Der Westend Verlag hat jetzt mit Mathias Bröckers »Mythos 9/11« zum 20. Jahrestag der Ereignisse um die Attentate auf das World Trade Center eine neue Wortmeldung zum Jahrhundertverbrechen herausgebracht. Die intelligente Bilanzierung der Attentate wirft dabei nicht nur altbekannte Fragen auf, die den Mythos der mit Teppichmessern bewaffneten, arabischen Terroristen hinterfragen, sondern geht weit darüber hinaus. Der Autor Bröckers hat viel Kritik dafür einstecken müssen, dass er das offizielle staats- und geopolitische Narrativ der Ereignisse hinterfragt hat. Dabei legt er zielsicher und präzise die Finger in die Wunden dieser die US-Staatsräson aufrechterhaltenden Erzählung, die mehr als offensichtlich sind. Bröckers stellt Fragen, die in der Lage sind, dieses herrschende Narrativ zu dekonstruieren und zu zeigen, wo und weshalb die logischen, politischen, militärischen, ökonomischen und geopolitischen Schwachstellen desselben zu entdecken sind. Wovor er sich zu Recht hütet, ist eine alternative Version der Ereignisse des 9. Septembers 2001 zu konstruieren. In diesem Fall wäre er tatsächlich, wie ihm häufig vorgeworfen wurde, ein Verschwörungstheoretiker. Dieser Falle weicht er intelligent aus.

Besonders bemerkenswert ist Bröckers politischer Seitendiskurs über die Gleichschaltung der Medien und seine blitzgescheite Analyse der Funktion der sogenannten Mainstream-Medien. Diese kommen Bröckers Meinung nach nicht ihrer Funktion eines investigativen Journalismus nach, sondern übernehmen unkritisch die offizielle, staatlich gewünschte Version der Ereignisse und erwecken dabei den trügerischen Anschein journalistischer Objektivität. Dadurch wird nicht nur die breite Masse der Bevölkerung ideologisch indoktriniert, sondern zugleich auch der Anschein einer demokratischen Medienberichterstattung aufrechterhalten. Dass dies mitnichten der Fall ist, sondern dass die Art des »Spiegel«-Journalismus vielmehr dazu dient, die Funktionslogik des Kapitalismus ideologisch abzusichern und geopolitische Weichenstellungen weichzuspülen, dürfte jedem kritischen Zeitgenossen evident werden. Nach Bröckers Medienanalyse sind die Mainstream-Journalisten unkritische Zeitgenossen, die sich der Politik als Prostituierte andienen, um sich ein auskömmliches Auskommen zu sichern. Ob die Leser dem Autor in der Übertragung dieser überwiegend auf die 9/11-Berichterstattung gemünzten Behauptungen bei der Übertragung auf die Corona-Medienberichterstattung folgen muss, bleibe einmal dahingestellt.

Zutreffend ist aber sicherlich Bröckers pointierte Feststellung, dass es sich beim »Spiegel« inzwischen um ein »ehemaliges« Nachrichtenmagazin handelt. Den Nachweis dieses Urteils hat er dezidiert und logisch vorgelegt. Chapeau vor dem Mut, so etwas öffentlich zu konstatieren, denn der journalistische Gegenwind wird entweder in der Form einer plumpen Verriss-Rezension oder aber völliger Ignoranz durch den »Spiegel« zu spüren sein. Sehr empfehlenswert ist als Ergänzung von »Mythos 9/11« der Sammelband der alten Bröckers-Bücher über das bisher größte Verbrechen des 21. Jahrhunderts für die Leser, welche diese noch nicht gelesen haben.