Sieben Fragen an Petra Busch

Das Foto zeigt Petra Busch. Foto: © Jana Kay

„Zeig mir den Tod“ ist der dritte Kriminalroman, den die Autorin, Texterin und Journalistin Petra Busch bei Knaur veröffentlicht. Er erscheint am 1. März 2013. Für ihren ersten, „Schweig still, mein Kind“, erhielt sie den Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte Debüt. Sie veröffentlichte auch etliche Kurzkrimis. Petra Busch studierte in Freiburg Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Sie lebt im Nordschwarzwald, und der Schwarzwald ist es auch, wo sie ihren Kommissar Ehrlinspiel ermitteln lässt. Petra Busch ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur.

Für Kriminetz beantwortete Petra Busch sieben Fragen.

Kriminetz: Der Name von Kommissar Ehrlinspiel weckt einiges an Assoziationen – wie kamst du auf diesen Namen?

Petra Busch: Namen sind oft Programm und Ausdruck der Persönlichkeit. Wichtig war mir ein nicht alltäglicher Name, der zudem im süddeutschen Raum beheimatet ist. Ich hatte in der Grundschule einen Klassenkameraden namens Ehrlinspiel. Schon damals hat der Name mir gefallen, so dass er bei mir positiv besetzt war. Ob die Wahl so gut war? Zumindest haben schon einige Fans mir einem Augenzwinkern gesagt, er sei schwer zu merken.

Kriminetz: Ehrlinspiel ermittelt im Schwarzwald. Gibt es eine regionale Besonderheit, die diese Gegend auszeichnet?

Petra Busch: Der Schwarzwald ist meine Wahlheimat. Zwanzig Jahre habe ich in Feiburg gelebt – meiner großen Städteliebe. Die Bücher spielen ja dort im Großraum, auch in urbanen Milieu. Und warum dort? Einfach, weil ich da jedes Haus, jede Straße, jeden heimlichen und unheimlichen Winkel kenne. Und weil ich dort Uralt-Freunde bei der Kripo und in der Rechtsmedizin habe. Das alles sind ideale Grundlagen zum Recherchieren und authentischen Schreiben. Der Schwarzwald oder Freiburg selbst sind aber nicht tragend für die Handlung. Es sind die Menschen und ihre Psyche, ihre Not und innere Verzweiflung, das, was sie antreibt, die meine Bücher prägen. Meine Geschichten könnten also genauso in Mecklenburg, auf Sylt oder in Bayern spielen.

Kriminetz: In deinem aktuellen Kriminalroman „Zeig mir den Tod“ steht ein Schauspieler im Mittelpunkt. Wie kamst du auf die Idee zu dem Plot? Und gehst du selbst gerne ins Theater?

Petra Busch: Grundsätzlich liegen die Ideen ja auf der Straße :-) Damit meine ich: Sie laufen in Form von Zeitgenossen vor uns herum, sitzen im August mit dicker Wollmütze im Café neben uns, texten uns in einer Hotelbar zu, ob wir es wollen oder nicht, tragen zwei Handys bei sich und rufen sich selbst an ... Prima Ideenquellen sind auch Gespräche mit Fachleuten aus Kriminalistik, Forensik und (Rechts-)Medizin. Da erfährt man oft von unglaublichen und schrecklichen realen Schicksalen. So ein Gespräch war es auch, das mich auf die Idee mit den beiden verschwundenen Kindern gebracht hat.

Dass ein Schauspieler Protagonist ist, war sekundär als Idee. Ich habe als Vater der Kinder einfach einen Menschen gebraucht, der in der Öffentlichkeit steht – und mich dann für „meinen“ Günther Assmann entschieden. Seither gehe ich noch lieber ins Theater als vorher. Denn bei der Recherche habe ich viele faszinierende Menschen kennen gelernt, die mit Leidenschaft auf den und für die Bretter der Welt arbeiten und leben. Das ist zum Beispiel ein junger Schauspieler, der mich viele Kaffeetreffen lang mit herrlichen Insider-Anekdoten beschenkt hat. Oder der 86-jährige ehemalige Herrenschneider, der mich sechs Stunden über Haupt-, Nebenbühnen, durch Schneiderei, Kostümefundus mit 17.000 Stücken, Intendanz, Schreinerei, zu den Maskenbildnern und in die verstecktesten Garderoben geführt hat. Oder ein Pförtner am Künstlereingang, der jeden seiner „Pappenheimer“ nur zu gut kennt ...

Kriminetz: Was ist für dich das Faszinierende an der Mediävistik?

Petra Busch: Das Mittelalter ist eine tolle Zeit! Vor allem deswegen, weil das viele Bereiche untrennbar verwoben sind, die heute separat stehen: Religion, Geschichte, Musik, Literatur, das Leben der Menschen – diese Einheit gibt es heute so nicht mehr. Die Mediävistik hat mir einen ganz neuen Blick auf das geschenkt, wie Leben in einer einfacheren aber intensiven Form auch sein kann. Erst das Spätmittelalter hat die vielen dunklen Seiten gebracht, in denen Frauen kaum mehr Rechte hatten, verfolgt wurden, in denen das Gründen der Städte die Lebenswelt nicht immer zum positiven verändert und für viele Menschen viele dunkle Seiten gebracht hat.

Kriminetz: Verreist du gerne? Falls ja, was ist dein Lieblingsreiseland?

Petra Busch: Reisen ist wunderbar! Lieblingsland habe ich aber keines. Ich war viele Jahre in den arabischen Ländern unterwegs. Syrien, Libanon, Jemen, Israel, Jordanien. Auch Russland und China habe ich bereist. Dann hat’s mich immer wieder nach Frankreich gezogen, vom Süden bis in die Bretagne, auch nach Irland und England. Mittlerweile muss ich nicht mehr weit reisen, um schöne Flecken zu entdecken und mich zu erholen. Was aber noch sein muss – so der Plan sind Island und Indien. Im Großen und Ganzen aber bin ich etwas „heimischer“ geworden.

Kriminetz: Wenn ich dich sehe, hast du immer eine Kamera dabei. Was begeistert dich an der Fotografie?

Petra Busch: Alles :-) Ich beobachte gern – und bewahre das auch im Bild auf. Man kann so wunderbare Momente festhalten. Ich mag die künstlerische Freiheit in der Bildgestaltung. Ich mag es, Menschen und Szenen im Alltag „einzufangen“ und ungewöhnliche Perspektiven einzunehmen. Ich liege ja manchmal tatsächlich auf dem Boden beim fotografieren oder stehe irgendwo auf Tischen. Genauso liebe ich es, nächtelang Fotos mit Photoshop zu bearbeiten. Diese Leidenschaft hat übrigens Kommissar Ehrlinspiel von mir geerbt ;)

Kriminetz: Du engagierst dich sehr für Tiere. Lebst du auch selbst mit Tieren?

Petra Busch: Bei mir leben drei Katzen fest, momentan noch ein Pflegekater als Nummer vier, für den ich ein gutes Zuhause suche. Ich könnte mir ein Leben ohne Fellnasen nicht vorstellen. Allerdings bekoche ich meine Katzen nicht, so wie Hauptkommissar Ehrlinspiel es macht. Dafür bin ich im Tierschutz aktiv, sowohl vor meiner Haustür als auch im Ausland. Es ist oft erschreckend und frustrierend, was Menschen Tieren antun. Ich weiß natürlich, dass ich die Welt nicht retten kann. Aber es ist jedes Mal wieder eine Freude, wenn ich für ein Tier eine gute Welt schaffen kann. Denn jedes Wesen hat das Recht auf Respekt.

Vielen Dank, Petra Busch, für die Beantwortung der Fragen.

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