Ein rostiger Klang von Freiheit
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OSLO 1968. Es herrscht Aufbruchsstimmung, von überall her ist der Klang von Freiheit zu hören. Es gibt politische Diskussionen, Proteste gegen den Vietnamkrieg, sexuelle Freiheiten werden ausgetestet, Büstenhalter brennen. Agathe meldet sich kurz vor dem Abitur von ihrem konservativen Gymnasium ab, um im neu gegründeten Versuchsgymnasium die freie Atmosphäre von Summerhill atmen zu können. Alles könnte gut sein, wenn sie in der eigenen Familie nicht immer vor neue Rätsel gestellt würde. Die Mutter will Agathe und ihren Bruder nicht mehr sehen, der Vater ist gar nicht der richtige Vater, und der kleine Bruder macht sich auf eine ganz eigene Reise.
Ein rostiger Klang von Freiheit
Toril Brekke lässt in ihrem Roman »Ein rostiger Klang von Freiheit« ihre Figur Agathe selbst erzählen. Das Jahr der Handlung ist 1968, der Ort ist Oslo. Alles ist im Umbruch, vor allem familiäre Strukturen. Es gibt, wie damals auch in Deutschland, Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und Straßenkämpfe. Agathe testet ihre sexuelle Freiheit auf dem schwarzen Betttuch eines Künstlers, der ihr, als er für eine Weile ins Ausland geht, seine Wohnung zur Verfügung stellt.
Agathe ist eigentlich selbst viel zu jung, um Ersatzmutter für ihren jüngeren Bruder zu sein. Denn ihre Mutter hat die beiden verlassen. Für einen anderen Mann und dann auch den wiederum für einen anderen. Eigentlich scheint sie eher vor ihren Kindern davonzulaufen. Was zählt mehr? Die eigene Freiheit oder die Verantwortung für die Kinder, die wir in die Welt setzen? Reicht es nicht aus, wenn man den Kindern, unabhängig vom Erzeuger, einen sozialen Vater zur Seite stellt, so wie sie es immerhin getan hat?
Nach und nach werden einige Familiengeheimnisse entblößt, die im Untergrund vor sich hin schwelten. Ist »Familie« lediglich ein Konstrukt, welches zum Schein aufgebaut wird?
Als der Agathes Onkel auftaucht, gerät der Schein ins Wanken. Ein »Fehltritt« gelangt ans Tageslicht, und dann noch ein weiterer, der so viel schwerer wiegt. Und plötzlich erscheint einiges in einem ganz anderen Licht.
Toril Brekke erzählt mit einer ganz eigenen Stimme und dabei sachlich. Wie aus einer Distanz heraus lässt sie die Ich-Erzählerin berichten. Das Leben einzelner vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher und politischer Umwälzungen. Ein Buch, welches einen auf ganz eigene Weise durch die Art des Erzählens in seinen Bann zieht. Und am Ende erfährt man dann auch und begreift, wovor Agathes Mutter floh.
»Ein rostiger Klang von Freiheit« ist in deutscher Übersetzung von Gabriele Haefs im Verlag Stroux Edition in sehr schöner, gebundener Aufmachung erschienen.
Die Autorin Toril Brekke wuchs als Tochter des Dichters Paal Brekke in Künstler-Kreisen in Oslo auf. Sie machte eine Ausbildung zur Typografin, arbeitete als Lehrerin und Journalistin. Seit 1976 verfasste sie Romane und Erzählungen sowie Kinder- und Jugendbücher. Zwischen 1987 und 1991 war sie Vorsitzende des norwegischen Schriftstellerverbandes und in den 1990er Jahren Mitglied des Komitees für den Literaturpreis des Nordischen Rates. Sie wurde im Jahr 2000 mit dem Literaturpreis der Riksmål-Gesellschaft und 2004 mit dem Amalie-Skram-Preis ausgezeichnet. Toril Brekkes Arbeiten sind geprägt von ihrem Interesse an menschlichen Beziehungen und von der Frage, warum wir in engen Beziehungen, aber auch zwischen den Geschlechtern, Klassen oder Ländern so handeln, wie wir es tun.
Die Übersetzerin Gabriele Haefs studierte Volkskunde, Sprachwissenschaft, Keltologie und Nordistik in Bonn und Hamburg, promovierte 1982. Für ihre Übersetzungen aus dem Norwegischen, Dänischen, Schwedischen, Englischen, Niederländischen und Gälischen erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen.