Cover von: Schweigendes Les Baux
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Bücher.de Preis: 16,00 €

Schweigendes Les Baux

Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc. Fall 8
Buch
Broschiert, 352 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3832181288

ISBN-13: 

9783832181284

Auflage: 

1 (17.05.2021)

Preis: 

16,00 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 257.940
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3832181288

Beschreibung von Bücher.de: 

Februar in der Provence - es wird langsam Frühling, die Mandelbäume blühen. Und Capitaine Roger Blanc wird nach Les Baux gerufen. In einem düsteren Tal unterhalb der berühmten Burgruine liegen die Carrières de Lumières, ein aufgegebener Steinbruch, in dem nun Kunstausstellungen gezeigt werden. Während eines Besuchs wurde ein Mann ausgeraubt und brutal ermordet. Wie sich zeigt, war das Opfer, Patrick Ripert, Privatdetektiv. Der wohlhabende Besitzer eines Mandelhofs in der Nähe hatte ihn erst wenige Tage zuvor engagiert, weil ein Bild aus seiner umfangreichen Sammlung gestohlen worden war. Wie hängt all das zusammen?

Blanc findet heraus, dass Ripert heimlich noch ganz andere Nachforschungen angestellt hat, und stößt auf ein grausames Verbrechen: Vor sieben Jahren wurde eine ganze Familie ausgelöscht, es war eines der blutigsten Dramen der französischen Kriminalgeschichte. Der Mörder ist damals in der Provence untergetaucht - und nie wieder hat jemand eine Spur von ihm gefunden. Bisjetzt. Als ein weiterer Mord geschieht, ist klar, dass Blanc dem Täter sehr nahe gekommen sein muss …

Kriminetz-Rezensionen

Mandeln und Mord

Im Februar zeigt sich in der Provence schon der Frühling. Die Mandelbäume blühen und auch Roger Blanc genießt vor seiner Mühle die milden Tage. Aber viel Muße hat er nicht. In einem alten Steinbruch bei Les Baux, der für Kunstausstellungen umfunktioniert wurde, liegt ein Mann mit durchgeschnittener Kehle. Es handelt sich um den Privatdetektiv Ripert, der sich auf Kunstraub spezialisiert hatte. 

Tatsächlich wurde er von Monsieur Féraud engagiert, dem reichen Besitzer eines Mandelhains und Kunstsammler, der sich auf die lokale Künstlerin Adry Novoli spezialisiert hat. Aus seinem Besitz ist ein kleines Gemälde verschwunden, da nur die Familie oder enge Freunde dazu Zugang hatten, wollte er die Suche diskret einem Privatdetektiv übergeben.

Nicht ganz logisch für Blanc, da die Bilder der Malerin keinen hohen Geldwert hatten, Ripert als Experte dagegen sehr teuer war.

Aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten in der Familie Féraud und auch Detektiv Ripert war noch einem weiteren, ganz anders gelagerten Fall auf der Spur.

Wie immer entwirft Cay Rademacher einen interessanten und vielschichtigen Plot, der von Beginn an spannend und auch ein wenig rätselhaft ist. Je weiter Blanc mit seinen Ermittlungen kommt, desto interessanter werden das Miträtseln und die Motivsuche für den Leser.

Für einen Autor, der selbst in der Provence lebt, darf natürlich auch die Landschaft eine prägende Rolle spielen und diesen Hintergrund gestaltet Rademacher sehr genussvoll, ohne sich in belanglosen Beschreibungen zu verlieren. Inzwischen ist mir Blancs Mühle schon sehr vertraut und fast schon ein Sehnsuchtsort geworden. Blancs Privatleben ist wieder in ruhigere Bahnen gelenkt worden, nachdem das gefährliche Spiel mit der Affäre mit Madame le Juge sein Ende gefunden hat und auch auserzählt war.

Capitaine Blanc ist ein Polizist, der sehr auf sein Team setzt und Marius Tonon ist ihm inzwischen ein guter Freund und Fabienne Souillard als Computerspezialistin unentbehrlich geworden. Mir gefällt die Entwicklung der Figuren im Lauf der einzelnen Fälle.

Aber jeder Fall ist völlig in sich geschlossen und man hat als Leser keine Wissenslücken, wenn man die vorgehenden Bücher nicht kennt.

Rademacher und Provence-Krimis, das passt!

Was geschah genau vor 7 Jahren?

Nachdem das letzte Buch des Autors um die Weihnachtszeit angelegt war, befinden wir uns jetzt im Februar, der Frühling steht vor der Tür und die Mandelbäume blühen, ebenso existiert Corona bereits in China und kommt immer näher und wird zu dieser Zeit noch völlig unterschätzt.

In einem Steinbruch nahe Les Baux findet derzeit eine Kunstausstellung statt und dort wird die Leiche des Detektivs Patrick Ripert gefunden – ihm wurde die Kehle durchtrennt und in seiner Manteltasche befindet sich lediglich der Führerschein. Er wurde erst vor Kurzem von Charles Féraud damit beauftragt, ein Bild der Malerin Adry Novoli zu finden, welches aus seinem Haus verschwunden ist. Jetzt wird stattdessen seine Leiche gefunden.

Capitaine Roger Blanc und seine Kollegen müssen den Mord aufklären, vielleicht finden sie nebenbei auch noch das Bild. Der Gedanke, dass die beiden Vorkommnisse zusammenhängen,  drängt sich fast auf.

Féraud war begeisterter Sammler der Bilder von Adry und meint, dass es nur einer aus seiner Familie oder ein Freund/Bekannter entwendet haben könnte, denn Einbruchspuren gibt es keine. 

Die Familie Féraud ist vor 7 Jahren von Paris in die Provence auf einen Mandelhof gezogen. Charles hat eine wesentlich jüngere Frau Sonia. Außerdem Sohn Bruno, der aus einer früheren Beziehung stammen muss und der sich intensiv mit der Bewirtschaftung des Hofes befasst. Ferner hat er noch zwei erwachsene Kinder mit seiner jetzigen Frau. Diese leben auch auf dem Hof, und zwar vor allem aus Geldgründen. Sohn Baptiste liebt das flotte Leben und als Hobby kümmert er sich um alte, ungelöste Kriminalfälle. Hier scheint ein Familiendrama, das sich vor 7 Jahren in der Gegend zugetragen hat, sein besonderes Interesse erweckt zu haben. Tochter Dorothée braucht ständig Geld für ihre Drogen und begleitet deshalb bevorzugt ältere Herren. Die Freunde von Charles bestehen hauptsächlich aus einem Arzt, der auch vor 7 Jahren hierher gezogen ist, dem Ausstellungsdirektor Maurice Pavy, einem Lehrer im Rollstuhl und einer Galeristin, die ihm die Bilder verkauft.

Bei den Nachforschungen stellt sich bald heraus, daß hier keiner eine weiße Weste hat, hinter jeder Figur gibt es ein Geheimnis. Man kann sich die Lage ungefähr so vorstellen, es gibt ein großes Brett, darauf sind alle Spielfiguren und der Autor schiebt sie mit seinen gewonnenen Erkenntnissen hin und mit neuen Hinweisen wieder her. Das gestaltet sich durchaus kompliziert, denn manches wird relativ schnell wieder auf den Kopf gestellt. Bei den Ermittlungen stellt sich als hindernd heraus, dass Roger Blancs Chef Nkoulou auch in die Sache verstrickt ist. Das Ende und die Auflösung gingen mir fast zu schnell, bieten aber auf jeden Fall noch einige Überraschungen.

Ich lese sehr gerne die Bücher von Cay Rademacher, egal ob sie im Hamburg oder in der Provence spielen. Das letzte Buch habe ich leider enttäuscht zugeklappt und ich bin froh, dass er mit diesem Krimi wieder zu seiner bekannten Form zurückgefunden hat. Der Autor liebt die Provence und ihre Menschen, das spürt man. Er beschreibt die Landschaft und die Atmosphäre so bildhaft, man möchte gleich hinreisen. Der Schreibstil lässt sich wie immer flüssig und spannend lesen, Cay Rademacher nimmt seine Leser mit, gibt Hinweise, lässt rätseln – natürlich auch in völlig falsche Richtungen - und überrascht mit dem Finale. Positiv fand ich, dass es zwischen Roger und Paulette endlich gefunkt hat, er scheint angekommen zu sein.

Ich fühlte mich wieder sehr gut unterhalten und empfehle das Buch sehr gerne weiter!

Abgründe und Ermittlungen, die in die Tiefe führen

Der neue Fall für Capitaine Blanc und sein Team beginnt unspektakulär an einem Ort, der für seine spektakulären Inszenierungen weit über die Provence hinaus bekannt ist. In den Carrières des Lumières, einem alten Bauxit-Steinbruch in der Nähe des mittelalterlichen Dorfes Les Beaux, finden jedes Jahr multimediale Kunstausstellungen statt. Werke bedeutender bildender Künstler werden an die Wände projiziert – es ist eine außergewöhnliche Show aus Licht- und Toneffekten.

Diesen Umstand nutzt auch der Mörder, der den Kunstdetektiv Jacques Ripert während einer Veranstaltung mit Hunderten von Menschen eiskalt ersticht. Niemand hat etwas bemerkt. Die Suche nach dem Mörder gleicht der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.

Engagiert wurde der Kunstdetektiv von Charles Férraud, einem ehemaligen Werbemanager aus Paris, der seit sieben Jahren in der Provence lebt und sich beruflich neu orientiert hat. Er betreibt einen Mandelhof. Gerade jetzt – im Februar am Beginn des Frühlings in der Provence – stehen sie in voller Blüte. Die wunderbaren Beschreibungen von Natur und Landschaft, die Cay Rademacher außerordentlich gut schildert, wecken den Wunsch, alles einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Doch die Ermittler können die Szenerie nur in ihren wenigen Pausen genießen, denn die Familie und Freunde von Charles Férraud stellen sie vor immer neue Ungereimtheiten und Überraschungen. Der Lösung des Falls kommen sie erst näher, als sie die familiären Verhältnisse des Opfers genauer betrachten.

Aber zuerst stoßen sie auf ein anderes ungeklärtes Verbrechen, was vor sieben Jahren in der Provence geschah. Eine ganze Familie wurde eiskalt ermordet und der Täter nie gefunden. Es scheint einen Zusammenhang zu Blancs aktuellem Fall zu geben, in dem die Zahl Sieben immer wieder eine große Rolle spielt.

Ermittelt wird in alle Richtungen – aber nichts passt wirklich zusammen. Da geschieht etwas Unerwartetes und plötzlich gerät auch Commandant Nkoulou, der Vorgesetzte von Capitaine Blanc, am Rande ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Dieser korrekte Beamte scheint privat Schwächen zu haben, die seiner Karriere gefährlich werden könnten.

Geschickt wird in den Krimi auch immer etwas Privates der Ermittler einbezogen. Die Affäre von Roger Blanc mit der Untersuchungsrichterin Aveline scheint endgültig beendet, aber dafür entwickelt sich ganz zart und verheißungsvoll eine Beziehung zu seiner Nachbarin Paulette. Sein Kollege Marius Tonon, der seine Alkoholsucht überwunden hat, überrascht in diesem Krimi immer wieder durch brillante Einfälle, die die Ermittlungen voranbringen. Auf die Computer-Spezialistin Fabienne ist eine sichere Bank, sie kann allen elektronischen Geräten immer neue Geheimnisse entlocken.

Die Geschichte, die Cay Rademacher flüssig und leicht lesbar erzählt, ist mitreißend, komplex, ohne konstruiert zu wirken und atmosphärisch dicht beschrieben. Bevor der aktuelle Fall schlüssig und überzeugend gelöst wird, passieren noch weitere unerwartete Morde und fordern in einem dramatischen und spektakulären Finale vor der Kulisse der gewaltigen Alpilles noch einmal alles von Capitaine Blanc und seinen Kollegen.

Fazit:
Aus meiner Sicht ist »Schweigendes Les Beaux« eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten, mit Ecken und Kanten, spannenden Ermittlungen und einem anderen Blick auf die Provence lesen möchten. Dieser Krimi beinhaltet noch eine Besonderheit – die Vorahnung von Veränderungen, die ein Virus aus Asien mit sich bringt und uns alle noch heute in Atem hält. Gern vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf den nächsten Fall.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerterweise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.