Sieben Fragen an Kerstin Hohlfeld

Das Foto zeigt Kerstin Hohlfeld. Foto: © Rossigraphie

Die Schriftstellerin Kerstin Hohlfeld hat in Berlin eine schöne alte Tradition wieder zum Leben erweckt: Den literarischen Salon. In loser Folge lädt sie dabei Kollegen und Kolleginnen zu sich nach Hause ein, um vor einem ausgewählten Kreis ihre Werke vorzustellen. Unter den Gästen war beispielsweise auch schon Thriller-Autor Martin Krist, der demnächst bereits zum zweiten Mal ihr Gast sein wird.

Die studierte Theologin ist bei Magdeburg aufgewachsen. Sie lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Berlin. Neben ihrer Reihe um Rosa Redlich im Gmeiner-Verlag sind Ein Weg zurück bei Bookshouse, Ich heirate einen Arsch (mit Leif Lasse Andersson) im Knaur Verlag und ganz druckfrisch Wenn das Glück anklopft bei Ullstein erschienen.

Für Kriminetz beantwortete Kerstin Hohlfeld sieben Fragen.

Kriminetz: Wie kamst du auf die Idee mit deinem Literarischen Salon? Ich musste natürlich, als ich das las, sofort an den Berliner Literarischen Salon der Rahel Varnhagen von Ense denken.

Kerstin Hohlfeld: In Berlin ist die Autorendichte relativ hoch. So nach und nach habe ich einige von den Kollegen kennengelernt und als ich im Frühling 2013 mal wieder einsam am Schreibtisch hockte, da beschloss ich, mich in diesem Bereich einmal auszuprobieren. Literatursalons haben Tradition. Heute heißen sie ja eher Wohnzimmerlesungen und kommen locker, unkompliziert und offen für jeden daher.
Zudem habe ich gern Gäste und das Ganze lockert die Schreib-Einsamkeit wunderbar auf.
Ich befragte einige liebe Kolleginnen, ob sie bei mir lesen würden, und da ich gleich auf Begeisterung stieß, startete ich im August 2013 mit dem ersten Salon, dem nun schon etliche nachgefolgt sind.
Besonders begeistert mich die Bandbreite der Stoffe, die hier schon vertreten waren. Vom heiteren Frauenroman, über Familiengeheimnisse an exotischen Schauplätzen bis hin zum harten Berlin-Thriller. Zufriedene, interessierte Gäste und tolle, begabte, erfolgreiche Kollegen. Großartig!

Kriminetz: Mit „Kirschblütenfrühling“ erscheint bereits dein vierter Roman um die Berliner Schneiderin Rosa Redlich. Magst du verraten, worum es darin geht?

Kerstin Hohlfeld: Rosa ist die Schneiderin mit dem großen Herzen, die einfach immer ans Gute in ihren Mitmenschen glaubt, ohne dabei selbst perfekt zu sein. Im letzten Band klärt sie einen schweren Diebstahl auf, bei dem alle meinen, die Täterin zu kennen: Koma, eine Punkerin, die sich schon länger in der Gegend herumtreibt. Die hat tatsächlich ein Geheimnis, aber ob das mit dem gestohlenen Geld zusammenhängt …

Kriminetz: Du hast „Ich heirate einen Arsch“ gemeinsam mit einem anderen Autor verfasst, der für sich das Pseudonym Leif Lasse Andersson gewählt hat. Wie war eure Zusammenarbeit?

Kerstin Hohlfeld: Achterbahn.
Mehr muss ich nicht sagen, oder?
Na gut, ich erzähle noch ein bisschen mehr :-) Leif Lasse ist in meinem Augen ein großartiger Autor, der seine Texte aus dem Ärmel zu schütteln scheint, und er hat mit seiner Figur Björn einen Protagonisten erschaffen, den frau abwechselnd lieben und begehren oder in die Spree schmeißen möchte. Enorm spannend, wie ich finde.
Wir haben uns sehr begeistert in die gemeinsame Arbeit gestürzt, sind allerdings zwischendurch auch mal in Schwierigkeiten geraten. Leif Lasse hat in einer Leserunde mal gesagt: „Das fühlte sich an wie Ehekrach.“
Aber in einer guten Ehe verträgt man sich ja auch wieder und so haben wir uns zusammengerauft und unser Projekt professionell über die Bühne gebracht.
Eine großartige Erfahrung, die ich nicht missen möchte!

Kriminetz: Wer von euch beiden hatte die Idee zur Zusammenarbeit? Kanntet ihr euch schon vorher?

Kerstin Hohlfeld: Die Idee zu dieser Geschichte stammt von Leif Lasse. Und ich hab zu ihm gesagt: Das MUSST du bitte mit mir schreiben. Wir kannten uns vorher, jedoch nicht lange.

Kriminetz: Du bist Mitglied bei DeLiA, dem Verein zur Förderung Deutschsprachiger Liebesromanliteratur. Wie wichtig ist Netzwerken für dich?

Kerstin Hohlfeld: Sehr wichtig. Einmal aus dem Grund, den ich oben schon nannte: Schreiben ist manchmal sehr einsam und das bleibt es auch. Aber der Austausch mit Kollegen, die gegenseitige Unterstützung, das gegenseitige Verständnis sind enorm wichtig. Ich bin froh, dass ich über verschiedene Netzwerke so viele interessante Kollegen kennengelernt habe.

Kriminetz: Wo warst du, als du erfahren hast, dass „die Mauer“ fällt?

Kerstin Hohlfeld: Ich weiß, das ist zum Gähnen (und vielleicht sollte ich mir mal selbst eine neue Geschichte schreiben :-)), aber ich war im Bett und hab geschlafen. Und zwar in Naumburg, wo ich zum damaligen Zeitpunkt an einer kleinen kirchlichen Hochschule Theologie studierte. Ich wohnte in zwei süßen kleinen Zimmern unter dem Dach einer schönen alten Villa und ahnte nicht das Geringste davon, dass die Welt, während ich schlief, sich drehte und eines der neuzeitlichen Wunder geschah.
Verrückt an der Geschichte: Ein paar Monate vorher hatte ich noch in Ost-Berlin studiert, war aber mit schwerem Mauer-Koller im Juli 1989 wieder von dort geflüchtet. Die Berliner Kirchliche Hochschule war nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt, den täglichen Anblick von Beton und Stacheldraht hab ich nicht gut ausgehalten. Nachdem ich 1991 mein Examen absolviert hatte, packte ich meine Koffer und beschloss, noch einmal für ein paar Monate nach Berlin zu gehen und die Stadt ohne Mauer zu genießen. Aus ein paar Monaten sind nun schon 23 Jahre geworden. Das sollte wohl so sein.

Kriminetz: Wohin reist du am liebsten?

Kerstin Hohlfeld: Erst einmal, ich reise gern. Und ich bin noch lange nicht genug gereist :-)
Als unsere drei Kinder noch kleiner waren, sind wir mit dem Auto durch halb Europa getingelt. Anstrengend aber toll. In den letzten Jahren habe ich mir ein paar Asienreisen gegönnt und da werden noch einige dazukommen.
Es gibt noch eine Menge Länder, über den ganzen Erdball verteilt, die ich gern sehen möchte.
Außerdem mag ich gern kurze Trips an die Ostsee, kleine Abstecher nach Polen - von Berlin aus ja beides nicht weit. Städtereisen sind super, da stünde bei mir mal wieder Rom an, wo ich vor 25 Jahren zum letzten Mal war.
Aber bevor ich das nächste Mal die Koffer packe, steht der Abgabetermin meines nächsten Romans ins Haus. „Morgen ist ein neues Leben“ heißt er, erscheint im September 15 bei Ullstein und ach ja … er spielt in Malaysia :-)

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