Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg an Bachtyar Ali verliehen

Der Schriftsteller Bachtyar Ali ist mit dem Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2023 der Stadt Heidelberg ausgezeichnet worden. Foto: © Claudia Schmid

Der Schriftsteller Bachtyar Ali ist mit dem Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2023 der Stadt Heidelberg ausgezeichnet worden. Bürgermeisterin Martina Pfister überreichte den mit 15.000 € dotierten Preis am 12. März 2024 im Heidelberger Rathaus. Sie wird alle drei Jahre an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, die im Exil in Deutschland leben oder als Nachkommen mit diesem Thema in Berührung kamen, sich literarisch damit auseinandersetzten und in deutscher Sprache publizieren.

Die Jury erklärte in ihrer Begründung: „In einer Welt der Krisen und Kriege setzt Bachtyar Ali mit seiner Literatur Zeichen der Humanität. Sein Werk und seine Biographie sind geprägt vom Krieg im irakischen Kurdistan. Als sprachmächtiger, fabelhafter Erzähler verwandelt er die Gewalt und das tausendfache Morden in politische Parabeln, in bildstarke Märchen, in Weltliteratur voller Magie, ohne das Grauen des Krieges zu verharmlosen oder gar zu verschweigen. Seine Romane sind ein Epitaph für die Opfer, eine große Erzählung von Freundschaft, Verrat und Leid, von der Suche nach Wahrheit, Aussöhnung ohne Vergeltung und vom Überleben mit und durch Geschichten.“

Mitglieder der Jury des Hilde-Domin-Preises waren:Dr. Doerte Bischoff, Professorin für Neuere deutsche Literatur und Leiterin der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur an der Universität Hamburg, Gregor Dotzauer, Literaturkritiker, Essayist und Kulturredakteur; seit 1999 Literaturredakteur bei „Der Tagesspiegel“ (Berlin), Marie Luise Knott, Publizistin, Übersetzerin, Kritikerin, Herausgeberin u.a. von Hannah-Arendt-Schriften, Dr. Kerstin Schoor, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin; Inhaberin der Axel Springer-Stiftungsprofessur für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) sowie Cornelia Zetzsche, Literaturkritikerin, Kuratorin und Kulturjournalistin.

Der Erzähler, Übersetzer und Kulturjournalist Stefan Weidner hielt eine berührende Laudatio. Musikalisch wurde die Feier von Kenan Tülek, Mehmet Ungang und Oğuz Karakaya umrahmt. Simon Mazouri las ins Deutsche übertragene Texte von Bachtyar Ali.

Zur Vita des Preisträgers: Bachtyar Ali, geb.1966 in Sulaimaniyya bzw. Slemani, in der autonomen Region Kurdistan im Irak, lebt seit Mitte der 1990er Jahre im deutschen Exil. In seiner Heimat erschienen seine Romane in den Verlagen Ranj und Andesha und wurden Bestseller. 2005 kürte das Bildungsministerium des autonomen irakischen Kurdistan den Roman „Die Stadt der weißen Musiker“ zum besten Buch des Jahres. 2009 erhielt er als erster den HARDI-Literaturpreis, der zum größten Kulturfestival im kurdischen Teil des Irak gehört. 2014 wurde er mit dem damals neuen Sherko Bekas-Literaturpreis ausgezeichnet, 2017 mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund. Der Züricher Unionsverlag publiziert seine Bücher auf Deutsch, in der Übersetzung von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim.

Die feierliche Preisverleihung fand im schönen Großen Rathaussaal der Stadt Heidelberg, Unesco City of Literature, statt.

Bachtyar Ali, geb.1966 in Sulaimaniyya bzw. Slemani, in der autonomen Region Kurdistan im Irak, lebt seit Mitte der 1990er Jahre im deutschen Exil. Foto: © Claudia Schmid