Sieben Fragen an Manfred Bomm

Der Schriftsteller und Journalist Manfred Bomm hat mit »Blumenrausch« den Krimi zur Bundesgartenschau in Heilbronn veröffentlicht. Autorenfoto: Gmeiner Verlag.

Manfred Bomm wohnt am Rande der Schwäbischen Alb. Als Lokaljournalist hat er Freud und Leid der Menschen hautnah erlebt und darüber berichtet. Vieles, was er in seinen Romanen verarbeitet, hat sich so oder in ähnlicher Weise zugetragen. 2004 hat der Autor mit dem Krimischreiben begonnen und die Figur des August Häberle nach einem realen Vorbild bei der Kriminalpolizei Göppingen entworfen. Ursprünglich hatte er – einem Jugendtraum folgend – nur einen einzigen Roman schreiben wollen, doch die steigende Zahl der »Häberle«-Fans spornte ihn zu »weiteren Untaten« an. Manfred Bomm fühlt sich eng mit Land und Leuten verbunden, liebt die Natur, das Wandern, Reisen und Radeln. Wichtig ist ihm, so gut wie alle beschriebenen Schauplätze selbst aufgesucht zu haben.

Mit Blumenrausch erscheint bereits der 19. Fall der Reihe um Kommissar Häberle. Es ist der Krimi zur Bundesgartenschau in Heilbronn, die im April eröffnet wird. Die Bundesgartenschau findet auf einem fast 40 Hektar umfassendes Brachland zwischen Alt-Neckar und Neckarkanal statt.

Das Besondere: nach der BUGA wird dort das Stadtquartier Neckarbogen entwickelt. »Blumenrausch« ist im Gmeiner Verlag erschienen.

Für Kriminetz beantwortete Manfred Bomm sieben Fragen.

Kriminetz: Kommissar August Häberle ermittelt bereits in seinem 19. Fall. Wie kam es denn zu seinem ersten Fall?

Manfred Bomm: Nach mehreren erfolglosen Versuchen, einen Krimi zu schreiben, habe ich es 2003 schließlich geschafft. Ausschlaggebend dafür war, dass ich bis dahin während meines Berufsleben als Polizei- und Gerichtsreporter genügend Erfahrung gesammelt hatte, um möglichst realitätsnahe Geschichten schreiben zu können. Außerdem hatte ich für meinen Kommissar ein reales Vorbild: einen bodenständigen, sehr erfolgreichen Ermittler von der heimischen Kriminalpolizei, der zuvor jahrelang Sonderermittler in Stuttgart gewesen war. Er hat sich übrigens sehr gefreut, dass ich ihn zum Vorbild für meinen August Häberle genommen habe.
Ein Glücksfall war es, dass ich über einen Zufall damals zum Gmeiner Verlag gestoßen bin, der gerade mit großem Engagement heimische Kriminalromane zu veröffentlichen begann. Das war damals keine Selbstverständlichkeit, weil die meisten Verlage - soweit ich dies überblicke – nur auf ausländische Autoren und Geschichten aus anderen Ländern gesetzt haben. Dabei hatte bei den Lesern sehr wohl ein großes Interesse für deutsche Krimis bestanden. Inzwischen sind viele Verlage auf diesen Zug aufgesprungen und fluten den Markt geradezu mit Krimis.

Kriminetz: In »Blumenrausch« entwickelt die Biophysikerin Vanessa Eickhoff einen Mini-Satelliten, den der Astronaut Alexander Gerst zur Raumstation ISS mitnehmen soll. Hättest du dir je vorstellen können, eine Weile im All zu leben?

Manfred Bomm: Ja, natürlich. Als 1969 der erste Mensch auf dem Mond landete, waren einige meiner Schulfreunde und ich felsenfest davon überzeugt, den 50. Geburtstag auf dem Mond feiern zu können. So groß war die Raumfahrt-Euphorie damals. Und auch ich habe alles, was mit Raumfahrt zusammenhing, geradezu verschlungen. Leider hat’s dann mit dieser Geburtstagsfeier auf dem Mond nicht geklappt. Dafür aber ist es mir gelungen, gemeinsam mit Freunden zum 50. Geburtstag zu einem der letzten Shuttle-Starts nach Kap Kennedy zu reisen, wo wir sogar auf der Ehrentribüne sitzen durften. Das war ein großartiges Erlebnis. Frei nach dem Motto aus Reinhard Meys Lied: „...ich wär gern mitgeflogen...“ Wenigstens ein bisschen davon kann ich heute noch realisieren – als Sportflieger mit einer kleinen gecharterten Cessna. Aber da reicht’s nur bis zu den Wolken. Trotzdem kann man dabei spüren, dass – wie Reinhard Mey es singt -, von dort oben alles, was uns wichtig erscheint, so winzig und klein ist.

Kriminetz: Vanessa Eickhoff hat eine Dissertation zum Thema Klimawandel verfasst. Ihr Experiment zur Messung der äußeren Luftschichten der Erde wird als würdig erachtet, an Bord der ISS zu gelangen. Zwischen Klima-Akteuren und Leugnern wie Trump ist ein heftiger Streit entbrannt. Welche Seite ist dir näher?

Manfred Bomm: Natürlich ist mir jene Seite näher, die sich für den Erhalt der Schöpfung und unseres Planeten einsetzt. Trump ist ein Schwätzer, der provozieren will und offenbar auch gar nicht in der Lage ist, sich sachkundig zu machen. Deshalb bin ich völlig überrascht und entsetzt, dass es die US-Amerikaner bis heute nicht geschafft haben, ihn aus dem Amt zu entfernen. Natürlich muss man alles, was zum Thema Klimawandel geschrieben und gesagt wird, durchaus auch vorsichtig und kritisch betrachten. Fakt ist wohl, dass sich die Erde erwärmt und die Gletscher schmelzen. Die jetzige Abschmelzung hat aber bereits begonnen, als es noch keine Autos und kaum Industrie gab (siehe Grindelwald-Gletscher). Es hat also schon immer Kälte- und Warmphasen gegeben. Was jetzt aber ängstigt, ist die Geschwindigkeit, mit der die Erwärmung zunimmt und sich dadurch das Wettergeschehen global verändert. Dass der Mensch mit seiner rücksichtslosen Ausbeutung der Erde (und deren Energievorräte) daran schuld ist, dürfte außer Frage stehen. Und auch, dass es mit der Verschmutzung von Land, Luft und Meeren nicht so weitergehen kann.

Aber die Menschheit, die allerorten nur auf Profit, Gier und Machtbesessenheit aus ist, wird es nicht schaffen, diese Missstände zu beseitigen. Gemacht wird, was Umsatz und wirtschaftlichen Erfolg verspricht. Es müsste eine ganz große völkerüberreifende Bewegung her, die lautstark eine totale Trendwende fordert. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Irgendwann jedoch wir unser jetziges System kippen – und ich befürchte sogar, auf wenig friedliche Art und Weise Es drohen deshalb gewaltige Auseinandersetzungen, wenn sich die gesamte Menschheit gegen die Ausbeutung der Natur zu wehren beginnt. Die Politik in Deutschland neigt jedoch dazu, mit „Nebenkriegsschauplätzen“ vom Wesentlichen abzulenken – wozu auch die Medien beitragen, die unkritisch auf Nebensächlichkeiten ganz groß einsteigen. Oder sich vereinnahmen lassen von vermeintlichen Weltverbessern, die glauben, mit grünen oder blauen Aufklebern an Autos noch etwas bewegen zu können. Oder die nur ahnungslos nachplappern, was marktschreierische Organisationen in Sachen Diesel behaupten.

Wenn ich als Journalist, der einst gelernt hat, aufwendig zu recherchieren, nun lese, wie Fakten, Gerüchte und Halbwissen beim Thema Diesel durcheinander gewirbelt werden, dann stehen mir die Nackenhaare zu Berge. Wer differenziert da noch zwischen Benzinern und Dieseln? Oder wer schreit mal laut in die Welt hinaus, dass an manchen Messstellen offenbar direkt am Auspuff gemessen wird? Leute, wir dürfen uns nicht mit Kleinigkeiten aufhalten, es bedarf eines globalen Umdenkens. Sonst fährt unser aller System sehenden Auges an die Wand. Aber, keine Sorge, die geschundene Natur wird’s schon wieder richten. Eines Tages, wenn der Mensch verschwunden ist. Der Planet hat dann wieder Millionen Jahre lang Zeit, sich zu regenerieren...

Kriminetz: Die Stadt Heilbronn poliert mit der Bundesgartenschau auch ihr Image auf. Welche Chancen siehst du mit der Ausstellung für die Region?

Manfred Bomm: Heilbronn zeigt mit der Buga beispielhaft, wie aus einer vergammelten Gewerbebrache etwas Neues entstehen kann und wie ein Flusslauf – in diesem Fall Alt-Neckar und Wilhelmskanal – wieder zu erlebbaren Flächen werden. Die Stadt wird ganz sicher für Touristen interessanter. Denn das Areal bleibt ja auch nach der Ausstellung größtenteils als parkähnliche Anlage erhalten. Gerade dies ist meines Erachtens nach wichtig: kein riesiger Aufwand nur für eine kurzzeitige Veranstaltung (wie bei Fußball-WM oder Olympia), sondern etwas Nachhaltiges.

Kriminetz: Eine deiner Protagonistinnen sagt zu ihrem Mann, „ Immer positiv denken, Markus. Alles wird gut.“ Wie ist dein eigenes Motto? Bist du eher ein Optimist?

Manfred Bomm: Um ehrlich zu sein, neige ich eher dazu, vieles zunächst kritisch und distanziert zu sehen. Da bin ich wohl zu sehr noch Journalist der alten Schule, der nichts von Schönreden und dem Versuch hält, sich Sand in die Augen streuen zu lassen. Trotzdem stelle ich zunehmend fest, dass weniger Skepsis und eher positives Denken in der Tat etwas zu verändern vermag. Möglich, dass man auf diese Weise irgendwie auf eine große Kraft und Macht vertraut, die’s schon richten wird. Damit dies auf positive Weise geschieht, dürfen wir uns ihr aber nicht entgegenstemmen, wie wir dies im Umgang mit der Umwelt derzeit aber tun.

Insofern schwingt mit dem Ausspruch „Alles wird gut“ sowohl Zuversicht als auch Hoffnung mit. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass wir Menschen, die wir Bestandteil der uns umgebenden Natur sind, in etwas eingebunden sind, das auf geheimnisvolle Weise über – sagen wir mal – gewisse Schwingungen eine Wechselwirkung auslösen kann. Wer nur an das Materielle glaubt, ist sicher ein ganz armer Mensch. Wir sollten aber bedenken: es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht ergründen können. Oder sie noch nicht kennen. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat man behauptet, die Erde sei eine Scheibe. Vieles, was einmal wissenschaftlich angeblich feststand oder als unmöglich erschien, hat sich verändert. Denken Sie daran, was unsere Urgroßväter gesagt hätten, wenn damals jemand behauptet hätte, dass man bald im Wohnzimmer einen Glaskasten stehen haben würde, in dem man augenblicklich Bilder aus Australien sehen könnte. Noch Anfang der 90er Jahre war ein Handy völlig utopisch, zumindest aber nicht finanzierbar. Es geht immer weiter. Thema: Quantenphysik. Und vielleicht wird man in einigen hundert Jahren auch Funksignale oder gar Satelliten haben, die schneller als das Licht unterwegs sind. Was nach Einstein heute noch unmöglich ist.

Kriminetz: Worauf dürfen sich die Gäste deiner Lesungen freuen? Wie gestaltest du deine Auftritte?

Manfred Bomm: Meine Gäste dürfen sich auf eine ungewöhnliche Lesung freuen. Inzwischen machen das zwar viele Autoren ähnlich, aber ich glaube, dass ich damals, als ich anfing – 2004 mit der ersten Lesung -, mit dieser Art einer der ersten war. Ich sitze nicht in einem Sessel mit Tisch und Leselampe, sondern ich stehe und plaudere. Deshalb nenne ich meine Lesungen auch „Krimi-Abende“, denn ich schildere, wie ich zu dem Thema gekommen bin, was dahinter steckt und was bei der Recherche geschehen ist. Dabei mache ich Seitenhiebe in Gesellschaft und Politik, versuche auch satirisch und humorvoll zu werden, trage eigene Reime vor und blende Geräusche und musikalische Sequenzen ein. Auf jeden Fall soll und darf gelacht werden. Denn lesen kann schließlich jeder selbst. Und außerdem ist Kriminalliteratur auch Unterhaltung.

Kriminetz: Im vorletzten Jahr hast du mit Freunden eine selbst organisierte Reise durch Namibia unternommen. Was hat dich dort am meisten beeindruckt?

Manfred Bomm: Am meisten hat mich allein schon die eigenständige Fahrt mit dem Geländewagen beeindruckt – und die unglaubliche Weite des Landes und der Wüste. Völlig überrascht waren wir, dass alle Lodges, die wir im Voraus gebucht hatten, einen hier nie erwarteten Komfort aufwiesen. Überall wurden wir sehr freundlich empfangen – und wir fühlten uns draußen in der Einsamkeit der Namibwüste zu keinem Zeitpunkt irgendwo unsicher. Wobei man natürlich sagen muss, dass wir die Randgebiete der wenigen Städte gemieden haben. Im Etosha-Nationalpark kommt man sozusagen hautnah an die Tierwelt heran. Aber alles nur im Rahmen eines kalkulierbaren Abenteuers, wie ich zu sagen pflege. Ich kann diese Reise mit gemieteten Geländewagen wirklich nur empfehlen. Mein Tipp: Nehmen Sie einen relativ großen Geländewagen, weil die normalen Pkw, die meist der günstigeren Tarife wegen auch angeboten werden, bisweilen auf den Schand- und Schotterpisten nicht sehr komfortabel sind. Außerdem müssen Sie ja ständig Ihr Gepäck selbst transportieren. Wer sich interessiert, dem sei meine Video-Foto-Präsentation auf Youtube empfohlen. Zu finden auch über meine Homepage.

Dort gibt’s übrigens auch Videos zu einer Dokumentation, an der ich drei Jahre lang gearbeitet habe: über einen Mann aus dem Raum Ulm, der sich auf merkwürdige Weise offenbar an ein früheres Leben erinnern kann. Seelenvermächtnis heißt dieses Buch, das natürlich mit meinen Krimis nichts zu tun hat. Keine Fiktion also, sondern Tatsachen, aufwendig recherchiert.

Kriminetz: Vielen Dank, Manfred Bomm, für die Beantwortung der sieben Fragen!

Zur Website von Manfred Bomm hier klicken

»Blumenrausch«, der Krimi zur Bundesgartenschau in Heilbronn von Manfed Bomm, ist im Gmeiner Verlag erschienen. Foto © Claudia Schmid, Kriminetz