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Sturm über New Orleans

Der sechzente Dave-Robicheaux-Krimi
Buch
Taschenbuch, 576 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3453677161

ISBN-13: 

9783453677166

Erscheinungsdatum: 

09.01.2017

Preis: 

10,99 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 511.845
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3453677161

Beschreibung von Bücher.de: 

Hurrikan Katrina trifft New Orleans mit voller Wucht und katapultiert die stolze Stadt des Südens zurück ins Mittelalter. Die Stadt ist überflutet, Leichen schwimmen umher und, die Menschen versuchen ihr Hab und Gut zu retten. Die Einwohner werden evakuiert, die Häuser sind verlassen, der Strom ist weg und keine Spur mehr von Recht und Ordnung. Ein tiefer Graben des Misstrauens trennt die weiße und die schwarze Bevölkerung und die Hilfe der Behörden lässt auf sich warten. Ein tödlicher Nährboden für das Verbrechen. Auch Detective Dave Robicheaux ist fassungslos. Inmitten dieses apokalyptischen Szenarios soll er zwei Vergewaltiger, einen drogenabhängigen Priester und den Initiator einer Bürgerwehr finden, der viel gefährlicher ist als die Verbrecher, die damit beschäftigt sind, die Stadt zu plündern.

Hinweis:
Sturm über New Orleans von James Lee Burke erschien ursprünglich am 16.02.2015 bei Pendragon.

Kriminetz-Rezensionen

Wie ein Hurrikan ...

Seit kurzem findet auf dem deutschen Buchmarkt ein Revival von amerikanischen hard-boiled- und Noir-Schriftstellern statt. James Lee Burke ist sowohl hard-boiled als auch Noir. Und „Sturm über New Orleans“ ist von einer Gewalttätigkeit und Brutalität, die dem Naturereignis aus dem Jahr 2005 entsprechen. Als Katrina und Rita New Orleans und Süd-Louisiana zerstörten, weilte ich in Kuba und habe schockiert im Fernsehen die Bilder über die bürgerkriegsähnlichen Zustände verfolgt. Offen konzediert der Autor, dass es sich bei „Sturm über New Orleans“ um sein „politischstes“ Buch handelt.

Der Protagonist und Cop Dave Robicheaux ist ein komplexer und sperriger Anti-Held. Er ist trockener Alkoholiker, Vietnam-Veteran und mehrfacher Witwer. Zahlreiche Dämonen aus seiner Vergangenheit verfolgen ihn. Aber Robicheaux bleibt aufrecht – auch als Katrina und Rita New Orleans zerstören. Was Burke beschreibt ist harter Tobak. Die ohnehin schon herrschende Dichotomie zwischen weißer Ober- und Mittelschicht sowie der marginalisierten afro-amerikanischen Ghetto-Bevölkerung treten im Zuge des furchtbaren Naturereignisses offen zu Tage. Und als die staatliche Gewalt für kurze Zeit zusammenbricht, treten Facetten der menschlichen Natur hervor, deren Brutalität dem Leser den Atem verschlägt. Robicheaux ermittelt in alle Richtungen. Wer hat die schwarzen Plünderer erschossen und warum? Wurden alte Rechnungen beglichen? Und wer foltert Mitglieder marodierender Banden auf unsäglich grausame Weise zu Tode, denen beim Plündern Material in die Hände fiel, das Millionen wert ist? Als die Familie von Robicheaux in Lebensgefahr gerät, beschließt er, den Angreifern unter allen Umständen den Garaus zu machen …

„Sturm über New Orleans“ ist ein faszinierendes Lese-Ereignis und großes Kino. Die traurige Poesie erinnert an Faulkner und der Protagonist könnte Hemingways Feder entsprungen sein. Allerdings ist der hohe Politisierungsgrad des Buchs zugleich sein größtes Manko. Denn „Sturm über New Orleans“ mangelt es an Fokussierung und das Werk besitzt so manche Länge. Dennoch eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung!

Hard-boiled und Noir vom Feinsten

Dave Robicheaux lebt mit seiner vierten Frau, einer ehemaligen Nonne, und seiner erwachsenen Adoptivtochter in New Iberia im Süden von Louisiana und arbeitet als Detective im Sheriff-Office. Er ist Vietnam-Veteran, trockener Alkoholiker und hat lange für das New Orleans Police Department gearbeitet.

Als die beiden Hurrikans Katrina und Rita über das Land hereinbrechen, wird er für kurze Zeit nach New Orleans abgestellt, um die dortige Polizei – zumindest die Reste davon, denn viele Polizisten haben einfach das Weite gesucht – dabei zu unterstützen für Ordnung zu sorgen und gegen Plünderer vorzugehen. Darüber hinaus wird er vom FBI um Amtshilfe gebeten, um in einem Fall zu ermitteln, in dem auf vier schwarze Plünderer geschossen wurde. Einer von ihnen kam dabei um, einer ist jetzt querschnittsgelähmt.

Doch in Anbetracht der tausenden Todesopfer, zu deren Rettung nichts unternommen wurde gestalten sich die Ermittlungen als Farce, die lediglich der political Correctness dienen. Denn in Wirklichkeit will niemand wirklich etwas ermitteln oder aufklären. Auch an den Plünderern ist niemand wirklich interessiert, obwohl sich herausstellt, dass sie die Tochter des Mannes, der jetzt verdächtigt wird, auf sie geschossen zu haben, vergewaltigt haben, einen Pfarrer umbrachten und für den Tod vieler anderen Menschen verantwortlich waren.

Und so dümpeln die Ermittlungen vor sich hin, mal hier ein Gespräch, mal dort eine Befragung. Doch als sich dann herausstellt, dass die Plünderer Blutdiamanten erbeutet haben und eine dubiose Figur in New Iberia auftaucht, nimmt die Handlung Fahrt auf. Es geht um Macht und Gier, um Diskriminierung, Vorurteile und Rassenkonflikte in einer schon vor den Hurrikans verkommenen Welt, die jetzt in Trümmern liegt und nicht mehr gerettet werden kann.

Als dann auch noch Robicheaux und seine Familie in den Fokus geraten, gilt sein einziges Interesse der Rettung und Verteidigung seiner Familie.

Das alles wird einerseits aus der Sicht eines allwissenden Erzählers und andererseits aus der Ich-Perspektive von Dave Robicheaux erzählt. Wobei Vieles nur angedeutet wird und unausgesprochen bleibt. Der Leser wir hineingezogen in die Welt der Südstaaten der USA mit all ihren Widersprüchen zwischen Weiß und Schwarz, zwischen Arm und Reich, inmitten der zerstörten Natur und einer Welt, die aus den Fugen geraten ist und in der Moral keine Rolle mehr spielt.