Sieben Fragen an Walter Landin

Das Foto zeigt Walter Landin.

Walter Landin lebt mit seiner Frau in Mannheim. Viele Jahre unterrichtete er das Fach Deutsch an der Feudenheim-Realschule. Neben Krimis schreibt Walter Landin im Pälzer Saund, der Mundart, mit der er in Dirmstein in der Pfalz aufgewachsen ist. Zu seinen Krimis lässt er sich auch von Zeitungsartikeln inspirieren. Walter Landin hat zahlreiche Kurzkrimis in verschiedenen Anthologien veröffentlicht sowie Kriminalromane um Kommissar Lauer. Dieser Tage erschien der dritte Fall mit dem Mannheimer Kommissar: Mordsherbst.
Walter Landin erhielt 1984 den Mannheimer Kurzgeschichtenpreis, 1990 den Förderpreis Literatur des Bezirksverbandes Pfalz, 1994 den 1. Lyrikpreis beim Mundartwettbewerb des Arbeitskreises Heimatpflege Nordbaden, 1997 den Hauptpreis beim Literaturwettbewerb Fabrik (Ausschreibung: Literarischer Verein der Pfalz und Gemeinde Hauenstein), 2003 belegte er den 2. Platz beim Agatha-Christie-Krimipreis „Letzte Worte“ und 2006 war er Preisträger beim 3. Marburger Kurzdramen-Wettbewerb mit dem Beitrag „Wassertreten“.

Für Kriminetz beantwortete Walter Landin sieben Fragen.

Kriminetz: Weshalb hast du dich für das Genre Krimi entschieden?

Walter Landin: Ich bin begeisterter Krimi-Leser. So lange ich zurückdenken kann, habe ich Krimis verschlungen, Simenons Maigret-Romane, die Dürrenmatt-Krimis, Friedrich Glauser mit seinem Wachtmeister Studer, Alfred Komarek aus Österreich mit dem Inspektor Polt, Hansjörg Schneider mit den Krimis um den Baseler Kommissär Hunkeler, die diversen Krimis aus Skandinavien, die innovativen Franzosen Bernhard Pouy, Daniel Pennac. Ich könnte weiter aufzählen. Das Krimi-Genre bietet einem Schreibenden viele kreative Möglichkeiten. Da macht das Schreiben einfach Spaß.
Ich möchte jedoch mein Schreiben nicht auf Krimis reduzieren. Lyrik, Pälzer Saund, Kurzgeschichten, Theaterszenen, vieles hat Platz in meinem Schreiben.

Kriminetz: Was passiert in Mordsherbst? Willst du deinen Lesern etwas dazu verraten?

Walter Landin: Eine alte Frau findet in der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche in Feudenheim einen Toten mit einem Messer in der Brust. Auch wurden ihm alle zehn Finger gebrochen. Der Tote stammt aus Ruanda und war Mitglied der Kirchengemeinde. Gibt es einen ausländerfeindlichen Hintergrund für das Verbrechen? Oder spielt die Herkunft des Toten eine Rolle? In seinem Herkunftsland finden immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen statt. Zu allem Überfluss möchte der Mannheimer Polizeipräsident die Aufklärungsrate steigern und setzt die Kommissare auf einen mehr als zehn Jahre alten, ungelösten Fall an, den Doppelmord von Sandhofen. Die Ermittlungen sind schon schwierig genug. Da Lauers Vorgesetzter nicht mit seiner Arbeitsweise einverstanden ist, gerät der Hauptkommissar selbst in die Schusslinie. Und auch privat läuft bei Lauer nicht alles rund. In seiner Beziehung zu Hanne, die er im zweiten Lauerkrimi „Eiswut“ über die Internetpartnervermittlungen mannheim-flirtet.de kennenlernte, kriselt es. Es gibt also einiges zu tun für Hauptkommissar Leo Lauer, seinen Partner und Freund Julian Meißner und die junge Kommissarin Susanne Dobler.

Kriminetz: War der Pfarrer der St.-Peter-und-Paul-Kirche gleich damit einverstanden, dass seine Kirche ein Tatort in deinem Krimi wird oder musstest du ihn überzeugen?

Walter Landin: Den Pfarrer von Peter-und-Paul musste ich nicht überzeugen, ich habe ihn nicht gefragt. Eine Kirche ist ein öffentlicher Raum und ich denke, wir Krimi-Autoren haben das Recht, uns unsere Schauplätze frei auszusuchen, auch die Orte unserer Verbrechen. Ich würde ja auch die Mannheimer Stadtverwaltung nicht fragen, ob ich in das Wasserbecken am Wasserturm einen Ermordeten platzieren darf, wie es bei „Eiswut“ der Fall ist.
Die Sankt-Peter-und-Paul-Kirche kenne ich von meiner Zeit als Lehrer an der Feudenheim-Realschule. In der Kirche fanden die Proben und die Aufführung der Weihnachtskonzerte unserer Schule statt. Ich hatte oft diesen bedrückenden Eindruck, den die Kommissare beim Betreten der Kirche auch haben. Allerdings muss ich sagen, dass die Kirche nach einer weitgehenden Sanierung infolge eines Brandes sich seit diesem Jahr heller und freundlicher präsentiert.

Kriminetz: Du hast dich in einigen deiner Texte mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Was ist dir dabei wichtig?

Walter Landin: In meinen ersten Büchern „Wenn erst Gras wächst“, einem 1985 erschienenen Erzählband, und in „Dorfluft“, einer längeren Erzählung aus dem Jahr 1988, beschäftigte ich mich mit dieser Problematik. Und in dem Theaterstück „Von Hurenmenschen, Polacken, Volksgenossen“, das im Januar 2001 im Rahmen des Holocaust Gedenktages der Stadt Mannheim zur Uraufführung kam, geht es um das KZ in Sandhofen, das zum Ende des Krieges in den Räumen der Gustav-Wiederkehr-Schule untergebracht war. Eigentlich hat die Problematik mich nie losgelassen. Das mag damit zusammenhängen, dass ich zu einer Schülergeneration gehöre, in der das Thema Nationalsozialismus noch nicht so ausführlich im Mittelpunkt des Unterrichts stand, wie das heute der Fall ist. Mein Geschichtsunterricht am Gymnasium in Frankenthal endete mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, Brest-Litowsk, die letzte Erinnerung an den Unterricht.
Bei Familienfesten stand die Zeit des Nationalsozialismus immer im Mittelpunkt. Der eine Opa, der zum Verhör von der Gestapo abgeholt wurde, weil er einen Wohnungsnachbarn mit „Grüß Gott“ gegrüßt hatte, der andere Opa, der Mitglied der NSDAP wurde, weil er Eisenbahner und somit Beamter war. Anekdoten wie die von der geschlachteten Sau, die vier Nieren hatte, wurden zum Besten gegeben.
Während des Studiums habe ich eine Frau in Heidelberg kennengelernt, die einen Gemüseladen hatte. 1933 wurde sie vom Medizinstudium exmatrikuliert, weil sie dem Kommunistischen Jugendverband angehört hatte. Sie nahm mich mit zu einer Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass in den Vogesen. Diese Führung hat mich tief beeindruckt und ich habe mich intensiv mit dieser Zeit beschäftigt. Das hat sich auch im Schreiben niedergeschlagen.

Kriminetz: Du warst viele Jahre Realschullehrer und hast das Fach Deutsch unterrichtet. Hast du deinen Schülern auch Krimis empfohlen?

Walter Landin: Empfehlungen reichen nicht, kaum ein Schüler würde deshalb zu einem Buch greifen. Aber im Deutschunterricht wird ja auch gelesen, Romane, Theaterstücke. Und da war auch der eine oder andere Krimi dabei. Mein klarer Favorit bei der Schullektüre: Friedrich Dürrenmatt - „Der Richter und sein Henker“. Der Krimi kommt bei den meisten Schülern an!

Kriminetz: Bist du in sozialen Netzwerken unterwegs wie beispielsweise facebook?

Walter Landin: Im Moment konzentriere ich mich auf meine Homepage, die ich in den letzten Wochen überarbeitet und neugestaltet habe. Mit sozialen Netzwerken habe ich mich noch nicht beschäftigt. Aber das kann sich durchaus in Zukunft ändern. Mein Sohn ermuntert mich dazu.

Kriminetz: Du bist seit diesem Schuljahr im Ruhestand. Bekommt Kommissar Lauer jetzt ganz viel zu tun?

Walter Landin: Im letzten Dezember, ich hatte gerade einen richtig guten Lauf beim Schreiben von „Mordsherbst“, kam Emilie, ein Riesenschnauzermädchen im Alter von neun Wochen zu uns und hat unser Familienleben ziemlich durcheinandergewirbelt. Von Dezember bis Mitte März kam das Lauer-Projekt komplett zum Erliegen, ich brachte keinen einzigen Satz zu Papier. Der Abgabetermin war festgelegt, der Termin für die Buchvorstellung stand bereits fest. Und der Roman war noch lange nicht fertig! Es waren dann einige Anstrengungen nötig, um mit dem dritten Lauer-Krimi doch noch rechtzeitg fertig zu werden. So war in den letzten Monaten meine Beziehung zu Kommissar Lauer sehr eng, das ging bis zum 25. September 2013, dem Abgabetermin für die Druckfassung des Romans „Mordsherbst“. Jetzt brauchen Lauer und ich erst einmal ein wenig Distanz, bevor der nächste Lauer-Krimi in Angriff genommen wird.
Ich plane nicht lange im Voraus, ich habe immer nur das nächste Buch im Blick. Nach dem Sommer-Lauer „Bluthitze, 2009, dem Winter-Krimi „Eiswut“ 2011, „Mordsherbst“ 2013 wird der vierte Lauer-Krimi im Frühling spielen. Wie es dann weitergeht, weiß ich jetzt noch nicht.
Im Übrigen habe ich abseits vom Krimi-Genre so viele Ideen, dass ich jetzt im Ruhestand hoffentlich einiges davon in Angriff nehmen kann.

Vielen Dank, Walter Landin, für die Beantwortung der Fragen.

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