Sieben Fragen an Marlies Grötzinger

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Marlies Grötzinger. Foto: © Benjamin Fetscher.

Marlies Grötzinger lebt in Oberschwaben und am Bodensee. Sie hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht. Besonders am Herzen liegt der Oberschwäbin ihre Muttersprache: Landauf landab lieben Dialektfreunde ihre humorvollen Mundarttexte. Soeben hat sie einen Band mit dem Titel »Sapperlott nomol« veröffentlicht. Für »herausragende Verdienste um die Heimat« wurde sie von der baden-württembergischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit der Heimatmedaille des Landes ausgezeichnet. In ihren Romanen »Seenot«, »Seebeben« und »Seerausch« erzählt die Schriftstellerin spannend und kenntnisreich vom Treiben am Schwäbischen Meer.

Für Kriminetz beantwortete Marlies Grötzinger sieben Fragen.

Kriminetz: Ist der Bodensee so friedlich und heiter, wie er in Urlaubsstimmung auf einen wirkt? Oder gibt es finstere Tiefen?

Marlies Grötzinger: Meistens zeigt sich der Bodensee von seiner einladenden Seite: friedfertig und sich seiner Schönheit bewusst. Aber er hat auch noch ein anderes Gesicht und von dem erzähle ich in meinen Bodensee-Romanen.

Kriminetz: Gab es für „Seenot“, deinen ersten Bodensee-Krimi, eine reale Vorlage?

Marlies Grötzinger: Ja, die gab es tatsächlich. Eine harmlos klingende Zeitungsmeldung über ein Schiffsunglück hat mich neugierig gemacht: Elf Bestatter aus ganz Deutschland sind bei Sturm verunglückt und nur dank ein paar glücklichen Umstände dem eigenen Tod entronnen. Ich hab recherchiert und eine fast unglaubliche Geschichte über das Versagen der Seenotrettung ans Tageslicht befördert. Das Geschehen hab ich dann zu einem spannenden Roman verdichtet, den ein dokumentarischer Anhang und ein Interview mit den Rettern ergänzen.

Kriminetz: Welches ist dein persönlicher Lieblingsplatz am „schwäbischen Meer“?

Marlies Grötzinger: Der Bodensee ist meine zweite Heimat und da fällt mir die Wahl schwer. Das quirlige Konstanz hat genauso seinen Reiz wie das beschauliche Bodman-Ludwigshafen am Ende des Überlinger Sees oder das mittelalterliche Meersburg. Vor kurzem hat der SWR einem meiner Lieblingsplätze, der „Malerecke“ bei Langenargen, sogar einen Beitrag in der Landesschau als „sagenhaftem Ort“ gewidmet.

Kriminetz: Theresia Bauer MdL, hat dir, als sie Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg war, die Medaille "Für Verdienste um die Heimat Baden-Württemberg" verliehen. Wofür bekamst du diese ehrenvolle Auszeichnung?

Marlies Grötzinger: Sehr wahrscheinlich, weil ich mich stark für den Erhalt der schwäbischen Mundart engagiere: Ich habe mehrere Bücher in meinem schwäbischen Dialekt verfasst, jüngst ist „Sapperlott nomol“ erschienen mit Kurzgeschichten und Gedichten. Sehr gern präsentiere ich meine Werke interessierten Menschen bei Lesungen und Vorträgen.

Dann bin ich ehrenamtlich viel unterwegs, zum Beispiel aktiv im Team des Oberschwäbischen Kalenders, einem sozialen Projekt, mit dem wir jährlich Spenden in fünfstelliger Höhe generieren.

Kriminetz: Du bietest den Kurs „Schwäbisch für Zugezogene“ an. Kann man die Aussprache im Erwachsenenalter noch korrekt lernen? Oder dient der Kurs eher dem Verständnis des Dialektes?

Marlies Grötzinger: Nein, das ist unmöglich, die Muttersprache sollte man bereits mit der Muttermilch aufgesogen haben. Schwäbisch kann man nicht in wenigen Stunden lernen. In meinen Kursen „Schwäbisch für Anfänger“ thematisiere ich natürlich die Unterschiede zur Standardsprache, aber vor allem werbe ich für ein besseres Miteinander, für mehr gegenseitiges Verständnis von Einheimischen und Zugezogenen.

Übrigens versuche ich im Rahmen des Projekts „Mundart in der Schule“ bereits jungen Menschen den Dialekt als wertvolles Kulturgut nahezubringen.

Kriminetz: Die Narrenzunft Burgrieden ist Teil der Alemannischen Fasnacht. Ich habe in Isny, dem früheren Wohnort meines Mannes, sehr oft Narrensprünge erlebt. In welchem Kostüm warst du mit dabei?

Marlies Grötzinger: Ich hab in meiner aktiven Zeit als „Riffelweible“ Schabernack getrieben. Das „Riffelweible“ war der Sage nach ein kleines, buckliges Weiblein mit Glotzaugen, das Spätheimkehrern des Nachts begegnete und sie mit einem Bann belegte. Erst als sich der Bann gelöst hatte, konnten sie ihren Weg fortsetzen. Diese Figur hat die Narrenzunft als Fasnetsfigur aufgenommen.

Kriminetz: Nun haben wir ja offenbar die Corona-Pandemie weitgehend überwunden. Was hast du während des Lockdowns am meisten vermisst?

Marlies Grötzinger: Den Austausch, das Zusammenkommen mit Menschen. Doch ich muss gestehen, die sonderbare Zeit hatte für mich auch einen Vorteil: Da nahezu sämtliche Lesungs- und Vortragstermine abgesagt wurden, konnte ich mich intensiver dem Schreiben widmen. Meinen Roman „Seerausch“ hab ich in relativ kurzer Zeit verfasst. Leider konnte dann auch keine Buchvorstellung stattfinden.

Kriminetz: Vielen Dank, Marlies Grötzinger, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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