Sieben Fragen an Martin Meyer

Das Foto zeigt den Schriftsteller Martin Meyer. Foto: © privat

Martin Meyer, 1967 geboren, studierte Jura und war in Bamberg als Staatsanwalt und Richter tätig. Nach seinem Ausscheiden aus dem Justizdienst im Jahr 2007 öffnete er sich seinen literarischen Begabungen und schreibt seither Romane, Kurzgeschichten und Gedichte. In seinen Texten spürt er den Wunden und Brüchen im Menschen nach. Sein juristisches Fachwissen gibt er heute als Dozent in Workshops weiter. Außerdem spielt der Autor Orgel und Posaune. So gilt sein Ohrenmerk stets dem Dreiklang von Sinn, Text und Wort. Martin Meyer lebt mit seiner Frau und Kater Poldi bei Bamberg. Der falsche Karl Valentin ist sein Romandebüt im Gmeiner-Verlag.

Für Kriminetz beantwortete Martin Meyer sieben Fragen.

Kriminetz: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Martin Meyer: Ich gehöre nicht zu denjenigen, die schon als Schüler literarischen Ehrgeiz hatten; es gibt deswegen bei mir auch keine alten Kladden mit Gedichten, Märchen oder mit Räubergeschichten. Ich fing erst 2007 an zu schreiben, als ich vor der Frage stand, wie es mit meiner beruflichen Tätigkeit und vor allem mit mir selbst weitergeht. So hat das Schreiben vermeintlich eingerostete Weichen neu gestellt und mich den Weg eines Autors einschlagen lassen. Diese Schreibsozialisation spiegelt sich in meinen Roman-Projekten, meist wird darin Verschüttetes aufgespürt oder Zerbrochenes geheilt.

Kriminetz: Im Gmeiner Verlag erscheint in Bälde dein Romandebüt, »Der falsche Karl Valentin«. Weshalb hast du dich für dieses Sujet entschieden?

Martin Meyer: Ich bin auf kein Genre festgelegt, sondern wandle gerne zwischen den Genres. So ist »Der falsche Karl Valentin« ein historischer Roman, der auch eine Krimimalgeschichte erzählt. Er ist, jedenfalls für Puristen, aber kein lupenreiner Krimi, weil es darin keine Leiche gibt. Karl Valentin und sein Doppelgänger kämpfen aber kriminell auch mit harten Bandagen, wie im Fußball mit Schwalben und Fouls.

Kriminetz: Was fasziniert dich so an der Figur des Karl Valentin? Es ist schon ein ganz eigener Humor, den er verkörpert.

Martin Meyer: Am Anfang des Romans stand eine Gemeinsamkeit zwischen Karl Valentin und mir selbst, von der ich erst vor drei Jahren erfuhr: Valentin hatte am 4. Juni Geburtstag. Ich auch. Wäre Valentin ein längeres Leben beschieden gewesen, hätte er am Tag meiner Geburt seinen 85. Geburtstag gefeiert. Hinzu kommt, dass ich am Gymnasium Mitglied einer Theatergruppe war, die sich auch mit Karl Valentin befasste. Er war und ist mir daher immer präsent, und er hat mit mir noch mehr gemeinsam. So war Valentin nicht nur ein Wortakrobat, sondern auch ein guter Sänger und beherrschte mehrere Musikinstrumente. Ferner war er ein von allerlei Ängsten geplagter Mensch; auch dies ist mir nicht ganz fremd.
So ist er mir zu diesem Roman ans Herz gewachsen. Das gilt auch für seine Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt.

Kriminetz: In München ist ein ganzes Museum Karl Valentin gewidmet. Gibt es dort ein Lieblingsexponat, vor dem du dir „die Nase am Schaukasten platt drückst“?

Martin Meyer: Das Originellste ist für mich der berühmte Nagel an der dortigen Treppe, an den Valentin den von ihm erlernten Beruf des Schreiners gehängt hat.

Kriminetz: Du warst in Bamberg als Staatsanwalt und Richter tätig. Schreiben JuristInnen anders als Nicht-JuristInnen?

Martin Meyer: Das wurde mir immer wieder bescheinigt. Vielleicht liegt es an einer gewissen Würze der Kürze. Ein Richter, der allzu viel schreibt, wird leicht bewusst missverstanden und muss befürchten, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Allein das, was ein Urteil trägt, hat darin seinen Platz. Ich komme jedenfalls nur selten in die Bredouille, ein Manuskript kürzen zu müssen. Im Gegenteil, mir liegen besonders Kürzest-Geschichten von nur zwei bis drei Seiten. Was freilich nicht bedeutet, dass nicht auch ich meine Lieblings-Füllwörter hätte.

Kriminetz: Du gibst Kurse für KrimiautorInnen, in denen du juristisches Wissen vermittelst. Gibt es neue Termine?

Martin Meyer: Am 4. Juli bin ich in Esslingen der Dozent in einem Seminar „Strafrecht für Autoren“, veranstaltet vom Bundesverband junger Autorinnen und Autoren (BVjA), bei dem man sich dazu anmelden kann, natürlich auch bei mir. Freilich kann uns Corona einen Strich durch die Rechnung machen, es ist eine Verlegung im Gespräch. Natürlich wäre ich auch in Norddeutschland zu einem Seminar bereit.

Kriminetz: Woran arbeitest du derzeit?

Martin Meyer: Derzeit arbeite ich an einem in Franken angesiedelten Kriminalroman, in dem sich anhand geschichtsträchtiger Stätten die jüngere deutsche Geschichte zumal der Nazizeit spiegelt. Und dieses Mal gibt es auch eine Leiche. Mehr möchte ich freilich in diesem frühen Stadium noch nicht verraten.

Kriminetz: Vielen Dank, Martin Meyer, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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