Stuttgart 1804. Das heimlich in einem Gasthof geborene Mädchen Christiane wird seiner adeligen Mutter weggenommen. Durch Herzensbildung oder durch Strenge und Zwang, wie gedeiht ein Kind am besten? Ein Erziehungsexperiment, bei dem die Spielkarten Herzsieben und Ecksteinsieben eine geheimnisvolle Rolle spielen. Christiane wird wie ein Spielball hin- und hergeworfen. Mit siebzehn tanzt sie auf einem Maskenball in den Himmel der Liebe. Sie isst eine Chocoladentorte, doch diese ist vergiftet. Zufall oder Mordversuch?
Das „Mündel des Hofmedicus“ ist der Auftakt einer Reihe, recherchiert anhand von Gerichtsakten. Jutta Weber-Bock ist im Landesarchiv Baden-Württemberg zufällig auf das Schicksal des Mädchens Christiane gestoßen. Eckpunkte ihres Lebens sind überliefert, aber viele Fragen sind offen geblieben, was die Autorin gereizt hat, die Lebensgeschichte neu zu erfinden. Wenn das Ende – »Die Hinrichtung der Giftmörderin Christiane Ruthardt« – bekannt ist, hat sie sich gefragt, was stand am Anfang? Was hat es bedeutet, heimlich in einem Gasthof geboren und der adeligen Mutter weggenommen zu werden? Und welche Rolle haben die in der Presse erwähnten Spielkarten Herzsieben und Ecksteinsieben gespielt? Im Spielkartenmuseum Leinfelden-Echterdingen ist Jutta Weber-Bock auf die Cotta’schen Kartenalmanache gestoßen. Als sie das erste Mal die Zeichnungen von Charlotte von Jenison-Walworth gesehen hat, war sie wie elektrisiert und hat die Spielkarten in der Geschichte stellvertretend für die beiden Seiten der Erziehung angelegt. Die Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit ist dabei fließend geblieben.
Jutta Weber-Bock ist auch mit Begeisterung zu den Original-Schauplätzen gereist. Es war sehr spannend, wie ein Thema zum nächsten geführt hat und nicht nur einmal verblüffend, wie Orte plötzlich eine Handlung in Gang gesetzt haben, die vorher so nicht angedacht war. So wurden Plätze zu Schauplätzen, wie der Dachboden des alten Pfarrhauses in Kirchberg an der Murr.
Manchmal aber haben auch fiktive Personen eine Recherche angestoßen. Was könnte auf dem Speiseplan der Köchin Amalie gestanden haben? Die Württembergische Landesbibliothek wusste dazu einen Rat. Bei Luise Sonnewald, »Die vollkommene Köchin oder ein neues schwäbisches Kochbuch aus dem Jahr 1832« fand Jutta Weber-Bock ein Rezept für eine Chocoladentorte mit 22 Eiern und daraus entstand eine Idee. Die Chocoladentorte ist vergiftet. Zufall oder Mordversuch?
Viel Spaß beim Lesen des historischen Romans »Das Mündel des Hofmedicus«. Der Band erscheint am 8. Juli 2020 und kann bereits jetzt in allen Buchhandlungen vorbestellt werden.
Homepage zum Buch (mit Bildern und Leseproben): https://das-muendel-des-hofmedicus.weber-bock.de

© Foto: Wolfgang Haenle, Stuttgart

© Abbildung: Gmeiner-Verlag

»Vom Metzinger Lindenplatz, wo der Viehmarkt stattfand, zog sich die Langgasse, die geschottert und mit Kandeln versehen war, gen Rathaus. Sie beherbergte niedrige Bauernhäuser, Handwerkerstätten und Ladengeschäfte. An Markttagen stauten sich hier Leiterwagen, Räuberkarren und Gespanne aus den umliegenden Orten. Im Norden begrenzten Kelterplatz und Spalerbach das Pfarrdorf. Enge, krumme Straßen zogen sich in einem weiten Bogen gegen Mittag zu um die baumbestandenen Schlossgärten inmitten des Häusergewirrs bei der Martinskirche.«
© Foto: Wolfgang Haenle, Stuttgart

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