenne in Oslo eine einzige unabhängige Buchhandlung – hier in Hamburg habe ich vier im Umkreis von dreihundert Metern!

Kriminetz: Alexander Irgens, „Norwegens Krimikönig“ in „Aus dem Feuer“ ist der Erfolg zu Kopf gestiegen. Ist es nicht allzu verführerisch und „menschlich“, bei Erfolg die Bodenhaftung zu verlieren?

Ingvar Ambjørnsen: Selbstverständlich, das ist doch nur natürlich, aber ich habe ja auch nicht geschrieben, dass es nicht so wäre, ich bin das nicht, der die Rede am Ende des Buches hält.

Kriminetz: Die Figur Alexander Irgens ist Norwegens „Krimikönig“. Weshalb sind Krimis Ihrer Meinung nach derart erfolgreich beim Lese-Publikum?

Ingvar Ambjørnsen: Krimiliteratur ist Literatur mit Krückstock. Viele mögen eben nur lesen, wenn auf jeder Seite etwas Spannendes passiert und sie sich darauf stützen können.

Kriminetz: Alexander Irgens wird am Ende aus dem Feuer geholt. Feuer kann verbrennen oder läutern. Wird es eine Fortsetzung mit Alexander Irgens geben?

Ingvar Ambjørnsen: Nicht richtig, also nicht so, dass er die Hauptperson in einem weiteren Buch wird. Aber ich arbeite an einer Serie von Büchern, in der einige Personen immer wieder auftreten, mal in Hauptrollen, mal in Nebenrollen. In dem Buch davor z.B., „Die Nacht träumt vom Tag“, bricht die Hauptperson in Ferienhäuser ein und ärgert sich immer, weil es dort nichts Gescheites zu lesen gibt, „nur die blöden Krimis von diesem Alexander Irgens“. In dem Buch taucht auch die Isländerin Birna einmal auf – und so kann auch Irgens in einem zukünftigen Roman wieder erwähnt werden.

Kriminetz: Sie haben neben anderen Jobs als Pfleger in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet. Hat das Ihren schriftstellerischen Blick geschärft?

Ingvar Ambjørnsen: Nicht so richtig, das ist ja ein halbes Leben her. Ich habe mein erstes Buch darüber geschrieben und diese Erfahrungen später genutzt, aber nein, einen Extrablick hat mir das nicht gegeben.

Kriminetz: Sie sind vor etlichen Jahren von Oslo nach Hamburg gezogen. Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Hamburg?

Ingvar Ambjørnsen: Karstadt. Nein, im Ernst, ich bin doch nicht blöd und verrate meinen Lieblingsplatz und am Ende wollen alle da hin. Das wäre so leichtsinnig, wie meine Stammkneipe zu verraten!

Kriminetz: Norwegen wirbt wegen Fachkräftemangels um Gastarbeiter. Wie lautet Ihr Werbeslogan für Norwegen?

Ingvar Ambjørnsen: Gar nicht. Ich will ja nicht nach Norwegen! Aber Gabriele hat gerade das Buch „111 Gründe, Norwegen zu lieben“ geschrieben, da steht bestimmt was Passendes drin!

Kriminetz: Vielen Dank, Ingvar Ambjørnsen, für die Beantwortung der sieben Fragen!

Link zur deutschen Website von Ingvar Ambjørnsen