Sieben Fragen an Joy Fielding

Joy Fielding geht demnächst in Deutschland auf Lesereise. Foto: © Peter von Felbert

Die Schriftstellerin und Schauspielerin Joy Fielding schreibt schon, seit sie acht Jahre alt war. 1966 schloss sie ihr Studium der englischen Literatur an der Universität von Toronto mit dem Bachelor ab. Seit ihrem Psychothriller „Lauf, Jane, lauf“ waren alle ihre Bücher internationale Bestseller. Joy Fielding lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Toronto, Kanada, und in Palm Beach, Florida.
Zur Vorstellung Ihres Romanes „Die Schwester“ wird sie im Herbst 2016 auf Lesereise in Deutschland unterwegs sein.

Für Kriminetz beantwortete Joy Fielding sieben Fragen.

Kriminetz: In ihrem aktuell ins Deutsche übersetzten Roman „Die Schwester“ wird die zweijährige Samantha aus einer Hotelsuite entführt. Was hat sie zu dieser Thematik angeregt?

Joy: Fielding: Obwohl es eindeutig ein fiktionales Werk ist, war die offensichtliche Inspiration die etwa zehn Jahre zurückliegende Entführung von Madeleine McCann aus dem Hotelzimmer ihrer Eltern, während diese in einem nahegelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend aßen. Ich fand es interessant, eine ähnliche Situation zu erschaffen und zu zeigen, was wie passiert sein könnte und welche Auswirkungen es auf die Familie hatte.

Kriminetz: Im Roman taucht nach vielen Jahren eine junge Frau auf und behauptet, das entführte Kind zu sein Einiges „Unschöne“ kommt zutage. Ist es manchmal nicht einfach besser, Dinge „unter dem Teppich“ zu lassen?

Joy: Fielding: Ich denke das ist von der jeweiligen Situation abhängig. Einige Dinge sollte man besser für sich behalten, besonders wenn nichts Gutes zutage gefördert werden kann. In diesem Fall jedoch, sollte man solche Dinge weiterverfolgen. Wenn es einen legitimen Grund gibt, anzunehmen, dass eine Person das vermisste Kind ist, dann sollte man die Wahrheit herausfinden. Wie könnte man sonst mit sich weiterleben?

Kriminetz: Nach dem Verlust eines Kindes zerbricht häufig die Beziehung der Eltern. Liegt es auch daran, dass Frauen anders mit Trauer umgehen als Männer?

Joy: Fielding: Statistiken zeigen, dass Tragödien wie der Tod eines Kindes häufig eine Trennung der Eltern zur Folge haben. Jeder Mensch verarbeitet eine Tragödie auf seine eigene Weise. Ich weiß nicht, ob das unbedingt eine Mann-Frau-Sache ist, eher verschiedene Arten mit Trauer umzugehen. Manche Menschen leben sie aus, andere verinnerlichen sie oder ziehen sich in sich selbst zurück und wieder andere suchen Hilfe. In so einem Fall setzt man sich nicht nur mit Trauer auseinander, sondern auch mit Vorwürfen und Schuld. Wenn eine Partei die andere für etwas verantwortlich macht oder ein Partner sich schuldig fühlt und es außerdem noch Geheimnisse gibt, dann denke ich nicht, dass diese Ehe eine große Chance hat.

Kriminetz: Im Nachwort Ihres Romans erwähnen Sie Ihre Großmutter Mary. Mussten Sie sie als Kind oft sehen?

Joy: Fielding: Mary, die Mutter meines Vaters, war eine unangenehme und schwierige Frau, die es genoss Menschen unglücklich zu machen. Ich war viel vertrauter mit den Eltern meiner Mutter. Aber ich habe sie oft genug getroffen und sie war nie das, was man als liebend oder unterstützend bezeichnen würde. Einmal passte sie auf mich und meine Schwester auf, während meine Eltern für eine Woche wegfuhren. Sie machte uns das Leben zur Hölle, indem sie in unserem ganzen Hab und Gut herumschnüffelte und am Telefon vor anderen Verwandten sehr abfällig über uns sprach. Außerdem drehte sie das Radio auf eine ohrenbetäubende Lautstärke, während wir schliefen und sprach mit uns sehr respektlos. Ich habe in dieser einen Woche deutlich an Gewicht verloren. Bei ihrer Rückkehr warf meine Mutter einen Blick auf mich und brach in Tränen aus. Sie schwor, uns nie wieder mit Mary allein zu lassen.

Kriminetz: Was lieben Sie besonders an der Tätigkeit einer Schriftstellerin?

Joy: Fielding: Was ich am allerliebsten mag, ist, dass es sich nie nach Arbeit anfühlt. Ich darf kreativ sein, mit Geschichten ausdenken und bin mein eigener Boss. Dabei liebe ich die Freiheit, die es mir bereitet. Ich arbeite nach meinem eigenen Terminplan und habe ein Leben mit Familie, Freunden und Reisen abseits des Schreibens. Hinzu kommt, dass ich als Schriftstellerin mit Menschen überall auf der Welt in Kontakt bin.

Kriminetz: Haben Sie es je bedauert, sich letztendlich für die Schriftstellerei anstatt für die Schauspielerei entschieden zu haben?

Joy: Fielding: Das Schreiben war meine erste Liebe. Obwohl ich die Schauspielerei mochte und mich manchmal nach einer Rolle in einem Film oder im Fernsehen sehne, habe ich meine Entscheidung hin zum Schreiben nie bereut. Ich mochte die Vorsprechen nicht, oder die Tatsache, dass andere Menschen so viel Kontrolle über das was ich tue hatten. Es ist ein Leben voller Ablehnung, dem Gefühl, niemals gut genug zu sein. Durch das Schreiben erfahre ich wenigstens den Anschein von Kontrolle, wenn auch nur illusorisch.

Kriminetz: Sie sind bald auf Lesereise in Deutschland. Worauf freuen Sie sich besonders?

Joy: Fielding: Ich freue mich immer, nach Deutschland zu kommen. Ich mag die Menschen und das Publikum, den Enthusiasmus, mit dem die Leser zu meinen Veranstaltungen kommen. Es fühlt sich immer wie eine Heimkehr an.

Kriminetz: Vielen Dank, Joy Fielding, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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