Sieben Fragen an Sönke Lars Neuwöhner

Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner kam zur Vorführung des SWR-TATORTs "Der Mann, der lügt" beim Festival des deutschen Films. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Sönke Lars Neuwöhner wuchs in Hamburg auf und studierte von 1985 bis 1992 Philosophie in Berlin und Paris mit dem Abschluss Magister Artium. Im Anschluss daran arbeitete er einige Jahre als Journalist und Redakteur beim Berliner Stadtmagazin Tip.
Seit November 1999 ist Sönke Lars Neuwöhner als freier Drehbuchautor und Publizist im Print- und Fernsehbereich tätig. Gemeinsam mit Martin Eigler, Sven S. Poser und Jonas Winner gründete er das Label plotpower. Sie entwickelten u. a. die Krimireihe Wolfsland sowie die Miniserie Morgen hör ich auf mit Bastian Pastewka und Susanne Wolff in den Hauptrollen. 2017 erhielt er gemeinsam mit Martin Eigler und Sven S. Poser als Autoren der Fernsehserie Morgen hör ich auf (ZDF) den Bayerischen Fernsehpreis und die Goldene Kamera.

Sönke Lars Neuwöhner kam zur Vorstellung der TATORT-Folge Der Mann, der lügt zum Festival des deutschen Films in Ludwigshafen und war auch beim sich an die Vorstellung anschließenden Filmgespräch dabei.

Für Kriminetz beantwortete Sönke Lars Neuwöhner sieben Fragen.

Kriminetz: In „Der Mann, der lügt“ werden die Zuschauer, entgegen gängiger TATORT-Sehgewohnheiten, nicht in den ersten 60 Sekunden mit dem Anblick einer Leiche konfrontiert. Weshalb wurde dieses Muster aufgebrochen?

Sönke Lars Neuwöhner: Das Muster wurde ja nicht zum ersten Mal aufgebrochen. Wir hatten die Idee, einen sozusagen umgekehrten Tatort zu erzählen. Ganz klassischer Krimi, aber eben aus der Perspektive des Beschuldigten. Er lebt ein scheinbar normales Leben, und dann bricht die Katastrophe über ihn herein - und diese Katastrophe sind in diesem Fall unsere bekannten und beliebten Kommissare. Sie befragen ihn, sie umschleichen ihn, sie misstrauen ihm. Ein Spiel mit Erwartungen und Identifikationen, ein Vexierspiel. Aber dennoch ein klassischer Krimi.

Kriminetz: In einigen Folgen mit dem Stuttgarter Ermittler-Duo Lannert und Bootz nimmt das Privatleben der beiden breiten Raum ein. Dieses Mal wird das gänzlich ausgespart. Ist das Privatleben der beiden auserzählt?

Sönke Lars Neuwöhner: Ganz und gar nicht. Nur kann es diesmal in unserer Geschichte keine Rolle spielen, weil wir eben nicht aus der Perspektive der Kommissare erzählen. Ein Beschuldigter erfährt ja nichts von den privaten Nöten der Polizisten, er wird sie eher wahrnehmen wie eine bedrohliche Macht, wie Aliens, wie eine Gefahr.

Kriminetz: Das Drehbuch zu „Der Mann, der lügt, haben Sie gemeinsam mit dem Regisseur Martin Eigler verfasst. Inwieweit trägt der Film Ihre „Handschrift“?

Sönke Lars Neuwöhner: Martin Eigler und ich sind seit 30 Jahren befreundet, wir arbeiten sehr gerne und sehr viel miteinander und harmonieren sehr. Insofern trägt ein Film, den ich gemeinsam mit Martin Eigler entwickle, immer zu 100 Prozent meine Handschrift. Ich identifiziere mich mit dem Ergebnis total.

Kriminetz: Zweimal kommt der Kommissar in dieser Folge, nachdem er sich schon verabschiedet hat, zurück und hat doch noch eine Frage. Ist dies als Hommage an Inspektor Columbo gedacht, der seine letzte Frage, nachdem er sich bereits verabschiedet hatte, stets mit „Eine hab ich noch“, einleitete?

Sönke Lars Neuwöhner: Eine richtige Hommage ist das nicht, aber natürlich blinzelt bei so etwas auch immer der Columbo durch. Für die Geschichte war es eher wichtig, dass die Kommissare eine permanente Gefahr und Unruhe ausstrahlen, für die Hauptfigur Jakob Gregorowicz und seine Frau. Sie geben nicht auf, sie sind da, und sie kommen immer wieder zurück...

Kriminetz: Wie war es für Sie, einen Film, der fürs Fernsehen gemacht wurde, gemeinsam mit Publikum auf der großen Kinoleinwand zu sehen?

Sönke Lars Neuwöhner: Das ist immer eine tolle Erfahrung, vor allem auch, die Reaktionen des Publikums zu erleben. Herrscht atemlose Spannung, wird hier und da erleichtert gelacht, verlässt etwa einer das Kino? Vor dem Fernseher kriegt man das ja nicht so mit.

Kriminetz: Waren Sie zum ersten Mal auf der Ludwigshafener Parkinsel? Hatten Sie ein wenig Zeit, sich die Umgebung anzusehen?

Sönke Lars Neuwöhner: Ja, zum ersten Mal war ich überhaupt in Ludwigshafen. Einen Vormittag hatte ich Zeit, und da bin ich eine große Runde über die Brücke von Ludwigshafen nach Mannheim und wieder zurück spaziert. Auf der Parkinsel ist es wirklich besonders schön und entspannt.

Kriminetz: Die Miniserie "Morgen hör ich auf", mit Bastian Pastewka und Susanne Wolff in den Hauptrollen, habe ich sehr gerne gesehen, da ging es mir wie vielen Zuschauerinnen und Zuschauern. Ist denn etwas Ähnliches in Planung?

Sönke Lars Neuwöhner: Ein ähnlicher Sound und Stil, ein Ritt zwischen den Genres schwebt uns auch für neue Projekte vor. Aber das ist noch Betriebsgeheimnis.

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Das Festival des deutschen Films dauert noch bis zum 9. September 2018. Zum Programm hier klicken