Interview mit Heidrun Hurst

Heidrun Hurst, Foto: Heidrun Hurst

Heidrun Hurst

geboren 1966 in Kehl am Rhein, hat sich auf das Schreiben historischer Krimis und Romane konzentriert. Zu ihrer Spezialität gehören gut recherchierte Geschichten, die unter die Haut gehen und sich einfühlsam mit dem Schicksal der einfachen Leute beschäftigen. Dabei verbindet sie fiktive Charaktere mit historischen Tatsachen. Von Rezensenten werden ihre Romane als ergreifend, atemberaubend und abseits des Klischees beschrieben. Sie ist Mitglied bei »HOMER« und dem »AutorenNetzwerk Ortenau-Elsass«.

Carmen Vicari von CarmensBücherkabinett.de hat Heidrun Hurst einige Fragen gestellt:

Carmen Vicari: Liebe Heidrun,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. In einer Woche, am 21.03.2024 erscheint Dein neues Buch „Die Kräutersammlerin und der zweifache Tod“. Magst Du kurz erzählen, um was es in Deinem neuen Schwarzwald-Krimi geht?

Heidrun Hurst: Ich danke Dir, liebe Carmen, dass du mich für dieses Interview angefragt hast, das ich gerne beantworte.

In „Die Kräutersammlerin und der zweifache Tod“ kämpfen die Heilerin Johanna und ihr Ehemann, der Flößer Lukas, mit mehreren Verbrechen im mittelalterlichen Schiltach des 14. Jahrhunderts. Da ist zunächst der Mietstallbesitzer Merckel, der eines Morgens ermordet in der Schweinesuhle liegt. Wie konnte es dazu kommen? In einer verborgenen Hütte im Wald wird eine tote Frau gefunden und dann wird auch noch Johannas Freundin Ida entführt. Was haben ihre Häscher mit ihr vor? Wird sie Ida je wiedersehen? Und wie passt das alles zusammen?

Die Geschichte ist eingebettet in die gesellschaftlichen Verhältnisse des mittelalterlichen Schwarzwaldes, in dem es auch immer wieder Kranke und Verletzte gibt, die Johanna zu versorgen hat.

Carmen Vicari: Dein Krimi spielt nicht nur im Schwarzwald, sondern zudem auch in einem realen kleinen Örtchen namens Schiltach. Wie kam zu der Auswahl des Ortes? Verbindet Dich etwas damit?

Heidrun Hurst: Zum einen ist Schiltach ein wunderschönes Städtchen. Vor allem die Altstadt ist ein wahres Schmuckstück im Schwarzwald, das ich vor dem Schreiben der Krimis schon kennengelernt hatte. Man könnte fast meinen, die Zeit sei dort stehengeblieben. Zwar wohne ich im Oberrheintal aber allzu weit entfernt liegt Schiltach nicht. Zum anderen verbindet eine lange Tradition das Städtle mit meinem Nachbarort. Am Willstätter Floßweiher endete die Fahrt der Schiltacher Flößer. Bis dorthin durften sie ihre Stämme die Kinzig hinabflößen, dann übernahmen die Rheinflößer oder das Holz wurde verkauft. Diese Tradition wird von beiden Flößervereinen in Festen und Treffen bis heute gepflegt. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis ich etwas davon mitbekam.

Carmen Vicari: Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus? Läufst du die Wege Deiner Protagonisten ab? Tauchst Du in Archive ein?

Heidrun Hurst: Archive nutze ich tatsächlich sehr gerne, um mich über einen historischen Zeitabschnitt in einer bestimmten Region zu informieren. In Schiltach war es so, dass ein ansässiger Ortshistoriker mich durch die Stadt geführt hat, um mir vor allem die Geschichte der Flößer an markanten Stellen zu erklären. Daneben hat er mich mit der betreffenden Literatur versorgt, denn die Schiltacher Geschichte ist sehr gut aufgearbeitet und dokumentiert. Auch heute noch steht er für aufkommende Fragen gerne zur Verfügung. Seit dem Beginn der Krimi-Reihe war ich immer mal wieder im Städtle. Ich habe die verschiedenen Museen besucht, die Schiltach zu bieten hat, bin tatsächlich Wege abgegangen, und habe mich an dem markanten Marktplatz aufgehalten oder mir die Gegend angeschaut, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Carmen Vicari: Dein neues Buch ist bereits der dritte Teil einer Reihe um die Heilerin und Kräutersammlerin Johanna. Kann man die Bücher unabhängig voneinander lesen oder sollte man die Reihe besser chronologisch angehen?

Heidrun Hurst: Man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen. Wer mehr über das Leben der Hauptprotagonisten wissen möchte, sollte aber bei Band 1 beginnen.

Carmen Vicari: Woher stammen allgemein Deine Ideen für Deine Bücher?

Heidrun Hurst: Meine Ideen entstehen über Dinge, die mich interessieren. Auch heute lerne ich immer noch gerne dazu. Oft sind es auch Ungerechtigkeiten, die mich dazu bewegen. Bei meiner Straßburg-Saga war es der Beruf des Henkers, und die Geschichte Straßburgs in jener Zeit, die mich tiefer graben ließen. Was ich fand, hat mich so gepackt, dass gleich mehrere Bücher daraus entstanden sind. Bei meiner Rheintal-Saga war es das Leben der armen Bergleute auf dem Schauinsland bei Freiburg, der Hanfanbau in meiner Gegend im 17. Jahrhundert und nicht zuletzt der 30jährige Krieg mit all seinen unnötigen Opfern. Für die Kräutersammlerinnen-Reihe habe ich mich mit alten Heilmethoden beschäftigt, der Mystik des Schwarzwaldes, dem harten Leben der Flößer und den Herzögen auf der mittelalterliche Burg, die es einst hier gab.

Carmen Vicari: Könntest Du Dir vorstellen auch in einem anderen Genre aktiv zu werden? Oder bist Du es vielleicht sogar schon unter einem Pseudonym?

Heidrun Hurst: Im Moment kann ich mir kein anderes Genre vorstellen. Genau genommen hätte ich gar keine Zeit dazu. Bis heute hält mich die Historie gefangen und ich habe noch so einige Ideen, die ich gerne verwirklichen möchte. Aber wer weiß? Vielleicht kommt das noch? Bisher hatte ich kein Pseudonym aber das wird sich in den nächsten Monaten ändern.

Carmen Vicari: Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Heidrun Hurst: Ich möchte das nicht auf einen Moment reduzieren, denn es ist immer schön, wenn mir auf die eine oder andere Weise vermittelt wird, das meine Bücher gefallen. Dann weiß ich, dass sich meine Arbeit gelohnt hat. Was mich jedoch sehr gerührt hat, ist die Tatsache, dass ein Mädchen ihren Namen einer Protagonistin aus meinen Wikingerbüchern verdankt. Ebenso wurde ein Wikingerschiff auf einen der Namen aus den Romanen getauft. Ich durfte sogar nach alter Wikingermanier mitfahren. Das war ein unvergessliches Erlebnis.

Auch die Nominierung von „Die Kräutersammlerin und der junge Flößer“ für den Literaturpreis von HOMER – historische Literatur war eine sehr große Freude.

Carmen Vicari: Und zu guter Letzt: Wird es eine Fortsetzung geben? Oder an was arbeitest Du gerade?

Heidrun Hurst: Zur Zeit arbeite ich an zwei Romanen aus einer gänzlich anderen Epoche, die mich völlig in ihren Bann zieht. Was danach kommt, ist noch offen. Vielleicht führt es mich wieder in den Schwarzwald und Johanna und Lukas zu neuen Abenteuern.

Carmen Vicari: Liebe Heidrun, vielen Dank für Deine Zeit und das interessante Interview.