Rolf Uliczka im Interview über seinen neuen Krimi »Dünentod auf Baltrum«

Ostfrieslandkrimi-Autor Rolf Uliczka im Interview zu seinem neuen Buch »Dünentod auf Baltrum«

Dünentod auf Baltrum – Interview zum Buch

1. Ihr neues Buch »Dünentod auf Baltrum« ist erschienen. Würden Sie uns in eigenen Worten beschreiben, worum es in Ihrem neuen Krimi geht?

Rolf Uliczka: Das historische Ostfriesland der Häuptlingszeit stand Pate bei der Geschichte über den »Wunderheiler von Baltrum« in der Dünenidylle der kleinsten Ostfriesischen Insel. Aber auch die Hippieära der 60er/70er Jahre hinterließ ihre Spuren im Plot …
Jedenfalls ist das spätere Mordopfer Thade tom Brook nicht nur ein Heilpraktiker mit bemerkenswerten Heilungserfolgen, sondern auch ein Rohkostfanatiker, der mit seinen publizierten Rezepten schon mancher Frau wieder zur Traumfigur ihrer Jugendzeit verhalf. So manche vergöttert ihn dafür, was er durchaus zu nutzen weiß.
In den Tagen vor der bei seiner Community inzwischen sehr beliebten Sommersonnenwendfeier pflegt sich der »Guru« in weiblicher Begleitung in seiner Meditationshütte in den Dünen auf dieses Ereignis einzustimmen. Diesmal kommt es aber anders. Man findet ihn erhängt in seiner Hütte und zunächst spricht auch ein umgestoßener Stuhl dafür, dass es sich um Suizid handelt. Aber wie so oft: Der Schein trügt.

2. Thade tom Brook und seine Frau verfügen über ein »riesiges Areal«, wie es im Klappentext heißt. Was ist darunter genau zu verstehen?

Rolf Uliczka: Die Dünenlandschaften – nicht nur der Ostfriesischen Inseln – haben einen prägenden Charakter für die jeweilige Insel. Zugleich sind sie mit ihrer breitgefächerten Fauna und weitgehenden Unberührtheit ein Rückzugsort für viele Vogelarten. Da wundert es nicht, dass gerade Baltrum als die kleinste Ostfriesische Insel vor allem in ihrem Ostteil über eine sehr prägnante und schöne alte Dünenstruktur verfügt. Gemessen an der gesamten Nutzfläche, die mit etwa sechzig Hektar zehn Prozent der Gesamtfläche der Insel ausmacht, kann man die fast zehn Hektar in den Ostdünen, deren Eigentümer Thade tom Brook und seine Frau sind, schon als ein »riesiges Areal« bezeichnen.

3. Ein »Guru«, der auch bei den Frauen nichts anbrennen ließ, und Selbstmord scheinen nicht so richtig zusammenzupassen. Wen haben Kommissarin Femke Peters und ihr Team im Verdacht?

Rolf Uliczka: Der »Guru« hatte seine Community zur jährlichen Sommersonnenwendfeier mit anschließendem Seminar auf die Insel eingeladen. Zum Zeitpunkt seines Todes halten sich daher schon eine Menge Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Unterkunft auf seinem Areal auf. Auch wenn es zunächst wie ein Selbstmord auszusehen scheint, kommen bei Kommissarin Femke Peters und ihrem Team sehr schnell Zweifel daran auf. Auch das ausschweifende Liebesleben des »Wunderheilers« bleibt nicht lange ein Geheimnis, womit natürlich der Klassiker unter den Mordmotiven, Eifersucht, ins Spiel kommt. Alleine schon aufgrund der großen Anzahl an Seminarteilnehmern für das Soko-Team eine besondere Herausforderung.

4. »Baltrum – die kleinste, aber liebenswerteste Ostfriesische Insel in der Nordsee!«, heißt es auf der offiziellen Webseite der Insel. Wie kam es, dass ausgerechnet Baltrum zum Schauplatz Ihres neuen Ostfriesenkrimis wurde?

Rolf Uliczka: Gerade das Genre der Ostfrieslandkrimis lebt ja von der Spannung, die sich zwischen einer beschaulichen Landschaftsidylle und dem Unerwarteten aufbaut. Und dazu eignete sich die kleinste Insel Baltrum, die auch als das »Dornröschen« unter den Ostfriesischen Inseln bezeichnet wird, geradezu perfekt.
Hinzu kam, dass Baltrum tatsächlich im 14./15. Jahrhundert zum Herrschaftsgebiet der Häuptlinge tom Brok gehört haben soll, was mich zu der Fiktion brachte, dass es noch ein Areal als Überbleibsel aus der Historie in den Ostdünen gibt.

5. Heilpraktiker, wie ja auch das Mordopfer in Ihrem neuen Buch einer war, sehen sich gerade in den letzten Jahren regelmäßigen Angriffen ausgesetzt. Alles nur Geldmache ohne Wirkung, sagen die einen. »Wer heilt, hat recht«, die anderen. Was halten Sie von dieser Diskussion?

Rolf Uliczka: Für mich haben sowohl konventionelle wie auch alternative Formen der Medizin ihre Daseinsberechtigung. Beide haben zum Teil beachtliche Heilungserfolge vorzuweisen. Die Fortschritte der Schulmedizin, insbesondere auch im Bereich der Prävention und Diagnostik, sind für mich immer wieder sehr beeindruckend!
Andererseits hatte ich bereits als Kind die Gelegenheit, alternative Heilungserfolge meines Urgroßvaters live mitzuerleben. Die Erwachsenen hatten schlichtweg übersehen, dass ich still in einer Ecke des Raumes saß, der sowohl als Schneiderstube, Wohn- und Essraum wie auch als Küche und Behandlungszimmer in der reetgedeckten Kate diente. So konnte ich zum Beispiel miterleben, wie mein Urgroßvater durch »Besprechen«, wie das die Erwachsenen nannten, das Blut aus einer Verletzung eines Bluters zum Stillstand bekam.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.