Sieben Fragen an Sonja Rüther

Sonja Rüther beim 2. Literaturcamp 2017 in Heidelberg. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz

Die Autorin Sonja Rüther, geboren 1975 in Hamburg, ist in den Genres Thriller, Phantastik und Horror zuhause und veröffentlicht bei den Verlagen Aufbau, dotbooks und Lyx (Bastei Lübbe), und auch unter ihrem Pseudonym Sanne Averbeck. Im Jahr 2009 hat sie selbst den Verlag Briefgestöber gegründet.

Sonja Rüther war eine der Teilnehmerinnen und Sessiongeberinnen beim 2. Heidelberger Literaturcamp, einem Barcamp rund um das Thema Literatur, das deutschlandweit Literaturbegeisterte in die Unesco City of Literature lockte.

Für Kriminetz hat Sonja Rüther sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Wir lernten uns beim Literaturcamp 2017 in Heidelberg kennen. Wie war das Barcamp für dich?

Sonja Rüther: Es hat mich so sehr begeistern können, dass ich richtig zum Fan dieser Veranstaltung geworden bin. Den Verlauf dieses Barcamps hätte ich mir so nicht vorstellen können, besonders weil alle Teilnehmer so offen und interessiert aufeinander zugegangen sind. Jeder, der etwas mit Literatur zu tun hat, kann vom Literaturcamp profitieren und eigenes Wissen hinzufügen – ich danke den engagierten Menschen und Sponsoren, die das möglich gemacht haben.

Kriminetz: Du hast beim Literaturcamp eine Session zum Thema „Testlesen“ gegeben. Wie wichtig ist es für dich selbst, deine Texte vor der Veröffentlichung Testlesern zugänglich zu machen?

Sonja Rüther: Sehr wichtig, weswegen ich mich diesem Thema auch so ein bisschen verschrieben habe. Die Zusammenarbeit mit Testlesern ist die erste wichtige Qualitätskontrolle, die mir gleichzeitig ein Gefühl für meinen eigenen Text vermittelt, weil Testleser Zuckerbrot, Peitsche und subjektive Eindrücke in ihrem Feedback zusammenfassen. Wenn die Testleserphase durch ist und ich meine Manuskripte entsprechend überarbeitet habe, weiß ich, dass ich sie mit einem guten Gefühl an die Verlage schicken kann.

Kriminetz: Dein zuletzt erschienener Thriller [Sanne Averbeck, Die Gästeliste] handelt von einer jungen Frau, die sich eine Identität in einem sozialen Netzwerk aufgebaut hat. Sie veranstaltet illustre Partys. Gab es einen Auslöser für diese Idee oder ist sie nach und nach entstanden?

Sonja Rüther: Facebook. Ich bin seit vielen Jahren begeistertes Mitglied dieses sozialen Netzwerks und es fasziniert mich, wie unterschiedlich es von Usern genutzt wird. Die Inspirationen sind mir jeden Tag in den Timelines begegnet.

Kriminetz: Du hast soeben Facebook angeführt. In welchen sozialen Netzwerken bewegst du dich insgesamt?

Sonja Rüther: Neben Facebook Twitter und Instagram. Ich mag die Möglichkeiten, Gleichgesinnte kennenzulernen, Informationen zu erhalten und zu verbreiten und in gewisser Weise künstlerische Beiträge ins Netz zu stellen, wenn ich neue Motive für Fotos finde und sie durch die Instagram-Filter jage. Ich habe viele wertvolle Menschen kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. An den Schattenseiten beteilige ich mich einfach nicht.

Kriminetz: Woran arbeitest du momentan?

Sonja Rüther: An einem Roman, der im nächsten Jahr bei Edition Roter Drache erscheinen wird. Die Geschichte geht gänzlich von dem weg, was ich sonst so mache, weswegen ich mich tierisch auf die Veröffentlichung freue.

Kriminetz: Neben deiner schriftstellerischen Tätigkeit hast du auch noch einen Verlag gegründet. Welche Inhalte stehen dort im Mittelpunkt?

Sonja Rüther: Erziehungssachbücher und Horroranthologien. Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Gundula Göbel hat ein Sachbuch über Bindung geschrieben, das mich damals sofort angesprochen hatte. Mein erster Gedanke war gewesen: „Die Welt braucht dieses Buch“. Inzwischen sind noch eine Broschüre und ein bindungsstärkender Adventskalender hinzugekommen. Ich bin sehr froh über diese Zusammenarbeit. Die Horroranthologien hingegen sind zwei meiner Herzenswünsche geschuldet: 1. Den einsamen Schreibprozess mit einer Vernetzung mit geschätzten Kolleginnen und Kollegen zu bereichern. 2. Hemmungslos Zombies zeichnen zu dürfen, ohne dass andere sich Gedanken machen, was mit mir nicht stimmen mag. Wer immer in sein Exemplar einen Zombie haben möchte, bekommt eine Originalzeichnung auf die erste Seite. Ich liebe es! Ich hätte auch wieder eine Reihe Autoren für eine 3. Ausgabe, aber dafür muss das Lager erst mal wieder leer werden. Die Reihe AUS DUNKLEN FEDERN ist für mich ein ganz besonderes Projekt, weil alle eingeladenen Autoren sofort zugesagt haben, sogar als sie hörten, dass sie ihre Titelbilder zu den Geschichten selbst gestalten müssen. Als Verlag verdiene ich auch nichts daran. Der aktuelle Teil finanziert den nächsten und der Reingewinn geht zu gleichen Teilen an alle Autoren – vom Debütanten bis zum Bestsellerautoren gleichwertig. Auf dieses System bin ich sehr stolz, weil ich genau dafür vor acht Jahren meinen Verlag gegründet habe: Den Luxus, das zu machen, was ich will.

Kriminetz: Stellst du bitte den Kreativhof „Ideenreich“ vor?

Sonja Rüther: Sehr gerne. Der Kreativhof ist mein zweites Herzensprojekt, das in den letzten Jahren etwas vernachlässigt wurde. In einem alten Bauernhaus darf ich den ersten und zweiten Stock mein Reich nennen und die Räumlichkeiten mit Kunst ausgestalten. Da gibt es Kisten an den Wänden, die man öffnen kann, eine Welt unterm Tisch, Figuren an Decken und vieles mehr. Einmal im Jahr kommen ca. 20 Teilnehmer ins beschauliche Buchholz, um am Seminar GRUNDLAGEN DES PROFESSIONELLEN SCHREIBENS mit den Dozenten Sina Beerwald, Thomas Finn, Markus Heitz und Boris Koch teilzunehmen. Wir machen das jetzt schon fünf Jahre und es wird nie langweilig. Freue mich schon auf September, wenn alle wieder da sind.

Kriminetz: Vielen Dank, Sonja Rüther, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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