On the Roof (Na střeše)

Jiří Mádl schrieb das Drehbuch zum Film "On the Roof (Na střeše)" und führte Regie. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der Film beginnt wie ein Krimi. Auf einem - zugegebenermaßen sehr großen - Dachboden in Prag befindet sich eine Marihuana-Farm. Bewirtschaftet wird sie von jungen Vietnamesen. Klar, dass die das nicht freiwillig machen. Während die Polizei den Dachboden stürmt, gelingt einem von ihnen unerkannt die Flucht. Als er keinen anderen Ausweg mehr sieht und vom Dach in die Tiefe springen will, begegnet ihm ein alter, schon lange pensionierter Lehrer, der zum Rauchen aufs Dach ging. Der gibt vor, ebenfalls zu springen und hält den Jungen damit davon ab, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Was man nun als Krimi hätte fortsetzen können, da er immerhin von moderner Sklaverei erzählt, wird als fabelhafte Geschichte einer Annäherung zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern erzählt. Der alte Lehrer, im alten System verhaftet, öffnet sich und entwickelt neue Sehweisen auf sich selbst. Der Junge entlockt ihm das Geheimnis seines Alleinseins. In der Wohnung des alten Herrn ist dem Anschein nach die Zeit stehengeblieben. Der verwegene Plan, den Vietnamesen mit einer Tschechin zu verheiraten, damit er im Land bleiben kann, erweist sich als ziemlich schwierig in der Umsetzung.

Erstaunlich schnell arbeitet sich der alte Mann in die Bedienung des Laptops ein, den er zur Erheiterung der Verkäuferin mit zusätzlich "zwei Mal Facebook“ erstehen will. Spitzbübisch entwickelt der schlitzohrige Alte eine Strategie, die es dem Jungen ermöglichen soll, zu bleiben und in Prag das zu machen, wofür er eigentlich herkam und was seine Familie glaubt, das er macht: Studieren.

Und dann kommen sie, die Tourismus-Bilder von Prag, die mehrmaligen BesucherInnen der „Goldenen Stadt“ zusätzlich zur ausgezeichnet schön erzählten und gefilmten Geschichte das Herz erwärmen. Wie Festivaldirektor Michael Kötz in der Begrüßung der Gäste sagte, ist „die Metamorphose eines Menschen, der ein besserer Mensch wird, immer die bessere Geschichte“.

Regisseur Jiří Mádl war selbst angereist, um beim 68. Internationalen Filmfestival Mannheim-Ludwigshafen seinen Film zu zeigen. Jiří Mádl wurde in Tschechien geboren, wo er heute ein sehr bekannter Schauspieler ist. Während eines Studienaufenthaltes in New York an der dortigen Filmakademie schrieb er das Drehbuch zu On the Roof (Na střeše) . Als er dort lebte, half er selbst einem Koreaner in seiner WG. Diese Geschichte hat er auf seinen Film übertragen, er selbst ist in dieser Hinsicht die Vorlage für den alten Mann.

Im sich an die Vorführung im Mannheimer Stadthaus anschließenden Filmgespräch mit Stefan Uhrik erfuhren die ZuschauerInnen, dass zehn Stunden, bevor die Dreharbeiten begannen, der ausgewählte Darsteller des Alten Mannes, Jan Tříska, verstarb und ein neues Casting nötig wurde. Alois Švehlík, Mitglied des Nationaltheaters in Prag, übernahm die Rolle des Antonín Rypar. Den jungen Mann spielte Duy Anh Tran.

Der Film läuft im Rahmen des Festivals noch mehrmals. Zum gesamten Programm des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg hier klicken. Das Festival findet vom 14. - 24. November 2019 statt.

Stefan Uhlik im Gespräch zum Film "On the Roof (Na střeše)" mit Drehbuchautor und Regisseur Jiří Mádl. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Der Film "On the Roof (Na střeše)" spielt in Prag. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz