Sieben Fragen an Lisa Graf-Riemann

Das Foto zeigt Lisa Graf-Riemann. Foto: © Christina Neuburger

Die Schriftstellerin Lisa Graf-Riemann ist in der Dreiflüssestadt Passau aufgewachsen. Heute lebt sie im Berchtesgadener Land, unweit von Salzburg. Sie studierte Romanistik und Völkerkunde, hat an Kindlers Neuem Literaturlexikon mitgeschrieben und redigiert. Sie spricht fünf Sprachen. Neben Krimis schreibt Lisa Graf-Riemann Reise- und Kulturführer. Dieser Tage erscheint ihr neuer Roman Eisprinzessin. Die Schriftstellerin ist bei den Mörderischen Schwestern und im SYNDIKAT.

Für Kriminetz beantwortete Lisa Graf-Riemann sieben Fragen.

Kriminetz: In deinem neuen Krimi „Eisprinzessin“ ermittelt der Ingolstädter Hauptkommissar Stefan Meißner in seinem dritten Fall. Was ist passiert?

Lisa Graf-Riemann: Es geht sozusagen ans Eingemachte. Meißner kommt mit seinem neuen Ermittlerpartner nicht zurecht, der nicht nur Kollegen und Freunde auf seine Seite zieht und ihn beim Chef schlecht dastehen lässt, sondern auch noch ratzfatz einem Verdächtigen ein Geständnis entlockt, von dessen Unschuld Meißner überzeugt ist. Zum für Meißner ungünstigsten Zeitpunkt wird dann noch eine Leiche im Kühlhaus gefunden. Für alle anderen scheint der Fall damit gelöst, doch Meißner bockt und geht seinen eigenen Weg.

Kriminetz: Was inspiriert dich zu deinen Kriminalromanen?

Lisa Graf-Riemann: Mit der Inspiration ist es so eine Sache. Manchmal recherchiere ich tage- und wochenlang und es zündet einfach nicht so richtig. Dann lese ich eine Kleinanzeige, eine kurze Notiz in der Tageszeitung und es hört nicht mehr auf in meinem Kopf zu rattern, bis die Geschichte zu Papier gebracht wird.
In den letzten Jahren gab es einige Fälle, wo es aufgrund von Geständnissen zu Verurteilungen kam. Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass die Verurteilten zu Unrecht im Gefängnis saßen. Solche Fälle motivieren mich eine Geschichte zu schreiben, die unterhält und zudem Zustände sichtbar macht, die es wert sind hinterfragt zu werden.

Kriminetz: Du schreibst auch gemeinsam mit deinem Lebensgefährten Ottmar Neuburger. Bei Emons erschien euer erfolgreicher Krimi „Hirschgulasch“. Wird ein Roman schneller fertig, wenn man zu zweit dran schreibt? Wie darf man sich eure gemeinsame Arbeit vorstellen?

Lisa Graf-Riemann: Vielleicht sparen wir uns ein paar Minuten beim Tippen, die gehen aber garantiert wieder drauf beim Diskutieren und Aufmuntern, zumindest wenn man gemeinsam mit Ottmar Neuburger schreibt. Die Zeitersparnis ist also nicht der große Vorteil, aber es gibt Vorteile, die schwerer wiegen. Uns macht es an sich riesigen Spaß gemeinsam zu schreiben, vorausgesetzt, wir sind nicht gerade dabei uns die Augen auszukratzen, weil einer den anderen zur Unzeit kritisiert hat. Denn, ganz ehrlich, wir sind schon beide ziemliche Mimosen, arbeiten aber daran, uns zu Kakteen weiterzuentwickeln.
Neben dem Spaß gibt es auch praktische Gründe, die das Schreiben im Duett bietet. Wenn wir zusammen schreiben, können wir auf das doppelte Wissen, die doppelte Erfahrung und die doppelte Motivation zugreifen, und das ist toll.

Kriminetz: Wird es eine Fortsetzung der gemeinschaftlichen Autorentätigkeit geben?

Lisa Graf-Riemann: Ja, wir sind schon am Kratzen und Beißen. Unser neuer Roman hat den nicht ganz so originellen Arbeitstitel „Hirschgulasch 2“ und wird im Frühjahr 2014 im Emons-Verlag erscheinen. So viel kann ich schon verraten.

Kriminetz: Du hast mehrere Reiseführer geschrieben, darunter auch „111 Orte in Berchtesgaden die man gesehen haben muss“, wo du dich bestens auskennst. Welches ist denn dein eigenes Reise-Lieblingsland?

Lisa Graf-Riemann: Meine nächste große Reise wird mich hoffentlich nach Venezuela führen. Ich will dort ein Tepui besteigen, einen knapp 3000 Meter hohen Tafelberg, von dem die Indios glauben, er sei eine Wohnung der Götter. An der nötigen Fitness arbeite ich noch.

Kriminetz: Nachdem du eine Expertin für Fettnäpfchen in Spanien bist, würden wir gern ein Fettnäpfchen kennenlernen, in das du selbst getappt bist.

Lisa Graf-Riemann: Ein erwähnenswertes auf spanischem Boden fällt mir gerade nicht ein, aber immerhin eines mit einem Spanier. Als ich meinen “Fettnäpfchenführer Spanien” am Instituto Cervantes in Bremen präsentierte, wurde mir draußen im Garten ein Mann vorgestellt (“Das ist Carlos”), der mich sofort duzte (sehr spanisch!) und sich nett mit mir unterhielt. Nach einiger Zeit fragte ich ihn: “Und was machst du hier am Institut, unterrichtest du?” Darauf er: “Nein, ich bin der Direktor.”

Kriminetz: Hat dich die Nähe zum Wasser in Passau geprägt? Wohnst du wieder nahe am Wasser?

Lisa Graf-Riemann: Der Königssee, den ich vor der Nase habe, hat Trinkwasserqualität und ist ein Paradies, besonders für Eisschwimmer. Aber Passau mit seinem vielen Wasser, seinen Gässchen und Plätzen hat mich schon geprägt. Nach dem Wegzug aus Passau habe ich fast jede Nacht von Italien geträumt. Als mein Mann dann zum ersten Mal mit nach Passau kam, sagte er: “Jetzt weiß ich, wo dein Italien liegt.

Zur Website von Lisa Graf-Riemann
Zum blog