Sieben Fragen an Jan Mehlum

Das Foto zeigt Jan Mehlum. © Jo Michael

Jan Mehlum, 1945 in Tønsberg/Norwegen geboren, ist Diplom-Ökonom und Soziologe. Er hat u. a. als Lehrer, Auslandsexperte, Gesellschaftsforscher und Dozent für Soziologie an der Universität Vestfold gearbeitet.

Seine Krimis um Svend Foyn landen in Norwegen regelmäßig auf der Bestsellerliste und wurden unter anderem mit dem Rivertonpris für den besten Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet. Jan Mehlum lebt in Tønsberg.

Im Grafit-Verlag ist soeben sein Kriminalroman Kalte Wahrheit erschienen. Übersetzt haben ihn Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann.

Für Kriminetz beantwortete Jan Mehlum sieben Fragen.

Kriminetz: In Ihrem Roman heißt es von Norwegen, es sei „ein übersättigtes Land am Rande der Welt“. Was ist die Basis für den Wohlstand Norwegens?

Jan Mehlum: Der norwegische Wohlstand beruht eigentlich auf Seefahrt, Fischerei, billiger (und umweltfreundlicher) Stromproduktion und jetzt auf dem Öl. Außerdem waren ein hoher Ausbildungsstandard, Gleichberechtigung im Beruf und stabile politische Verhältnisse sehr wichtig.

Kriminetz: Selbstmord, wie ihn dem Augenschein nach Elvira Widerberg verübt hat, nachdem sie vergeblich bei Rechtsanwalt Svend Foyn Hilfe gesucht hat, gilt in Deutschland als eine der häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen. Verhält es sich in Ihrem Land ähnlich?

Jan Mehlum: Ja, das ist leider so. Vor allem bei jungen Männern, aber auch junge Norwegerinnen begehen Selbstmord.

Kriminetz: Zu Beginn von „Kalte Wahrheit“ weist der Teenager den Rechtsanwalt zurecht. Sollten Jugendliche Erwachsenen öfters Grenzen zeigen?

Jan Mehlum: Aber unbedingt!

Kriminetz: Eine Ihrer Figuren, Christian Salvesen, sagt den Satz „Frauen sind klüger als Männer.“ Auf der offiziellen deutschen Website Norwegens ist zu lesen, dass „derzeit in Norwegen mehr Frauen als Männer ein Hochschulstudium betreiben“. Ist auch dies Teil des Erfolgs der norwegischen Gesellschaft - wenn man denn Erfolg in Wohlstand bemisst?

Jan Mehlum: Ja, das stimmt schon, derzeit studieren in den meisten Fächern mehr Frauen als Männer, auch in solchen, in denen bisher die Männer dominiert haben, wie Jura, Wirtschaftswissenschaften und Medizin.

Kriminetz: Inspiriert der skandinavische Winter besonders zum Krimi-Schreiben?

Jan Mehlum: Ich glaube, da ist was Wahres dran. Dunkelheit, Kälte und eine große Prise Einsamkeit: Nordic Noir.

Kriminetz: Eine Konstante im Leben von Rechtsanwalt Svend Foyn ist die Hündin Hulda. Mögen Sie selbst auch Hunde?

Jan Mehlum: Oh ja, und wie. Aber einen Bernhardiner hatte ich noch nie, nur Boxer und Bouvier des Flandres.

Kriminetz: Sie haben neben anderen Ländern auch in Deutschland gelebt. Erinnern Sie sich an etwas besonders gerne?

Jan Mehlum: Ich habe einige Jahre in Ostafrika gewohnt, in Tansania. Das war sehr wichtig für meine Auffassung von Welt und Wirklichkeit. Und als sehr junger Mann war ich einige Jahre in Hamburg, klar, dass das eine große Rolle gespielt hat.

Kriminetz: Vielen Dank, Jan Mehlum, für die Beantwortung der Fragen und Gabriele Haefs für die Übersetzung.

Die norwegische Website von Jan Mehlum

„Kalte Wahrheit“ im Grafit Verlag