Krimizeit-Bestenliste November 2014

Platz 1 (Vormonat: 3)
Franz Dobler: Ein Bulle im Zug
Tropen, 348 S., 21,95 €
München/DB-Netz. »Jetzt spürte er, wie sich der Sprung in seiner Schüssel bildete.« Kommissar Fallner hat einen Jungen erschossen. Notwehr? Fallner hat Lücken. Ziellos reist er im Zug durch Filme, Ängste, D-Land. Doblers super instrumentierte Alltagssprachkunst weckt Todes- und Lebensgeister.
Platz 2 (Vormonat: 4)
Liza Cody: Lady Bag
Ariadne im Argument Verlag, 320 S., 17,00 €
London. Lady Bag und Greyhound Elektra sind aufs Überleben konzentriert. Auf der Straße. Bis ihnen der Teufel begegnet, der schon die Lady ins Unglück gestürzt hat. Macht der Egoist jetzt andere Frauen kaputt? Da muss Lady Bag eingreifen. Liza Cody ist wieder da. Scharf, grotesk, bissig wie je. Jubel!
Platz 3 (Vormonat: - )
James Lee Burke: Regengötter
Aus dem Englischen von Daniel Müller
Heyne, 672 S., 16,99 €
Südwesttexas. Massaker an einer Gruppe von Asiatinnen. Der einzige Zeuge wird gehetzt: von den Mördern, dem FBI, seiner Unschlüssigkeit. Sheriff Holland, Veteran auch er, sucht Frieden. Zuvor heißt es: Aufräumen. Landschaft, Menschen – so kann das nur James Lee Burke.
Platz 4 (Vormonat: 2)
Wolf Haas: Brennerova
Hoffmann&Campe, 240 S., 20,00 €
Wien/Mongolei. Brenner, 19 Jahre Kripo, jetzt privat, hat’s mit den Frauen. Für Russin Nadeshda soll er die Schwester aus Mädchenhändlerfingern retten, seine Freundin wird derweil in der Mongolei entführt. Brenner tut sein Bestes und hat nichts davon. Kriminal-Elegie auf den letzten Mann, den Detektiv.
Platz 5 (Vormonat: 1)
Orkun Ertener: Lebt
Scherz, 640 S., 19,99 €
Deutschland/Thessaloniki/Istanbul. Bei der Recherche für die Biografie einer Schauspielerin wird Ghostwriter Can Evinman in die Wahngespinste und Verbrechen des 20. Jahrhunderts verwickelt. Geschichtssattes Epos, komplexe Intrige – alles, was Kriminalliteratur kann, in einem starken Debüt.
Platz 6 (Vormonat: - )
Ian Rankin: Schlafende Hunde
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Manhattan, 464 S., 19,99 €
Edinburgh. Ohne John Rebus, erneut im Dienst als Detective Sergeant, geht es nicht. Der Terrier kennt die Fuchsbauten – diesmal die seiner ersten Dienststelle. Melancholischer Abgesang auf die alten Zeiten, die härter, rauer und beschissener waren. Rankin läuft wieder sehr rund.
Platz 7 (Vormonat: - )
Max Annas: Die Farm
Diaphanes, 192 S., 16,95 €
Eastern Cape, Südafrika. Von 17.32 bis 2.49 Uhr am folgenden Morgen dauert der Beschuss der Farm von Franz Muller. »Ich bin ja kein Rassist.« Ein Satz, so sinnvoll wie jeder Schuss, der in dieser Nacht abgefeuert wird. Wer war’s? Warum? Blöde Fragen. Nacktes, kaltes Noir, dieses Debüt.
Platz 8 (Vormonat: 5)
Nic Pizzolatto: Galveston
Aus dem Englischen von Simone Salitter und Gunter Blank
Walde und Graf bei Metrolit, 254 S., 20,00 €
New Orleans/Galveston. In seinem Debütroman entpuppt sich der Autor der Kultserie »True Detective« als romantische Seele. Killer Roy Cady hat Lungenkrebs und einen mordgierigen Boss am Hals. Null Chance. Cady rettet ein Mädchen, versucht es wenigstens, ein Mörder mit Gewissen und Luftnot.
Platz 9 (Vormonat: - )
Oliver Harris: London Underground
Aus dem Englischen von Gunnar Kwisinski
Blessing, 448 S., 19,99 €
London. DC Belseys Pech: Anomalien wecken seine Neugier. Unvermittelt ist ein Raser von der Bildfläche verschwunden. Belsey forscht in verborgenen unterirdischen Bunkern, gerät in Beton gewordene Paranoia des Kalten Kriegs. Der perfekte intelligente Thriller. Harris, Oliver: gehört auf den Merkzettel.
Platz 10 (Vormonat: - )
Daniel Suarez: Control
Aus dem Englischen von Cornelia Holfelder-von der Tann
rororo, 496 S., 12,99 €
Detroit/Die Welt. Eine Geheimbehörde zur Kontrolle des Fortschritts hat mit gekaperter Zukunftstechnologie eine megaüberlegene Parallelwelt installiert. Gelingt es ihrem größenwahnsinnigen Chef, die ebenfalls gekaperten Erfindergenies zu domestizieren? Suarez: geradlinig und erschreckend.
Krimizeit Bestenliste
Die KrimiZEIT-Bestenliste ist ein Gemeinschaftsprojekt der Wochenzeitung DIE ZEIT und des NordwestRadios, einem gemeinsamen Programm von Radio Bremen und dem NDR. An jedem ersten Donnerstag des Monats geben 18 Li­te­ra­tur­kritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben.
 
Die Jury: Tobias Gohlis, Kolumnist der ZEIT, Sprecher der Jury | Volker Albers, »Hamburger Abendblatt« | Andreas Ammer, »Druckfrisch«, DLF, BR | Gunter Blank, »Sonntagszeitung« | Thekla Dannenberg, »Perlentaucher« | Fritz Göttler, »Süddeutsche Zeitung« | Michaela Grom, SWR | Hannes Hintermeier, »Frankfurter Allgemeine Zeitung« | Lore Kleinert, Radio Bremen | Elmar Krekeler, »Die WELT« | Kolja Mensing, »Tagesspiegel« | Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR | Jan Christian Schmidt, »Kaliber 38« | Margarete v. Schwarzkopf, NDR | Ingeborg Sperl, »Der Standard« | Sylvia Staude, »Frankfurter Rundschau« | Jochen Vogt, Elder Critic, »NRZ«, »WAZ« | Hendrik Werner, »WeserKurier « | Thomas Wörtche, »Penser Pulp bei diaphanes«, »CULTurMAG«, Deutschlandradio Kultur