Sieben Fragen an Stefan Schweizer

Das Foto zeigt Stefan Schweizer.

Stefan Schweizer wurde im schwäbischen Ravensburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Stuttgart und in Pittsburgh/USA. Bis heute unternimmt er gerne lange Reisen in fremde Länder. 2013 lebte er mit seiner Familie für ein weiteres Jahr in den USA. Stefan Schweizer ist Autor von zahlreichen Monografien und Aufsätzen zu den Themen Terrorismus, Literatur und Kulturwissenschaft. Seit 2012 veröffentlicht er Kriminalromane.

Nach politischen Kriminalromanen über die RAF, Al Qaida und die PKK hat er nun einen Krimi um seinen Ermittler Enzo Denz veröffentlicht, der in Ravensburg ermittelt.

Für Kriminetz beantwortete Stefan Schweizer sieben Fragen.

Kriminetz: Bei einem Besuch von Ravensburg erhält man leicht den Eindruck, durch eine beschauliche oberschwäbische Stadt zu schlendern. Beim Lesen deines Kriminalromanes "Goldener Schuss" entsteht jedoch der Eindruck, da ist hinter der idyllischen Oberfläche ordentlich was los. Gibt es dort auch in der Realität eine Rocker-Szene?

Stefan Schweizer: Klar gibt es im Oberschwäbischen eine Rocker-Szene. Natürlich sind die (fast) alle anständig und am Allgemeinwohl orientiert ;) Die idyllische Oberfläche von Ravensburg täuscht übrigens. Gerade in Sachen Wirtschaftskriminalität tut sich hier einiges. Nicht umsonst wurde das Ravensburger Umland von Ermittlern als Mezzogiorno Deutschlands bezeichnet. Halb ernst und halb mit einem Augenzwinkern versteht sich. Und Subkulturen gibt es reichlich.

Kriminetz: Dein Ermittler ist ziemlich cool und bewegt sich selbst oft in Grauzonen. Gab es für ihn ein Vorbild?

Stefan Schweizer: Ja, es gibt eine Menge literarischer Vorbilder. Einmal aus der amerikanischen Hardboiled-Literatur: Spade und Marlowe. Aber auch moderne Autoren wie Ellroy, Manotti und Winslow haben mich beeinflusst. Im Unterschied zum Noir-Genre ist Enzo aber kein gescheiterter Protagonist. Er behält eine positive Lebenseinstellung – trotz aller Ecken und Kanten.

Kriminetz: Privatdetektiv Enzo Denz ermittelt auch in Militärkreisen. War es schwierig, hier zu recherchieren?

Stefan Schweizer: Teils teils. Die Internet-Recherche war genauso einfach oder schwierig wie bei anderen Themen auch. Die Vorort-Recherche hingegen gestaltete sich diffiziler …

Kriminetz: Weshalb hast du dich beim Schreiben deiner Romane für das Genre Krimi entschieden?

Stefan Schweizer: Ich halte es in diesem Punkt mit einem meiner deutschsprachigen Idole. Friedrich Glauser sagte sinngemäß, dass der moderne Kriminalroman ein geeignetes Medium ist, um Sozialkritik zu üben. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, in meinen Büchern Gesellschaftskritik anzubringen. Offen und zwischen den Zeilen. Insofern kann ich mir gut vorstellen, mich in Zukunft stärker dem Noir-Genre anzunähern, da hier Sozial- und Gesellschaftskritik essentieller Bestandteil des Programms sind.

Kriminetz: Welche Bücher liest du selbst am liebsten? Bleibst du bei deinen Lese-Präferenzen dem Genre Krimi und Thriller treu?

Stefan Schweizer: Ich verfolge mit großem Interesse die neuesten Entwicklungen in der Krimi- und Thriller-Szene. Viele Kolleginnen und Kollegen aus der schreibenden Zunft lesen nicht mehr viel. Das kann ich nicht verstehen. Es bleibt spannend, ob es dem deutschen Kriminalroman und Thriller gelingt, international Fuß zu fassen. Außerdem lese ich noch gerne spannend geschriebene Sachbücher zu den Themen Geschichte und Politik.

Kriminetz: Dich zieht es immer wieder in die USA. Was fasziniert dich am dortigen Leben am meisten?

Stefan Schweizer: Ganz klar: die Musik, coole Leute, Mega-Cities und beeindruckende Landschaften. Im Gegensatz zu Enzo bin ich ein großer Fan amerikanischer Jam-Bands. Konzerte von Grateful Dead (oder den heutigen Nachfolge- und Cover-Bands) und Phish sind einmalige Erlebnisse. Am meisten faszinieren mich die Küsten. Boston und New York einerseits – San Francisco, Los Angeles und San Diego andererseits. East- und Westcoast sind sehr unterschiedlich. Business versus Easygoing - beides faszinierend. Im Midwest gibt es nur Chicago. Und in Florida kann man es an der Küste aushalten – vorausgesetzt, dass es nicht Sommer ist.

Kriminetz: Enzo Denz stößt doch sicherlich noch auf weitere Leichen im ehemals „blauen Allgäu“?

Stefan Schweizer: Aber sicherlich – und wenn er sie aus dem eigenen Keller ausgraben muss ;) …

Kriminetz: Vielen Dank, Stefan Schweizer, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Stefan Schweizer: Herzlichen Dank an das Kriminetz-Team!!!

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