Das Böse von nebenan
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Dramatisch, packend und wahr: Kriminalfälle aus einer scheinbar heilen Welt. Gründonnerstag 2009: der allseits beliebte und engagierte 18-jährige Tobias S. richtet gemeinsam mit seinem Freund bestialisch und grausam seine beiden Schwestern hin. Danach feiern die Täter seelenruhig in einer Gaststätte mit den Eltern, um sie später ebenfalls kaltblütig zu ermorden. Die monströse Tat zweier junger Männer stürzt eine ganze Gemeinde in Entsetzen, Fassungslosigkeit und Verzweiflung. Es gibt keine Erklärung. Kein Motiv. Das Böse mitten in unserer Gesellschaft - das ist das große Thema der preisgekrönten Journalistin Sibylle Tamin. Ihre Neugier gilt der vermeintlich heilen Welt, der Provinz, in der das plötzliche Aufbrechen des Bösen die Oberflächengemütlichkeit dramatisch zersetzt. Wie konnte das passieren? Vor unseren Augen? Mitten unter uns?
Zerstörerisches Idyll
Sibylle Tamin erzählt in „Das Böse von nebenan“ vier Fälle. Im ersten Fall tötet ein Jugendlicher gemeinsam mit seinem Freund erst seine Schwestern und dann die Eltern. Der zweite Fall heißt „Jagdszenen“ und führt die Leser in ein Dorf, in dem immer noch eine Gesellschaftsordnung wie zu Feudalzeiten herrscht, als derjenige mit dem größten Besitz sich gegenüber seinen Mitmenschen alles erlauben konnte. Der Großbauer hat immer noch das Sagen im Dorf, was er macht, wird nicht hinterfragt sondern kommentarlos geduldet und damit mitgetragen. Der Großbauer bestimmt auch die Opfer und die bleiben das in den Augen der Dorfgemeinschaft ein Leben lang. Schlimmer noch: die Opfer gefährden die „funktionierende“ Dorfgemeinschaft, indem sie ihren Mund nicht halten und sich doch in der Tat erdreisten, irgendwann endlich den Mut zu finden, über das zu reden, was der Großbauer und noch ein anderer ihnen angetan haben. Unerhört findet das die Dorfgemeinschaft, so daher zu reden und schon geht das Mobbing gegen die Opfer los, das so weit führt, dass Menschen sogar wegziehen aus dem Dorf, in dem leben zu müssen jedem Leser als Strafe erscheint. Das Dorf vergisst nichts, ordnet aber ein. Die Taten des Großbauern werden zwar verdrängt und negiert, aber die Menschen, denen er durch seine Vergewaltigungen eine Opferrolle aufgezwängt hat, bleiben im Dorf lebenslang Opfer. Es gibt kein Entrinnen aus dieser Rolle, da ist das Dorf-Kollektiv gnadenlos. Selbst die Pfarrerin, die eigentlich Beistand leisten müsste, schließt sich unreflektiert den im Dorf herrschenden Regeln an. Der Täter bleibt auf seinem Thron, nunmehr, durch eigene Hand aller irdischen Gerechtigkeit, die sowieso nur außerhalb des Dorfes zu finden wäre, enthoben und nicht mehr greifbar über den Dingen schwebend. Sibylle Tamin beschreibt einen beklemmenden Realismus, als sich beinahe die gesamte Dorfgemeinschaft auf Seiten des Täters schlägt und die Opfer gemeinschaftlich diskreditiert. Und man fragt sich beim Lesen, was das für eine Gemeinschaft ist, die da die Verhöhnung der Opfer beklatscht und wofür dieser Boden noch fruchtbar wäre.
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Ein spannendes und unterhaltsames Buch, das wahre Kriminalfälle schildert.