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Der Tod der dreckigen Anna

Kriminalroman
Buch
Taschenbuch, 384 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3740814039

ISBN-13: 

9783740814038

Erscheinungsdatum: 

24.02.2022

Preis: 

13,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 552.100
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3740814039

Beschreibung von Bücher.de: 

Nach einem wahren Fall aus den siebziger Jahren.

Am Weihnachtsabend 1974 ereignet sich mitten in einem kleinen Ort in der Pfalz ein brutaler Mord: Die geistig verwirrte Greisin Anna wird tot in ihrem Haus aufgefunden. Doch wer ist zu einer solchen Tat fähig? Die Dorfbewohner sind sicher, dass es keiner von ihnen war. Man kennt sich, man vertraut sich.

Doch nach und nach setzt sich ein Bild zusammen, das jede Vorstellungskraft sprengt – denn der Mörder lebt mitten unter ihnen …

Kriminetz-Rezensionen

True Crime der 70er

Das Cover zeigt eine altmodische Szene eines Zimmers. Der Titel sehr plakativ.

Die Geschichte handelt in den 70er-Jahren in einem Dorf in der Pfalz. Da ich selbst ein Dorfkind der 70er bin, konnte ich da voll und ganz mitgehen. Solch eine Dorfgemeinschaft oder Begriffe wie Robert Lemke oder auch, dass nicht jeder einen TV besaß, ist mir noch sehr präsent.

Der Mord passiert schockierender Weise zu Weihnachten. Jeder ist irgendwie mit sich beschäftigt. Keiner traut es dem anderen zu. Stellenweise war mir die Geschichte etwas zu langatmig. Fand es auch nicht gerade fesselnd. Manches war für mich auch nicht so abartig, da ich noch sehr gute Erinnerungen an die dortige Zeit habe und manches eben nicht so einfach war. Insgesamt ist es ein sehr guter Roman, weniger ein Krimi.

Warum ich so bewerte: Diese Geschichte ist tatsächlich passiert. Die Autorin erlebte das als Kind selbst im Dorf. Sie hat diese Erlebnisse sehr gut in Worte gefasst und daraus einen sehr gelungenen Roman geschrieben. Max 4 von 5 Sternen.

Greisin bestialisch ermordet – ein True-Crime

Schauplatz: Heiliger Abend 1974 in der Südpfalz. Die 72-jährige Anna Hager wird grausam ermordet aufgefunden. Sie lebte alleine in ihrem verwahrlosten Haus, war geistig etwas zurückgeblieben und »verschissen« ist quasi das Wort, das sie ständig verwendete.

Als Leser lernt man durch die ermittelnden Beamten Melchinger und Wachtel die ganze Dorfgemeinschaft kennen und man kann sich sein eigenes Bild machen, wer hinter dieser Tat stecken könnte – oder war es womöglich ein Auswärtiger? Denn die Dorfbewohner können sich nicht vorstellen, dass es einer von ihnen war.

Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wird auf zwei Zeitebenen erzählt – eine viele Jahre vor dem Verbrechen und die zweite beschreibt die aktuelle Situation 1974.

Bei dem Buch handelt es sich um den Debütroman der Autorin, die zum Tatzeitpunkt in dem Dorf lebte und 9 Jahre alt war. Als Leser konnte man nicht einschätzen, an wie viel sie sich selbst erinnern konnte bzw. wie viele und welche Informationen/Fakten sie aus Erzählungen der Bewohner bzw. der Presse erhalten hat.

Für mich war es nicht einfach, in dieses Buch zu finden. Die Wortwahl war mir persönlich oft zu derb, die Atmosphäre im Dorf eindeutig zu düster und zu trostlos. Es kam bei mir sehr selten ein positiver Eindruck auf, vielleicht bei Dieterle, wie er sich um seine kranke Mutter sorgte. Es war ein Leben in einer Blase, das die Autorin dramatisch, eindringlich und bildhaft schildert. Den Ort haben die Einwohner scheinbar selten verlassen bzw. es kamen auch sehr wenige (Teppichhändler?) zu ihnen zu Besuch. Als Leser hatte ich das Gefühl eines kleinkarierten Lebens in einer Isolation. Für das Jahr 1974 erschien mir das etwas zu überzogen. Die Dorfbewohner kannten sich alle bestens, waren schrullig, plauderten und tratschten gerne, deshalb wusste jeder wirklich alles über seine Nachbarn. Auch bei den Beschreibungen der einzelnen Wohnungen/Häuser hatte ich den Eindruck, dass sich überall ein miefiger Geruch festgesetzt hatte, lediglich Dieterle sorgte mit seinem Putzfimmel im Elternhaus für klinische Sauberkeit. Ebenso wurde das Hinter-der-Gardine-Stehen, die Kittelschürzen und Ähnliches authentisch beschrieben. Aber nichtsdestotrotz kann man unter vielen Leuten einsam sein.

Es ist ein außergewöhnlicher, interessanter Roman, der das Jahr 1974 in der Pfalz und diesen Mordfall realistisch widerspiegelt. Die Beschreibung der einzelnen Personen, ihre Psyche und das Eintauchen in die Gemeinschaft fand ich gut dargestellt. Mich konnte das Buch trotzdem nicht völlig überzeugen. Dies betraf vor allem die derbe Sprache und das Überzeichnete.

Besuch in der Nacht

Das Leben in einem kleinen Dorf in der Provinz wird von einem grausamen Verbrechen überschattet. Die verwahrloste und einsam lebende Anna Hager wurde brutal ermordet. Ein Verbrechen, welches so gar nicht in die heile Welt des kleinen Dorfes passen will. Umso verstörender ist es, als es sich immer deutlicher herausstellt, dass der Täter wohl aus dem direkten Umfeld stammt. Ein Mörder in der Dorfgemeinschaft? Wer kann hierfür infrage kommen? Wird es weitere Taten geben? Das Leben ist plötzlich ein anderes und die Angst herrscht nun im Dorf, wenn es dunkel wird …

Die Autorin Tina Seel hat mit »Der Tod der dreckigen Anna« einen bemerkenswerten Kriminalroman veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, in einem intensiven und gut zu lesenden Schreibstil. Dabei taucht sie immer mehr in die Psyche und die Gefühle der Protagonisten ein und verdeutlicht, wie ein junger Mann zum bestialischen Mörder werden kann. Das Psychogramm hat mich in den Bann gezogen, und es war wirklich schwer, das Buch zur Seite zu legen. Der Spannungsbogen wird mit dem Auffinden der »dreckigen Anna« gut aufgebaut und über zeitliche Rückblenden sowie dem wachsenden Misstrauen im Ort auf einem hohen Niveau gehalten. Die Situation spitzt sich immer weiter zu und droht noch deutlich weiter zu eskalieren, bis das gut nachvollziehbare und schlüssige Finale die Geschichte gelungen abrundet.

Insgesamt hat mir »Der Tod der dreckigen Anna« sehr gut gefallen. Es ist weniger ein Kriminalroman im klassischen Sinne als mehr das Psychogramm eines Mörders. Genau dies konnte mich bis zum Ende fesseln und der reale Hintergrund sorgte für einen enormen Schub an Authentizität und somit für Gänsehautfeeling. Ein toller Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.