Cover von: Vertrauen
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Vertrauen

Roman
Buch
Gebundene Ausgabe, 352 Seiten
Übersetzer: 

Verlag: 

ISBN-10: 

3257071779

ISBN-13: 

9783257071771

Auflage: 

1 (23.02.2022)

Preis: 

22,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 279.177
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3257071779

Beschreibung von Bücher.de: 

In einem Vorort von Tel Aviv wird vor einem Krankenhaus ein Neugeborenes gefunden.

Am selben Tag verschwindet ein Tourist und lässt sein Gepäck im Hotelzimmer zurück.

Inspektor Avi Avraham hat genug von Bagatellfällen und häuslichen Dramen. Deshalb stürzt er sich gleich in den rätselhaften Vermisstenfall. Doch bald merkt er, dass auch das Private Sprengstoff birgt – und gerät in ein Labyrinth aus Gewalt und Täuschung, das ihn bis nach Paris führt und nicht nur mit dem Mossad in Konflikt bringt.

Kriminetz-Rezensionen

Ein anderer Krimi

In der Nähe von Tel Aviv wird ein Baby vor einem Krankenhaus ausgesetzt. Gleichzeitig verschwindet ein Tourist aus einem Hotel. Inspektor Avi Avraham, der gerade Zweifel an seinem Beruf hatte, ist auf einmal wieder in seinem Element. Er überlässt den Fall des Babys seiner Kollegin und übernimmt den Vermisstenfall. Sein Lieblingsthema. Dieser Fall wird immer komplizierter, er führt ihn nach Paris und natürlich kommt er auch dem Mossad in die Quere.

Es ist der vierte Fall für Avraham und mein erster Krimi mit ihm – etwas gewöhnungsbedürftig. Der Krimi ist nicht actionreich, es wird nicht am laufenden Band jemand ermordet. Sondern es ist ein Buch der leisen Töne. Bildlich gesprochen, bewegen sich alle Figuren im Zeitlupentempo. Ich konnte als Leserin jeden Gedanken verfolgen, jeden Weg mit gehen. All die vielen Irrungen und Wirrungen ließen sich nachvollziehen. Es gab keine Gedanken, wo hat er denn diese Idee her oder wie ist er auf diese Lösung gekommen. Es sind immer Zweifel da, niemand ist perfekt, aber auf die normale Art. Kein abnormer Alkoholkonsum, sondern ein glücklich verheirateter Ermittler, der sich viele Gedanken macht. Selbstzweifel ja, aber keine tiefe Depression. Kein Supermann, sondern ein Teamplayer.

Den Gedankengängen zu folgen war stellenweise kompliziert und ab und an auch langatmig.

Eine andere Art Krimi und daher ungewöhnlich. Am Ende bleiben Fragen offen, so ist das Leben.

Dror Mishani – Vertrauen

Zwei ungewöhnliche Fälle beschäftigen Avi Avraham und seine Kollegin Esthi Wahabe: Ein Schweizer Tourist hat sein Hotel verlassen und ist seither verschwunden. Und eine Frau hat ein Baby in einem Einkaufszentrum bei einem Krankenhaus ausgesetzt.

Während Avi schnell herausfindet, dass Jacques Bartoldi eigentlich Raphael Chouchani heißt und Franzose marokkanischer Abstammung ist, sieht sich Esthi mit Liora einer Frau gegenüber, deren Geschichte mit jedem Verhör abenteuerlicher und verworrener wird. Die beiden Ermittler stecken fest, nichts scheint zusammenzupassen in ihren Fällen und sie werden das Gefühl nicht los, dass sie nur Marionetten sind, wobei sie nicht wissen, wer im Hintergrund die Fäden zieht.

Auch im vierten Fall für Kommissar Avi Avraham hat Dror Mishani wieder eine komplexe Geschichte gestrickt, die sich nicht so leicht durchschauen lässt. »Vertrauen« besticht dabei vor allem mit der permanenten Ungewissheit, in der sich die Protagonisten ebenso wie der Leser befinden. Man spürt, dass etwas nicht stimmt, kann das lose Gewirr an Fäden jedoch nicht zu einem stimmigen Zusammenhang bringen.

Äußert Avi Avraham schon zu Beginn Zweifel an der Sinnhaftigkeit seines Berufs, stürzt ihn die Ermittlung völlig in die Sinnkrise.

»Leben retten und Grausamkeit, Gewalt und das Böse bekämpfen.«

Das war es, was er seiner inzwischen verstorbenen Chefin als Grund nannte, weshalb er sich für den Polizeidienst beworben hat. Ihre Erfahrung und Weitsicht hatten sie infrage stellen lassen, ob das in ihrer Position wirklich möglich sei. Und nun erkennt Avi, dass er eigentlich immer erst dann kommt, wenn das Verbrechen schon geschehen ist, wenn die Opfer schon zu beklagen sind und er nur noch hinterherräumen kann, aber keine Tat je verhindert.

In dieser Stimmung kommt er zu dem Hotel, wo ein Gast vermisst wird, dort gibt man ihm zu verstehen, dass schon alles wieder erledigt, das Gepäck von Verwandten abgeholt und alles geklärt sei. Doch der Kommissar merkt, dass etwas faul ist und beginnt zu hinterfragen. Jeder Stein indes, den er umdreht, befördert neue Fragen hervor und die potenziellen Antworten lassen irgendwann nur den Schluss zu, dass der Geheimdienst involviert sein muss.

»Ich bin faktisch ihr Affe, wie beim organisierten Verbrechen, verstehst du? Ich bin der, der für sie die Wahrheit vertuscht, ohne es zu wissen, und ich kann nichts dagegen tun.«

Sein Verdacht erhärtet sich und der geschickte Ermittler wird mehr als deutlich darauf hingewiesen, dass er seine Nachforschungen einstellen solle, da es nichts mehr zu ermitteln gäbe. Wie zu erwarten, spornt ihn das nur noch mehr an.

Seine Kollegin hat es zwar nicht mit dem Mossad, dafür aber mit einer durchtriebenen und undurchsichtigen Frau zu tun. Lioras Motiv wie auch die Entwicklung ihrer Geschichte um das Frühchen lassen Esthi nicht los. Sie will verstehen, was geschehen ist, wird aber aus der Mutter und ihrer 16-jährigen Tochter nicht schlau. Auch hier ist die Frage nach der Schuld nicht einfach zu beantworten, denn alle Involvierten sind zugleich Täter und Opfer.

Zwei Handlungsstränge, die sich immer wieder auch kreuzen und deren Entwicklung gänzlich unvorhersehbar ist. Weniger noch lässt sich jedoch voraussagen, was die Fälle mit den beiden Ermittlern machen, denn diese lässt das Grauen, mit dem sie sich befassen müssen, ebenfalls nicht kalt.

Dror Mishani bleibt sich treu, einmal mehr ein Krimi, der sich – genau wie auch »Die schwere Hand« oder »Drei« – durch eine interessante und vielschichtige Figurenzeichnung auszeichnet und damit restlos überzeugt.

Ein besonderer Kriminalroman

Das Team um Inspektor Avi Avraham bekommt es mit zwei neuen und äußerst unspektakulären Fällen zu tun. Zunächst wird ein Neugeborenes vor einem Krankenhaus ausgesetzt und kurz darauf verschwindet ein Schweizer Tourist spurlos aus einem Hotel. Avi nimmt die Ermittlungen bezüglich des Vermisstenfalls auf und stößt nach kurzer Zeit auf mögliche Verbindungen zum Mossad. Ist dies eine Nummer zu hoch für ihn oder handelt es sich um den großen Fall, den er sich eigentlich schon immer gewünscht hat? Die Recherchen entwickeln sich schwierig und auch der Fall des ausgesetzten Babys kommt nicht richtig voran. Hängen die Fälle vielleicht sogar zusammen?

Der israelische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Dror Mishani hat mit seinem Roman »Drei« auf sich aufmerksam gemacht und meine Neugier geweckt. Ich bin daher mit einer hohen Erwartungshaltung in sein neues Werk »Vertrauen« gestartet und wurde nicht enttäuscht. Er erzählt die Geschichte in einem eigenen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich in die israelische Welt entführte. Eine für mich ungewohnte Umgebung eines Kriminalromans, was das Ganze aber auch sehr interessant machte. Die ungewohnten Namen sorgten zunächst für ein wenig Verwirrung, die sich aber schnell legte. Der Spannungsbogen wird mit den beiden unspektakulären Fällen behutsam aufgebaut und über die Ermittlungen nach und nach gesteigert. Der Roman überzeugt nicht mit hektischen und reißerischen Szenen, sondern strahlt eine Gelassenheit aus, die der Spannung aber keinen Abbruch tut, ganz im Gegenteil, sie sorgt für viele Mutmaßungen, wohin die Story führen wird, um dann im Finale doch noch wieder mit einer gut durchdachten und für mich unerwarteten Auflösung überrascht zu werden.

Insgesamt ist »Vertrauen« aus meiner Sicht ein gelungener Roman, der mit seiner Ruhe, der für den kriminalistischen Hintergrund nicht alltäglichen Kulisse und dem Erzähltalent des Autors zu überzeugen weiß. Ein wirklich lesenswertes Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.